Bauwelt

Bourse de Commerce in Paris


Eine neun Meter hohe, kreisrunde Mauer aus Beton in einen historischen Rundbau zu stellen und ihm auf diese Weise mit einem modernen Zentrum Ruhe zu geben – das wirkt von der Idee her einfach, erweist sich aber als hochkomplex in den Details. Tadao Ando ist dies mit großer Perfektion gelungen.


Text: Kabisch, Wolfgang, Paris


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    Das zentrale Rund der ehemaligen Handelsbörse. Die Kolossalgemälde und die Glaskuppel aus dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden aufwendig saniert.
    Foto: Patrick Tourneboeuf

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    Das zentrale Rund der ehemaligen Handelsbörse. Die Kolossalgemälde und die Glaskuppel aus dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden aufwendig saniert.

    Foto: Patrick Tourneboeuf

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    Das Hauptportal mit kannelierten Doppelsäulen und Balkon ist auch der Eingang ins Ausstellungsgebäude.
    Foto: Schnepp Renou

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    Das Hauptportal mit kannelierten Doppelsäulen und Balkon ist auch der Eingang ins Ausstellungsgebäude.

    Foto: Schnepp Renou

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    Blick von Osten: rechts die Kirche Saint-Eustache.
    Luftfoto: Philippe Guignard Air Images

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    Blick von Osten: rechts die Kirche Saint-Eustache.

    Luftfoto: Philippe Guignard Air Images

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    Geöffnetes Modell mit dem Interieur von Tadao Ando.
    Modell: Arte­fact – Pinault Collection

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    Geöffnetes Modell mit dem Interieur von Tadao Ando.

    Modell: Arte­fact – Pinault Collection

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    Zur Kuppelhalle gehören auf der Westseite zwei Gebäudeblocks mit Säulenarkaden.
    Foto: Schnepp Renou

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    Zur Kuppelhalle gehören auf der Westseite zwei Gebäudeblocks mit Säulenarkaden.

    Foto: Schnepp Renou

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    Blick von der Rue du Louvre. In einer ehemaligen Polizeistation im rechten Block werden die Tickets verkauft. Das mit Bronze verkleidete Aluminiumrohr und die Fahnenmasten gehören zur Neugestaltung des Außenbereichs durch das Studio Bouroullec.
    Foto: Schnepp Renou

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    Blick von der Rue du Louvre. In einer ehemaligen Polizeistation im rechten Block werden die Tickets verkauft. Das mit Bronze verkleidete Aluminiumrohr und die Fahnenmasten gehören zur Neugestaltung des Außenbereichs durch das Studio Bouroullec.

    Foto: Schnepp Renou

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    In der Vorhalle mit den Originaltüren ist bereits das Rund aus Beton zu sehen.
    Foto: Patrick Tournebœuf

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    In der Vorhalle mit den Originaltüren ist bereits das Rund aus Beton zu sehen.

    Foto: Patrick Tournebœuf

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    Der 4,90 m breite Umgang mit Originalfußboden und den alten Holzeinbauten der Börse.
    Foto: Marc Domage

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    Der 4,90 m breite Umgang mit Originalfußboden und den alten Holzeinbauten der Börse.

    Foto: Marc Domage

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    Auf gleicher Höhe des alten Balkonrings setzte Tadao Ando einen wei­teren Umgang auf seine Betonmauer. Foto: Maxime Tétard

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    Auf gleicher Höhe des alten Balkonrings setzte Tadao Ando einen wei­teren Umgang auf seine Betonmauer.

    Foto: Maxime Tétard

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    Das große Rund der Ausstellungshalle harrt der Eröffnung, die mehrmals verschoben werden musste.
    Foto: Marc Domage

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    Das große Rund der Ausstellungshalle harrt der Eröffnung, die mehrmals verschoben werden musste.

