Bauwelt

Herbert Pfeiffer

1935–2025

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

Foto: Privat

  • Social Media Items Social Media Items

Foto: Privat


Herbert Pfeiffer

1935–2025

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Architekt ist ein wunderbarer Beruf!“ Mit diesen Worten begrüßte uns Herbert Pfeiffer in der ersten Vorlesung, die wir als Erstsemester an der Fakultät Bauwesen der Universität Dortmund besuchten. Wohnungswesen und Städtebau lautete sein Fachgebiet, dem Einfachen (aber nicht Simplen!) fühlte er sich verbunden – Wohnhäuser eines Heinrich Tessenow etwa (und etwas verschämt auch die von Paul Schmitthenner) stellte er uns schon Anfang der 90er Jahre vor, in einer Zeit, als sich gerade der Blick auf die klassische Moderne jenseits der großen Meister Mies und Le Corbusier zu weiten begann. Dass Pfeiffer als Architekt durchaus bereit war zu Experimenten, zur starken Form, schloss diese Vorliebe nicht aus: Das Wohnhaus, dass er für seine Familie im münsterländischen Lüdinghausen baute, kann als eine Ikone der Postmoderne in Westfalen gelten, ohne dass er dafür auf formale Übertreibungen angewiesen war. Doch Übertreibungen sind westfälischen Seelen ohnehin fremd, und so scheint es mir rückblickend wie Bestimmung, auf jeden Fall aber passend, dass der im schwäbischen Oeffingen (heute Teil der Stadt Fellbach) Gebürtige dort sein Zuhause fand.
Für die Dortmunder Fakultät Bauwesen und das dort von Harald Deilmann, als dessen Assistent Pfeiffer Mitte der 70er Jahre ins Ruhrgebiet kam, ersonnene „Dortmunder Modell“, in dem Studierende der Architektur und des Bauingenieurwesens in gemeinsamer Projektarbeit die jeweils andere Sichtweise auf die Planung kennenlernen sollten, war Pfeiffer eine prägende Persönlichkeit. Er suchte den Austausch mit dem Nachwuchs, an seinem Lehrstuhl, an dem ich als studentische Hilfskraft sofort das Gefühl hatte, zum Team zu gehören, wie in seinem Büro Pfeiffer Ellermann (später Pfeiffer, Ellermann, Preckel), in dem viele von uns arbeiteten, während des Studiums und danach. Pfeiffer war nahbar, hatte ein offenes Ohr auch für persönliche Anliegen und meistens Zeit für ein Gespräch, sofern man ihm nicht gerade im falschen Moment über den Weg lief – doch von seinen gelegent­lichen Wutanfällen weiß ich nur vom Hörensagen. Es blieb mir ein Gefühl von Verbundenheit auch ein Vierteljahrhundert nach meinem Diplom, dem Wechsel nach Berlin und den danach nur noch gelegentlichen Wiedersehen, zuletzt bei der Ausstellung seines Schaffens in der Burg Lüdinghausen im Jahr 2021.
Als Architekt bleibt Herbert Pfeiffer nicht nur mit seinen Wohnungsbauten in Erinnerung – das Thema des kostengünstigen Bauens, das ihn so umtrieb, ist angesichts explodierender Bau- und Mietkosten aktueller denn je -, sondern auch mit etlichen „Bauten im Bestand“, für die er sich schon engagierte, als noch niemand von Abrissmoratorien und „Reuse, Reduce, Recycle“ redete: etwa die Galerie für Architektur und Arbeit auf der Zeche Oberschuir in Gelsenkirchen (Bauwelt 27.1996), das Kloster Bentlage (Bauwelt 41.2000) oder das Kloster Dalheim (Bauwelt 45.2010), um nur drei Meilensteine zu nennen. Am 20. August ist Herbert Pfeiffer, elf Tage nach seinem 90. Geburtstag, verstorben.

0 Kommentare


loading
x
loading

26.2025

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.