Wie man das Tempelhofer Feld nicht bebaut
Warum das Tempelhofer Feld in Berlin als Freiraum erhalten bleiben muss, ist vielfach begründet und gesetzlich festgeschrieben. Auch an Nutzungsideen hat es nie gefehlt. Viele Büros haben den Sinn eines erneuten Wettbewerbs deshalb hinterfragt. Was ist nach der ganzen Aufregung dabei rausgekommen?
Text: Bruun Yde, Marie, Berlin
Wie man das Tempelhofer Feld nicht bebaut
Warum das Tempelhofer Feld in Berlin als Freiraum erhalten bleiben muss, ist vielfach begründet und gesetzlich festgeschrieben. Auch an Nutzungsideen hat es nie gefehlt. Viele Büros haben den Sinn eines erneuten Wettbewerbs deshalb hinterfragt. Was ist nach der ganzen Aufregung dabei rausgekommen?
Text: Bruun Yde, Marie, Berlin
Die Ausschreibung eines neuen Ideenwettbewerbs fürs Tempelhofer Feld rief, nachdem es bereits vor 15 Jahren Gegenstand eines Wettbewerbs war, reflexartig Genervtheit hervor. Brauchte es schon wieder Ideen für die Schublade? Würde es nur um Neubau gehen, wie in der Auslobung veranlasst? Die Initiative Architects4THF kritisierten im offenen Brief an Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler die Instrumentalisierung von Architektinnen und Architekten für undemokratische Entscheidungen und riefen zur Freihaltung des Feldes beziehungsweise Einhaltung des Tempelhofer-Feld-Gesetzes auf.
Das Ergebnis des Wettbewerbes ist aber keins, das eine Verwertung von Bauland in den Vordergrund stellt. Vielmehr haben sich die Siegerinnen und Sieger gefragt, wie man das, was schon da ist, weiter, aber noch besser machen kann. Von 164 eingereichten Ideen wurden sechs für einen ersten Preis ausgewählt, drei mit Anerkennungen gewürdigt. Gegen die fantasielose, volksentscheidaushebelnde Auslobung, die wie ein Echo der Diskussion Anfang der 2010er Jahre nachhallt, zeigen die Vorschläge einen Erfindungsreichtum an städtebaulichen Einbettungsmöglichkeiten, landschaftlichen Raumbildungen, rekreativen, physischen und kulturellen Funktionen sowie atmosphärischen Naturerlebnissen. Die Projekte schlagen eine Menge Situationen und Setzungen vor, die noch unbeantwortete Fragen aufwerfen. Warum müssen beispielsweise Neubautoiletten kontextlos auf der grünen Wiese platziert werden, wenn viele kleinere, putzige Bauten schon dort sind? Wenn man ernsthafter gärtnern will als in den temporären Hochbeeten, was wären die Bedingungen? Wieso gibt es noch kein Konzept für die Gewerbeflächen südlich des Feldes sowie für die Verknüpfung zwischen dem Feld und der Stadt südlich davon? Westlich, nördlich und östlich breitet sich die Stadt aus, während der Süden mit seinen Gewerbegebieten von geringer Qualität abgehängt ist. Die Siegerprojekte präsentieren neue Potenziale im Spirit der derzeitigen Nutzungen: Sie erweitern die Aufenthaltsmöglichkeiten bei besonderen Wetterphänomenen wie Hitze oder Sonnenuntergang, entfalten das Spektrum von Flora und Fauna, aber auch die Möglichkeiten der asphaltierten Fläche und verdichten Aktivitäten, damit das Feld noch mehr Menschen ansprechen kann. Auch die klimatische Relevanz der Freifläche für ganz Berlin spielt in vielen Entwürfen eine große Rolle.
Dass fünf der sechs Siegerteams in Berlin sitzen, zeugt von der lokalen Liebe zum und Kenntnis für das Feld, trägt jedoch auch einen Hauch Provinzialität mit sich. Die gemeinsame Erklärung der vier Preisträger, die gegen eine Privatisierung sind und ein freies Feld vorschlagen, zeigt, wie schnell in Berlin alles zum Kulturkampf werden kann. Dabei wird eine Diskreditierung der zwei Peisträger, deren Entwürfe auch Bebauung enthalten, angedeutet, als würden sie einer Privatisierung Vorschub leisten.
Giraffe auf dem Feld
Bekamen der CDU- und SPD-geführte Senat und die Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt, was sie wollten? Eher, was sie verdient haben. Die im THF-Gesetz festgehaltene Ablehnung der Bevölkerung einer Bebauung des Feldes wurde mit einer Dialogwerkstatt bestätigt (Bauwelt 21.2024) und im Wettbewerb noch illustriert. Der Versuch einer Legitimierung der Bebauungsfrage durch Partizipation und Entwürfe ist gescheitert. Der politische Konflikt um das Feld kann nicht planerisch gelöst werden.