    Foto: Marc Domage

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    Das 140 m lange Deckengemälde und die Glaskuppel stammen aus der Zeit, als das Gebäude zur Börse umgebaut wurde.
    Foto: Marc Domage

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    Das 140 m lange Deckengemälde und die Glaskuppel stammen aus der Zeit, als das Gebäude zur Börse umgebaut wurde.

    Foto: Marc Domage

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    Im äußeren Ring befinden sich mehrere Ausstel­lungssäle.
    Foto: Patrick Tournebœuf

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    Im äußeren Ring befinden sich mehrere Ausstel­lungssäle.

    Foto: Patrick Tournebœuf

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    2. Obergeschoss mit doppelter Raumhöhe (7.80 m), Blick in den zentralen Kuppelsaal.
    Foto: Patrick Tournebœuf

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    2. Obergeschoss mit doppelter Raumhöhe (7.80 m), Blick in den zentralen Kuppelsaal.

    Foto: Patrick Tournebœuf

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    Das kleine Foto unten zeigt das Foyer des Auditori­ums im Untergeschoss.
    Foto: Patrick Tournebœuf

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    Das kleine Foto unten zeigt das Foyer des Auditori­ums im Untergeschoss.

    Foto: Patrick Tournebœuf

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    Blick auf den Rundbau von Osten mit der Allée Bal­tard und dem Jardin Nelson Mandela. Hier befanden sich bis 1971 die Halles de Paris.
    Foto: Schnepp Renou

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    Blick auf den Rundbau von Osten mit der Allée Bal­tard und dem Jardin Nelson Mandela. Hier befanden sich bis 1971 die Halles de Paris.

    Foto: Schnepp Renou

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    Das Studio Bouroullec hat das Interieur ...
    Foto: © Studio Bouroullec

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    Das Studio Bouroullec hat das Interieur ...

    Foto: © Studio Bouroullec

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    ... mit der Möblierung für den Ausstellungsbau entworfen.
    Foto: © Studio Bouroullec

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    ... mit der Möblierung für den Ausstellungsbau entworfen.

    Foto: © Studio Bouroullec

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    Die Lichtinstallation im Treppenhaus.
    Foto: © Studio Bouroullec

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    Die Lichtinstallation im Treppenhaus.

    Foto: © Studio Bouroullec

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    Die Einrichtung des Restaurants der Köche Michel und Sébastien Bras.
    Foto: © Studio Bouroullec

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    Die Einrichtung des Restaurants der Köche Michel und Sébastien Bras.

    Foto: © Studio Bouroullec

29 Meter im Durchmesser misst die kreisrunde Mauer mit vier Durchbrüchen für Ein- und Ausgänge. Nach oben ist der Raum offen. So bleiben dem Besucher das gigantische Deckengemäl­de und die lichtspendende Glaskuppel des al­les umfassenden, denkmalgeschützten Altbaus stets gegenwärtig. Neu neben Alt: Das ist das Thema. Nicht als Gegensatz, sondern als ausgewogene Ergänzung. Deutlich erkennbar, aber nie störend oder auch nur aufdringlich. Dieses Leitmotiv zieht sich durch das gesamte neue Ausstellungsgebäude der stark expandierenden privaten Kunstsammlung Pinault.
Damit so etwas gelingt, braucht es schon einen Architekten wie Tadao Ando, der mit medi­tativen Räumen in Rundbauten nicht nur viel Erfahrung hat, sondern für den das Pantheon in Rom seit seiner Jugend die architektonische Referenz darstellt. Kurz: Der Auftrag der Familie Pinault, sich der ehemaligen Pariser Handelsbörse zu widmen, hat sich auch für den fast 80-jährigen japanischen Architekten offensichtlich als Glücksfall erwiesen. Das Ergebnis übertrifft die hohen Erwartungen.
Man betritt das Gebäude von Westen durch das Hauptportal mit seinen pompösen Säulen aus der Entstehungszeit der Börse und befindet sich in einem ersten Ring von Räumen, der sich seit über 100 Jahren um den zentralen Kuppelsaal legt. Hier, im Erdgeschoss, sind jetzt Buchladen, Serviceräume und ein großer halbrunder Ausstellungssaal mit 625 Quadratmetern untergebracht. Alles ist weiß gehalten. Nur die zahlreichen Fenster in der historisch getreuen Reihung haben braune Rahmen. Die übliche Kassen- und Wartehalle befindet sich in einer ehemaligen Polizeistation auf der anderen Straßenseite. Insgesamt entsteht dadurch sofort der Eindruck eines „aufgeräumten“, modernen Gebäudes, das galerieähnlich dem White-Cube-Prinzip folgt. Die Kunst soll nicht „gestört“ werden. Die Architektur hat den unterschiedlichsten Ausstellungskonzepten zu dienen. Und das tut sie hier auf eine raffinierte Art und Weise.

