Pylon-Stuhl
Jörg Schellmann hat mit Pylon einen Kragstuhl auf vier Beinen entworfen
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Pylon-Stuhl
Jörg Schellmann hat mit Pylon einen Kragstuhl auf vier Beinen entworfen
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Seine minimalistischen Möbel wie die „Stablampe“ oder der „Stauraum“ (Bauwelt 11.2010) sprechen für sich, sie sollen allein der Funktion dienen. Mit dem „Pylon-Stuhl“ aber hat Jörg Schellmann die karge Sachlichkeit verlassen.
Hier klingt weniger der Archetyp Stuhl an als der hinterbeinlose Klassiker der 1920er Jahre oder der Fiberglasstuhl der Eames. Was kein Widerspruch ist, denn sein Design, so der studierte Jurist, sei inspiriert von der objektiven Schönheit industrieller und gewerblicher Gegenstände.
Das Pylon-Traggestell setzt sich je Seite aus drei Doppel-T-Profilen aus Aluminiumguss zusammen, die sich einseitig verjüngen und an den Enden gerundet sind. Eine Gewindestange verbindet beide Seiten miteinander und hält gleichzeitig die Einzelteile im richtigen Winkel. Während das Untergestell ruppig wirkt, erscheint die hochglänzende Sitzschale aus Polypropylen, deren vordere Rundung die Gewindestange verdeckt, geradezu einladend. Kein repräsentatives Möbel, zumal Sitzschalen bekanntermaßen ungeeignet für Abendgarderobe sind, sondern ein feinsinniges Statement zur Gestaltung von Massenprodukten, die gewöhnlich – wie der globalisierte weiße Plastikstuhl – kritiklos hingenommen werden. Allerdings: So industriell der Pylon daherkommt, Schellmann stellt jedes seiner Möbel in handwerklicher Einzelfertigung her.
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