Trotzdem ist der Versuch, eine mögliche Bebauung überhaupt nochmal zur Diskussion zu stellen und so durch die Hintertür salonfähig zu machen, wenn nicht nur Clownerei oder Phantomdebatte, schlicht ein taktischer Schachzug. Es ist, als liefe eine Giraffe über das Feld: Sie erzeugt Aufsehen, aber eigentlich gehört sie hier nicht hin.
Wird die Frage nur wieder gestellt, weil die Antwort letztes Mal nicht gefallen hat? Und warum wird das Verfahren denn im Format eines Ideenwettbewerbs ausgeschrieben? Es sind keine Rahmenbedingungen abgesteckt, die Chancen für eine Umsetzung sehen schwach aus. Die schlecht bezahlte Wettbewerbsarbeit von Architektinnen und Planern wird durch diese Art des Wettbewerbswesens entwertet.
Und weitergefragt: Wissen wir jetzt etwas über das Tempelhofer Feld, was wir noch nicht wussten? Insgesamt bleiben Zweifel, ob der Wettbewerb wirklich zu Resultaten führt, die außerhalb dessen liegen, was man sich vorher schon vorstellen konnte.
Trotzdem ist der Versuch, eine mögliche Bebauung überhaupt nochmal zur Diskussion zu stellen und so durch die Hintertür salonfähig zu machen, wenn nicht nur Clownerei oder Phantomdebatte, schlicht ein taktischer Schachzug. Es ist, als liefe eine Giraffe über das Feld: Sie erzeugt Aufsehen, aber eigentlich gehört sie hier nicht hin.
Wird die Frage nur wieder gestellt, weil die Antwort letztes Mal nicht gefallen hat? Und warum wird das Verfahren denn im Format eines Ideenwettbewerbs ausgeschrieben? Es sind keine Rahmenbedingungen abgesteckt, die Chancen für eine Umsetzung sehen schwach aus. Die schlecht bezahlte Wettbewerbsarbeit von Architektinnen und Planern wird durch diese Art des Wettbewerbswesens entwertet.
Und weitergefragt: Wissen wir jetzt etwas über das Tempelhofer Feld, was wir noch nicht wussten? Insgesamt bleiben Zweifel, ob der Wettbewerb wirklich zu Resultaten führt, die außerhalb dessen liegen, was man sich vorher schon vorstellen konnte.
Offener zweiphasiger Ideenwettbewerb
1. Preis (24.166 Euro) De Zwarte Hond und Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten, beide Berlin
1. Preis (24.166 Euro) Schønherr, Kopenhagen
1. Preis (24.166 Euro) Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin
1. Preis (24.166 Euro) Some Place Studio, Berlin, und FWD Landscape Architecture, Oakland
1. Preis (24.166 Euro) Raumlabor, Berlin
1. Preis (24.166 Euro) bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Anerkennung (7.500 Euro) Ey Architektur GmbH und PHR Planung und Stadtentwicklung, beide Berlin, und mahl gebhard konzepte, München
Anerkennung (7.500 Euro) Neele Müller, Berlin
Anerkennung (7.500 Euro) PYSALL Architekten, Berlin
1. Preis (24.166 Euro) De Zwarte Hond und Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten, beide Berlin
1. Preis (24.166 Euro) Schønherr, Kopenhagen
1. Preis (24.166 Euro) Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin
1. Preis (24.166 Euro) Some Place Studio, Berlin, und FWD Landscape Architecture, Oakland
1. Preis (24.166 Euro) Raumlabor, Berlin
1. Preis (24.166 Euro) bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Anerkennung (7.500 Euro) Ey Architektur GmbH und PHR Planung und Stadtentwicklung, beide Berlin, und mahl gebhard konzepte, München
Anerkennung (7.500 Euro) Neele Müller, Berlin
Anerkennung (7.500 Euro) PYSALL Architekten, Berlin
Ausloberin
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berlin
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, Berlin
Fachpreisjury
Christian Junge, Camilla van Deurs, Monika Thomas, Tim von Winning, Iris Reuther (Vorsitz), Maren Brakebusch, Ulrike Böhm, Peter Veenstra
Christian Junge, Camilla van Deurs, Monika Thomas, Tim von Winning, Iris Reuther (Vorsitz), Maren Brakebusch, Ulrike Böhm, Peter Veenstra







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