Dem Himmel näher

Geht man vom Hauptportal direkt geradeaus die wenigen Meter durch die Eingangshalle in Richtung Gebäudemitte, erreicht man einen Umgang, der aus der ursprünglichen Wand des Kuppelsaals und dem runden Einbau von Tadao Ando entstanden ist. Obwohl dieser Gang nur 4,90 Meter breit ist (Foto Seite 42), hebt die hellgraue Betonfarbe der Mauer im Zusammenspiel mit dem von oben einfallenden Tages- und Kunstlicht die Engeoptisch auf. Außerdem steht man vor einem der offenen Durchbrüche zum Kuppelsaal. Einem Saal, der durch seine Größe und Höhe sofort alle Aufmerksamkeit fesselt.
Im Zwischengang befindet sich auch die in die Betonwand eingeklinkte Treppe, die in die oberen Geschosse führt. Automatisch, dem Tageslichteinfall folgend, erklimmt man sie bis zu ihrem Ende im zweiten Obergeschoss. Hier, in neun Meter Höhe, wird Tadao Andos Betonzylinder überraschend von einem umlaufenden Wandelgang gekrönt. Er eröffnet den freien Blick auf das zehn Meter hohe und 140 Meter lange Deckengemälde, das – bildlich gesprochen – die Glaskuppel trägt. Frankreichs blühender Han­-del auf fünf von sieben existierenden Kontinenten ist darauf zu sehen. 1889 wurde die gerade eingeweihte Handelsbörse zusammen mit dem Eiffelturm stolz als Beitrag zur Pariser Weltausstellung präsentiert.
Neben dem Kolossalgemälde aus dem 19. Jahrhundert, das frisch restauriert jetzt seine Wirkung neu entfaltet, ist es die renovierte Glaskuppel, die mit ihren wetterabhängigen Lichtwechseln den Besucher auf dem von Tadao Ando geschaffenen Umgang überwältigt. Man fühlt sich dem Himmel näher als der Erde. Eine Wirkung, dieder Philosophie des Architekten ganz und gar entspricht.
Um aus „Andos Olymp“ in den Ausstellungsbereich im zweiten Geschoss zu kommen, muss man sich auf gleicher, luftiger Höhe über eine Art Brücke zwischen dem beschriebenen neuen Umgang und einer Tür in der Fassade des ringförmigen Altbaus bewegen. Der Beton des Übergangs liegt übrigens nicht direkt an der Fassade an, sondern lässt einen wenige Zentimeter breiten Spalt frei. „Neu neben Alt“ eben. Die Brücke gehört bautechnisch zum neuen Einbau und wird auch von diesem getragen – eines der Details von Ando, das die extreme Sorgfalt bei der Realisierung seiner Architektur verdeutlicht.
Sieben Ausstellungsräume unterschiedlichster Größe mit einer Gesamtfläche von 6800 Qua­dratmetern enthält der neugestaltete Altbau. Ihnen nähert man sich am besten aus der Hö­he. Vier dieser „Galerien“ findet der Besucher im zweiten Geschoss. Sie alle haben, der Bauform der ehemaligen Börse folgend, gekrümmte Wände. Die Krümmung fällt allerdings weniger stark aus, als man von außen vermuten würde. Deshalb ist sie bei der Hängung der Kunst kaum hinderlich.

