Bauwelt

Kritik und Krawall

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Kritik und Krawall

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Auf „Krawall gebürstet“ und „hilflos“ sei die Architekturkritik angesichts des neuen Bauhaus-Museums von Heike Hanada in Weimar. Das jedenfalls meint Wolfgang Kil, Autor unseres Textes über das benachbar­te „Neue Museum“ und sein Umfeld (Seite 28), der im Nachgang auch noch für das Online-Portal Mar­lowes geschrieben hat. In der Tat, die Stellungnahmen in der FAZ und der SZ fielen düster aus. Von „Sar­kophag“, von „Beklemmung“ und von „tiefer Traurigkeit“ war da die Rede. Auch unsere Autorin Bettina Maria Brosowsky (Seite 20) ist nicht begeistert. Besonders ärgerlich sind die Kollegen über die abweisende Fas­sade und deren Ähnlichkeit zu dem Turm des Naziarchitekten Hermann Giesler auf dem benachbarten Gauforum. Wenn sich die Architektin zu solchen Analogien der Fassade wenigstens positioniert hät­te – aber das tat sie nicht.
Ganz so eindeutig ist die Sache mit der Hilflosigkeit der Architekturkritik, die Schlechtes nicht verhindern kann, allerdings nicht. Denn erstens müsste man dann von der Hilflosigkeit der Jury sprechen, die sich 2012 nicht für einen eindeutigen Sieger aussprechen konnte. Und zweitens ist da noch die Sache mit dem Innenraum des Bauhaus-Museums. Auch hier bricht Kritik über die Architektin herein. Auch hier scheint sie etwas grundsätzlich falsch gemacht zu haben. Hier sind es ganz andere Einwände der Kollegen, es geht um die Praktikabilität der Erschließung. Das allerdings ist ein merkwürdig konservatives Argument. Denn es gibt genügend Beispiele in der Architekturgeschichte, wo gerade in der Struktur der Erschließung die eigentlichen Qualitäten liegen – manchmal auf Kosten der Bequemlichkeit der Besucher. So what? Die überraschend und sehr architektonisch gedachte Idee der Treppen und Wege durch das Museum ist aber einer der nachvollziehbaren Gründe, warum Heike Hanada den Bau realisieren durfte. Die Pläne auf Seite 24 zeigen, wie raffiniert verschachtelt diese „Himmelsleitern“ entworfen wurden, und dass man sie ohne weiteres auch als ein Auf- und Absteigen zwischen verschiedenen Zeitschichten der Bauhausgeschichte lesen kann. Wir dokumentieren den kon­troversen Bau und sein Umfeld ab Seite 18.

Gartenschau wird Bauausstellung

Auf die eine oder andere Weise ist die Architektur immer ein Thema bei Bundesgartenschauen gewesen. Man denke etwa an die Multihalle in Mannheim (1975) oder die Biosphäre in Potsdam (2001). Dass aber so wie dieses Jahr in Heilbronn 800 Menschen in einem neuen Quartier auf dem Ausstellungsgelände leben, das ist ein Novum in der Buga-Geschichte. Diese „Stadtausstellung“ und die beiden Versuchspavillons lassen die Buga 2019 zu einer Art klassischer Bauausstellung werden. Was bemerkenswert ist in Zeiten, in denen sich die klassischen Bauausstellungen, die IBAs, nur noch wenig mit dem konkreten Bauen beschäftigen, sondern die Herausforderungen der Stadt- und Regionalplanung beackern.

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