Bauwelt

Gerahmtes Licht

Fotografien von Hélène Binet im Berliner Bauhaus-Archiv

Text: Wieland, Kerstin, Berlin

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Hélène Binet: John Hejduk, Housing, Berlin, 1988
© Hélène Binet

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Hélène Binet: John Hejduk, Housing, Berlin, 1988

© Hélène Binet


Gerahmtes Licht

Fotografien von Hélène Binet im Berliner Bauhaus-Archiv

Text: Wieland, Kerstin, Berlin

Flow, diesen glücklichen Zustand völliger Vertiefung, kann erleben, wer sich auf die Arbeiten der Fotografin Hélène Binet einlässt. Das Bauhaus-Archiv in Berlin zeigt eine von ihr kuratierte Ausstellung. Hélène Binet, geboren 1959 im Tessin, gibt dort einen Überblick über ihre Arbeit als Architekturfotografin. Dialoge hat sie die Schau betitelt. In einen Dialog treten bei ihr jeweils die Fotografien zweier Sujets. Das ist nicht immer Architektur, auch Licht oder Landschaft werden Gebautem gegenübergestellt.
Noch bevor man diese Dialoge betrachtet, ist man schon selbst in einem solchen: Ein Blick durch das Dach der Bruder Klaus Kapelle von Peter Zumthor – gerahmtes Licht – steht am Beginn der Ausstellung. Fotografieren bedeutet für Binet „nichts anderes, als den Fluss der Welt mit einem Rahmen zu versehen, um ganz bestimmte Elemente näher betrachten zu können“. So würden Verbindungen und Dialoge geschaffen, zwischen Linien, Licht, Leere, Nahaufnahmen und Hintergründen, bis sie eine „schlüssige Welt mit einem eigenen Narrativ bilden“.
Licht und Schatten sind für Binet die Themen bei Le Corbusiers Kloster La Tourette und dem Observatorium von Janta Mantar in Indien. Am Werk von John Heijduk beeindruckt sie dessen poetische Qualität, ihm gegenüber Ludwig Leo, mit einer Formensprache, die deutlich auf die Funktion verweist. Hejduk ist der erste Architekt, dessen Arbeiten sie fotografierte, in den späten Achtzigern im noch geteilten Berlin. Schon damals wählt sie den „Rahmen“ so, dass das Bild einer Collage gleicht. Was ist hier fotografierte Realität? Die gleiche Frage stellt sich bei Peter Zumthors Therme in Vals. Licht fällt durch einen vertikalen Spalt, der das Bild teilt, gleichzeitig spiegeln sich Wände in Wasseroberflächen. Ein neuer Raum entsteht, den man spüren kann. Im Gegensatz zum natürlichen Licht bei Zumthor, steht das Kunstlicht, mit dem Sigurd Lewerentz in seiner Kirche in Björkhagen arbeitete. Beider Dialog gründet auf ihrem Umgang mit dem Material. Ein drittes „Gespräch“ führen Bauten von Zaha Hadid und Landschaftsaufnahmen u.a. aus der Wüste Atacama. Energie war hier das Thema, so Binet.
Der Besucher bewegt sich zwischen den Bildern, wechselt zum Gegenüber, um den Dialog zu verfolgen und steht unversehens in einer eigenen Unterhaltung mit den Motiven. Binet fotografiert Architektur, doch sie bildet sie nicht ab. Mit den Ausschnitten, die sie wählt, schafft sie eigene, fast abstrakte Bilder, die Assoziationen provozieren. Unversehens ist man im Flow.

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Bilder Licht und Schatten

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