Öffnung zum Vollkreis

Sämtliche Galerien sind wie die im Erdgeschoss neutral weiß gehalten. Die im zweiten Obergeschoss lassen sich darüber hinaus untereinander bis zu einem einzigen großen Saal verbinden. So entsteht ein Vollkreis. Durch das Entfernen einzelner Deckenteile wurden außerdem unterschiedliche Raumhöhen von bis zu 7,80 Meter möglich.
Über einen Abstecher in das dritte Obergeschoss erreicht man das Restaurant, von dem man einen schönen Blick auf die Kirche Saint-Eustache, den Jardin Nelson Mandela des Hal­lenviertels bis hin zum Centre Pompidou hat. Das Restaurant ist von den Brüdern Ronan und Erwan Bouroullec betont sachlich gestaltet. Wie alle Möbel, Hinweisschilder oder Dekorationsteile, für die sie zuständig sind.
Die beiden französischen Designer haben auch den Außenraum gestaltet. So legten sie zum Beispiel um die Börse herum Teile eines zusätzlichen konzentrischen Rings, der die Krümmung der umgebenden Fassaden aufnimmt. Dieser Ring ist ein mit Bronze verkleidetes Aluminiumrohr und dient zugleich als Sitzgelegenheit für Besucher wie als Barriere gegen Autos. An drei Stellen durch kunstvolle, 13 Meter hohe Fahnenmasten mit aufgesetzten Windspie­len ergänzt, führen sie mit einfachsten Mitteln schon von weitem auf das Gebäude und seinen Eingang hin.
Einem historischen Treppenhaus der Börse mit einer äußerst seltenen gegenläufigen Doppeltreppe haben die Bouroullecs als Beleuchtungskörper eine Art von Wirbelsäule eingezo­-gen – mehrere vertikal aufgehängte Aluminiumketten, insgesamt 20 Meter hoch.
Offensichtlich wurden bei diesem Projekt ausnahmslos an alle Beteiligten höchste Ansprü­che gestellt. Von Tadao Ando, den französischen Partnern NeM, Lucie Niney und Thibault Marca, sowie Pierre-Antoine Gatier, der für den Denkmalschutz verantwortlich ist. Und dass beim Geld gespart worden wäre, ist nicht zu erkennen. Das Ergebnis zeigt sich entsprechend perfekt ausgeführt.
An alles wurde anscheinend gedacht. Im Untergeschoss wurde ein multifunktionales Audi­torium für 300 Personen eingebaut. Die Ausstellungsräume erfüllen trotz der vielen runden Wände gute Voraussetzungen für Exponate der modernen und zeitgenössischen Kunst, die, je nach Ausstellungskonzept wechselnd, besondere Anforderungen an Räume stellt. Und um solche „schwierige“ Kunst geht es ja bei der Sammlung Pinault.
Viele Jahre musste der wohlhabende bretonische Geschäftsmann und Kunstsammler François Pinault suchen, um endlich seine Sammlung im Zentrum von Paris ausstellen zu können. Bereits im Frühjahr 2000 hatte er angekündigt, sie demnächst in einem Neubau – schon damals von Tadao Ando – auf der l’île Seguin, der ehemaligen Produktionsstätte von Renault in Boulog-ne-Billancourt, ausstellen zu wollen. Das war nicht der Nabel der Welt, sondern nur eine Vorstadt von Paris. Es war aber trotzdem ein schönes Projekt, das diesen Ort entscheidend neu belebt hätte (Bauwelt 3.2002).

