Bauwelt

Lesen und Präsentieren

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

Lesen und Präsentieren

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

Bibliotheken sind die letzten wirklich öffentlichen Gebäude. Eine zu gewagte These? Schon möglich. Doch wo sonst kommt heute wirklich noch die ganze Stadtgesellschaft zusammen (wenn nicht gerade Corona-Lockdown herrscht)? Also jung und alt, weiblich, männlich und drittgeschlechtlich, christlich, mus­limisch, jüdisch, pan- und atheistisch? Natur- oder geisteswissenschaftlich interessiert, vielleicht aber auch nur auf der Suche nach einem neuen Krimi oder Kochbuch – oder nach einem Menschen, um nicht mehr allein lesen zu müssen? In Zeiten, in denen relevante politische Kräfte versuchen, mit einer Dauer­berieselung aus Hass, Neid und Lügen den Sinn der Bürger für das Gemeinsame zu zersetzen und jede Freude am Un­terschied zu töten, erscheinen Bibliotheken als Bollwerke des Miteinanders in der Vielfalt, des Ausgleichs von Fakten und Phantasie. Kaum eine Bauaufgabe, die wirksamer wider die schneidend scharfe und doch so unendlich stumpfe Monotonie der Rechten stehen kann. Umso schöner, dass immer neue, Aufsehen erregende Neu- und Umbauten auf die Bürger warten – wir könnten gleich die nächs­te Ausgabe mit interessanten Beispielen zusammenstellen. Doch lassen wir noch ein paar Wochen ins Land gehen, um nicht zu rasch die Aufmerksamkeit von den Gebäuden in diesem Heft abzulenken. Wenn irgendwann die öffentlichen Gebäude wieder wie gewohnt den Nutzern offenstehen, lohnt sich für Architekten jedenfalls unbedingt ein Besuch in Stutt-
gart, Berlin und Oslo: dort, wo neue Lesesäle auf das Ende der Pandemie-Beschränkungen, auf die Wiss­begier und auf die Freude am Arbeiten in Gemeinschaft warten.

Offizielle Aufträge, deutsche Büros

China scheint die Pandemie, die in Wuhan ihren Anfang nahm, mit strengen Maßnahmen weitgehend überwunden zu haben und ist wirtschaftlich wieder auf gewohntem Erfolgskurs. Wir schauen auf ein besonderes Großprojekt in Peking, das die wirtschaft­liche Kraft im asiatischen Raum symbolisiert: den Hauptsitz der Asian Infrastucture Investment Bank AIIB und das Asia Financial Center von den Archi­tekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp). Stephan Schütz, einer der langjährigen Partner im Büro gmp und verantwortlich für das Projekt, stellt das aus gestapelten Mäandern angelegte Gebäude vor.
In Shenzhen, der 12-Millionen-Metropole nahe Hongkong, präsentiert sich die Stadt und ihre aufstrebende Bay Area mit einer flimmernden Großinstal­lation. Den Auftrag dafür erhielt das Atelier Brückner aus Stuttgart. Ein Interview mit Xiaoyi Gu und Domi-nik Hegemann.

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9.2024

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