Bauwelt

Pluralismus und Charakter

Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Pluralismus und Charakter

Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

2021 wird 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Unter der Leitung eines eigens gegründe­ten Vereins haben sich zahlreiche Institutionen mit dem Ziel zusammen geschlossen, Judentum sicht­bar und erlebbar zu machen und damit dem erstarkenden Antisemitismus die Stirn zu bieten. Denn immer noch ruft das Dasein deutscher Juden in vielen Köpfen fast nichts außer Stereotypen hervor und beschränkt sie auf ihre Geschichte. Und auf ihre Religion. Der Instagram-Kanal „progressivejews“ versucht darüber aufzuklären, dass Jüdischsein sowohl die Verbundenheit durch religiöse Praktiken bedeu­tet als auch ethnische Zugehörigkeit.
Um diesen Pluralismus jüdischen Lebens geht es auch in der neuen Dauerausstellung im Jüdischen Museum Berlin, die nach drei Jahren im vergangenen Spätsommer eröffnet hat. Die fünf Epochen- und acht Themenräume sind jeder für sich szenografisch besonders, verbunden durch den strategischen Einsatz von Metall.
Das Jüdische Museum Frankfurt am Main widmet sich dem Judentum im 19. und 20. Jahrhundert. Mit der Erweiterung von Volker Staab Architekten hat das Museum nicht nur weitere Flächen für Wechselausstellungen bekommen, sondern einen offenen und einladenden „Lichtbau“. Eine magisch lichtdurchflutete Synagoge realisierte Staab bereits vor zwei Jahren in Regensburg. Das jüdische Gotteshaus mit Gemeindezentrum fügt sich in die zum UNESCO-Welterbe ernannten Altstadt selbstverständlich ein.

Wasch mir den Pelz, aber...

Die Nachverdichtung innerstädtischer Wohnquartiere ist in vielen Städten zu beobachten, die sich dem Thema Zuzug stellen müssen. Früher war das einfach zu handhaben – und vielerorts, scheint es, ist es das immer noch: Wird halt ein neues Baugebiet erschlossen. Doch unsere Ressourcen sind endlich, und das, was an den Rändern neu entsteht, ließ zumindest in den letzten dreißig Jahren einiges an Qualität vermissen, vom Außenraum bis zur Architektur. Vorhandene Wohngebiete nachzuverdichten, ist gewiss die bes­sere Alternative: Es wird kein Landschaftsraum verbraucht, kaum neue Fläche versiegelt, kaum zusätz­licher Verkehr erzeugt, keine Erweiterung der städtischen Leitungsnetze nötig, stattdessen wird die Auslastung vorhandener Strukturen gestärkt, vom Einzelhandel bis zum Nahverkehr. Doch braucht es Augenmaß und einen Gesamtplan für die Weiterentwicklung dieser Quartiere – andernfalls drohen Verluste, die über das Beklagen einzelner verlorener Altbauten hinausgehen, indem sie die Charakteristik der Quartiere und damit der Stadt als Ganzes in Frage stellen.

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