Nach Venedig nun doch Paris

2005 war dieser Traum ausgeträumt. Zwischen dem Geschäftsmann und dem zuständigen Bürgermeister kam es zum Bruch. Dem Politiker hatte es wohl an Gespür für die einmalige Chan­ce gemangelt, und François Pinault hat schlussendlich ein Projekt mit höherem Prestigewert gefunden. Für die Kunstsammlung und große Ausstellungen zeitgenössischer Kunst wurden in Venedig der „Palazzo Grassi“ (Eröffnung 2006) und der alte Zoll „Punta della Dogana“ (Eröffnung 2009) renoviert und umgebaut. Der Architekt: Tadao Ando (Bauwelt 43.2007).

Pinault und Arnault

So weit, so gut! Doch François Pinault, der im Gegensatz zu seinem Rivalen Bernard Ar­nault als ein ernsthafter Liebhaber der bildenden Kunst und passionierter Kunstsammler gilt, hat­te seinen Traum von einem Pariser Kunstzen­t­-­rum nicht endgültig aufgegeben. Und dass Ber­nard Arnault mit dem Projekt der Stiftung Louis Vuitton und Architekt Frank Gehry inzwischen einen Platz am Rande der Hauptstadt gefun-den hatte, wurmte ihn doch. Außerdem wuchs die Sammlung von François Pinault Jahr für Jahr. Heute spricht man von gut 10.000 Kunst­wer­ken.
Gleichzeitig waren die Stadtoberen dringend auf der Suche nach einer Lösung für das maro­-de Gebäude der „Bourse de Commerce“ im Hallenviertel. Zumal die Erneuerung des gegenüber liegenden „Forum des Halles“ mit seinem gigantischen Einkaufszentrum und dem größten städ­tischen Bahnhof Europas als Teil einer großflächigen neuen Stadtplanung zügig vorankam (Bauwelt 23.2016).
Der Eigentümer der Börse, die Industrie und Handelskammer, konnte sich kaum mehr den Unterhalt eines denkmalgeschützten Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert leisten, geschweige denn eine Sanierung. Kurz: Die Stadt suchte Anfang der 2010er Jahre das Gespräch mit Pinault. Und der signalisierte natürlich erfreut sein In­teresse. Die Stadt findet also neue Räume für die Handelskammer, kauft die alte Börse und verpachtet sie auf 50 Jahre der „Sammlung Pinault“. Die übernimmt die Renovierungs- und Umbaukosten von 160 Millionen Euro und zahlt der Stadt jährlich einen Anteil des Umsatzes.
„Die Kunst“ bleibt im Besitz der Familie Pinault, die übrigens auch die private „Sammlung Pinault“ finanziell vollständig trägt. Das unterscheidet sie von großen Unternehmen, die bei ihren Kultur-„Stiftungen“ häufig Steuerabschreibungsmodelle nutzen.
Damit der Familienschmuck in seinem neuen Schatzkästchen „Pariser Börse“ nicht langwei­lig wird, sollen die Kunstwerke in Zukunft regelmäßig ihren Ausstellungsort wechseln und weltweit auf Reisen gehen. Als Stationen stehen der Sammlung nicht nur weiterhin die venezianischen „Niederlassungen“ Palazzo Grassi und Punta della Dogana zur Verfügung, sondern eine große Zahl von Museen und Ausstellungsinstituten, mit denen Pinault schon seit Jahren kooperiert.
Ein „Global Player“ der internationalen zeitgenössischen Kunstszene ist der Bretone schon lange. Sein wichtigstes Ziel hat er jetzt offenbar erreicht: Er ist mit seiner imposanten Kunstsammlung und einem architektonischen Kleinod von Tadao Ando im Zentrum Frankreichs angekommen.



Fakten
Architekten Tadao Ando Architect & Associates (TAAA), Osaka;NeM, Paris; Thibault Marca Architectes, Paris
Adresse 2 Rue de Viarmes, 75001 Paris, Frankreich


aus Bauwelt 5.2021
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