Bauwelt

Irische Hochschulen, holländische Aufstockungen

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Irische Hochschulen, holländische Aufstockungen

Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Vor elf Jahren eröffnete in Mailand der Neubau der renommierten privaten Wirtschaftshochschule Luigi Bocconi. Grafton Architects bauten mitten in der Stadt eine von der Straße durch Glasfassaden einsehbare Landschaft aus Foyer und Auditorien, die bis tief in den Untergrund reicht. Ein strukturalistisches Labyrinth mit starken, blockhaften Gesten aus Beton, Pietra serena und weißem Marmor (Bauwelt 11.2009).
In Toulouse entstand nun von den beiden irischen Architektinnen, die in diesem Jahr den Pritzker-Preis erhalten haben, ein weiterer Neubau einer renommierten Wirtschaftshochschule. Auch hier ist der Sicht­beton in einem komplexen, aber offenen Raumgefüge sehr präsent, das sie Freespace nennen. Der Bau wurde jedoch von dem typischen Ziegelstein der Region umhüllt. Weitere Hochschulbauten werden in diesem Jahr in Saclay bei Paris und in London fertig. Grafton Architects haben sich spezialisiert.
Den sicherlich spektakulärsten Hochschulbau rea­lisierte das Büro vor fünf Jahren in einem Vorort der peruanischen Hauptstadt Lima. Die Stadtforscherin Kathrin Golda-Pongratz lebte lange Zeit in der Nachbarschaft des Gebäudes und übt nun in mehrfacher Hinsicht Kritik. Die bei der Eröffnung auch in der Architektenwelt hoch gelobte private Hochschule UTEC ist ein mächtig aufragendes Gebilde aus Sichtbeton mit deutlichen Bezügen zum Brutalismus. Sie passt nicht in diesen Vorort und die behauptete Offenheit des Gebäudes kommt nicht zum Tragen, da die Schule sich nach außen abschottet. Sie wird daher nicht als einladender „vertikaler Campus“ gesehen, sondern als ein unnahbares Monument, das sich nicht erklärt. Grafton Architects Hochschulen sind jede für sich von einem sehr kraftvollen, mutigen Konzept bestimmt, das erstaunt und zu Diskussionen anregt.

Gut drauf

In den Niederlanden ist Raum bekanntlich ein knappes Gut, weswegen jeder Quadrat- und Kubikmeter effizient genutzt werden muss – und soviel bemerkenswerte Architektur entsteht. Beliebt sind daher auch kreative Raumeinsparvorgänge wie das Stapeln von Neu- auf Altbauten. In Amersfoort setzten Space Encounters einem Lagerhaus mit Stahlbetonstruktur einen mit Kacheln verkleideten Bürobau auf, tragwerkstechnisch voneinander getrennt. Auch das Rotterdamer Büro mei architects and planners stockte ein Lagerhaus auf. Über dem Fenix I, zu seiner Entstehung 1922 Teil des längsten Lagerhauses der Welt, ruhen nun auf einer Stahlkonstruktion acht Wohngeschosse, von denen sich über das vielversprechen­-de Entwicklungsgebiet am Rotterdamer Rijnhaven blicken lässt.

0 Kommentare


loading
x
loading

8.2024

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.