Bauwelt

Unvollständig

Das Büro Baukunst gibt in der Architektur Galerie Berlin Hin­weise auf seine Entwurfshaltung

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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    Als nie wirklich vollständig will das Büro Baukunst seine Bauten und Projekte verstanden wissen.
    Foto: Jan Bitter

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    Die Ausstellungsinszenierung folgt dieser Auffassung.
    Foto: Jan Bitter

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    Die Ausstellungsinszenierung folgt dieser Auffassung.

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Unvollständig

Das Büro Baukunst gibt in der Architektur Galerie Berlin Hin­weise auf seine Entwurfshaltung

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Schalwände, Sprieße, Mörtelsäcke: In der Architektur Galerie Berlin wird umgebaut. Allerdings nicht zwischen zwei Ausstellungen, das wäre normal, sondern während der Laufzeit einer Schau. Mancher mag sich erinnern, dass der Galerieraum in der Karl-Marx-Allee schon einmal so wirkte, als sei er wegen Umbaus geschlossen. Tat­jana Bilbao schuf vor zehn Jahren eine Gerüst­instal­lation, die potenzielle Besucher verunsicherte, ob sie nicht ein paar Tage zu früh oder zu spät gekommen waren (Bauwelt 36.2013).
Dieses Mal ist es das Büro Baukunst, das hier einen Ort des Übergangs, eine Atmosphäre des Unfertigen inszeniert hat. Und eine Inszenierung ist es, ganz klar, denn wirklich gearbeitet wird gerade nicht. Baukunst mit Sitz in Brüssel und Lausanne wurde 2010 von Adrien Verschuere gegründet. Internationale Aufmerksamkeit erregte das Büro mit einem Sportzentrum im bel­gischen Spa (2017) und dem gemeinsam mit Bruther aus Paris realisierten Studentenwohnheim in Saclay (Bauwelt 5.2021).
Betritt man die Galerie, kommen einem tatsächlich Zweifel, ob die Schau mit dem Titel „Incomplete Works“ schon fertig ist oder sie etwa bereits wieder abgebaut wird. Außer den Schalwänden stehen hier nur zwei Modelle, und gegenüber dem Eingang hängt ein Bildschirm an der Wand. Wie diese Dinge zusammenhängen, das beginnt sich beim Anschauen des Videos zu fügen. Anhand zweier Projekte von Baukunst, einer Müllverbrennungsanlage in Zürich und der Neugestaltung der Restflächen zwischen den Verkehrswegen von La Défense in Paris, gibt das Büro Hinweise auf seine Herangehensweise an derartige Aufgaben, für die es im Grunde keine architektonischen Vorbilder gibt. Der Komplexität solcher Entwürfe versuchen sich Adrien Verschuere und sein Team in dem Bewusstsein anzunähern, dass ihr Projekt, selbst der spätere Bau, stets nur Teil eines sehr viel größeren Projekts sein wird, das lange vor ihrem begonnen hat und lange danach endet – dass jedes Projekt von Architekten also stets ausschnitthaft, unvollständig, bleiben wird. Eine inspirierende Sichtweise auf die Essenz des Entwerfens.

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