Wie viele Quadratmeter sollen’s denn sein?
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin
Wie viele Quadratmeter sollen’s denn sein?
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Klingbeil, Kirsten, Berlin
Nein, die hiesige Faszination für japanische Architektur hat kaum damit zu tun, dass der Pritzker-Preis achtmal nach Japan und nur zweimal nach Deutschland ging. Ganz sicher nicht! Das ist lediglich einer dieser sogenannten Funfacts, auf die man bei der Recherche immer wieder stößt – und die zu schön sind, um sie nicht irgendwann an passender oder unpassender Stelle unterzubringen. Ist hiermit geschehen! Unbeeindruckt von nationalen Nobelpreis-der-Architektur-Verteilungen haben wir jedenfalls nicht gezögert, als der Architekturjournalist und langjährige Japan-Kenner Ulf Meyer uns eine Ausgabe zu Mini-Häusern vorschlug, die ihm bei seinen zahlreichen Besuchen im „Land der aufgehenden Sonne“ (kein abgegriffenes Klischee, sondern eine mögliche Übersetzung des landessprachlichen „Nippon“) zuletzt verstärkt begegnet sind.
Warum hat uns die Idee gefallen? Was können kleine Wohnhäuser in Japan deutsche Architektinnen und Architekten lehren? Vielleicht vor allem dies: dass es möglich ist, auf durchschnittlich zwanzig Quadratmetern pro Person zu wohnen – wie in Tokio –, statt auf fast fünfzig, wie wir es inzwischen in Deutschland tun. Natürlich lässt sich nichts davon eins zu eins übertragen: weder einschalige Sichtbetonfassaden noch weitgehend ungedämmte Membrandächer, weder die Nachbarschaft im Abstand von vierzig Zentimetern noch die dichte städtische Infrastruktur, die Teile des Wohnens gleichsam nach außen verlagert und derart reduzierte Flächen überhaupt erst ermöglicht – von jahrhundertealten kulturellen Prägungen ganz zu schweigen. Doch gerade das macht den Blick nach Japan so inspirierend: zu sehen, dass sich fast jeder Aspekt des Bauens auch vollkommen anders denken lässt, als wir es gewohnt sind.
Zwei Große
Im Juli titelte der Tagesspiegel: „1,75 Millionen Quadratmeter ungenutzt: Vor allem in Berlin stehen immer mehr Büros leer.“ Und dennoch entstehen in der Hauptstadt weiterhin neue, zum Teil sehr große Bürohäuser, darunter auch ausgesprochen gute. Zwei davon stellen wir ab Seite 44 vor, ohne zu verschweigen, dass (zumindest bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe) für eines leider noch die Nutzer fehlen – zumindest für die Innenräume, denn auf dem Dach wimmelt es schon. Das andere Haus ist bezogen, von diversen Unternehmen, aber auch von einer privaten Hochschule, die sich die großzügigen Flächen individuell ausgebaut hat. Entworfen wurden beide Gebäude von Berliner Büros: Müller Reimann planten zusammen mit Realace in Neukölln, Grüntuch Ernst Architekten mit Capatti Staubach in Charlottenburg.






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