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Architektouri!

Jan Friedrich hat mitreisenden Nicht-Architekten wieder einmal einiges zugemutet

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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Jan Friedrich hat mitreisenden Nicht-Architekten wieder einmal einiges zugemutet


Architektouri!

Jan Friedrich hat mitreisenden Nicht-Architekten wieder einmal einiges zugemutet

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Bordeaux. Welthauptstadt des Weins. Neuntgrößte Stadt Frankreichs. Hauptstadt der Region Nouvelle-Aquitaine. Eine Altstadt mit grandiosen gotischen Kirchen und einem der größten geschlossenen Ensembles des Classicisme, das schon den jungen Georges-Eugène Haussmann beeindruckte und Vorbild für dessen spätere Umgestaltung von Paris gewesen sein soll. Seit 2007 Unesco-Welterbe. Kurzum: Ein Tourist weiß in Bordeaux genau, wo er sich aufzuhalten hat.
Es sei denn, er ist Architekt. Oder schlimmer noch: Architekturjournalist.
Zwar wird es ihm gelingen, einen Tag lang die hübschen Boulevards und Gassen zu genießen. Sich an gutem Essen und hervorragenden Weinen zu erfreuen, die es hier an jeder Ecke gibt. Doch spätestens, wenn er die Tour Pey-Berland, den mittelalterlichen Glockenturm der Kathe­drale Saint-André, erklommen hat und der Blick über das Häusermeer schweift (wunderschön!) – spätestens dann lockt am nordöstlichen Stadtrand eine silbrig-weiß schimmernde riesige Wand, sirenenhaft rufend: „Lass den alten Kram hinter dir! Komm zu mir!“
Also schnell runter vom Turm, perplexe Mitreisende (die keine Architekten sind) in die Straßenbahnlinie B gezerrt, an der Place des Quinconces in die C umgestiegen. Station Emile Counord raus, links um die Ecke – und da stehen sie schon zum Greifen nahe, verheißungsvoll am Ende einer kleinen Straße mit zweistöckigen Häuschen des 19. Jahrhunderts: die Inkunabeln des „Never demolish!“ Die mächtigen 15-Geschosser in der Cité du Grand Parc, mit deren Sanierung Lacaton & Vassal vor zehn Jahren der ganzen Welt zeigten, welches Potenzial im Großwohnungsbau der 60er Jahre steckt. Kurz flammt die Angst auf, die Häuser könnten nicht so überzeugend sein, wie man sie von Veröffentlichungen kennt. Doch sie sind es. Wie lange also kann man, aufgeregt wie ein kleines Kind, durch eine französische Vorstadt laufen, Foto um Foto schießen, bevor die Bewohner sich belästigt fühlen?
Spätestens Hunger und Durst treiben selbst den Hartgesottenen zurück ins alte Bordeaux. Ein gutes Bistrot sucht man hier draußen vergeblich.

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