Bauwelt

Im Blätterwald zusammen wachsen

Die 1972 erbaute Kita „Regenbogenland“ liegt auf einem baumbewachsenen Grundstück in unmittelbarer Nähe des Hochschulcampus Darmstadt. Die unzureichende Bausubstanz des Bestands war neben starkem Zuzug in der Umgebung Grund für die Auslobung eines Wettbewerbs zum Neubau einer Kita mit Jugendzentrum.

Text: Kraft, Caroline, Berlin

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    1. Preis blrm Architekt*innen schlagen einen rückbaubaren Holzskelettbau vor. Kita (größtenteils EG) und Jugendhaus (1. OG) sind räumlich bis auf die innere Erschließung klar abgegrenzt.

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    1. Preis blrm Architekt*innen schlagen einen rückbaubaren Holzskelettbau vor. Kita (größtenteils EG) und Jugendhaus (1. OG) sind räumlich bis auf die innere Erschließung klar abgegrenzt.

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    Im Gegensatz zu den geschlossenen Kuben fasst ein bewachsenes Stahl­gerüst pergolenartig den Außenraum über der Dachterasse mit Gewächshaus.
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    Im Gegensatz zu den geschlossenen Kuben fasst ein bewachsenes Stahl­gerüst pergolenartig den Außenraum über der Dachterasse mit Gewächshaus.

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    Die mosaikartige Fassadenverkleidung aus wieder­ver­wendeten Materialien transportiert schon vor Betreten die Haltung des Neubaus.
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    Die mosaikartige Fassadenverkleidung aus wieder­ver­wendeten Materialien transportiert schon vor Betreten die Haltung des Neubaus.

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    2. Preis Raum Z Architekten setzen neben Lehm auf wiederverwendetes Holz, das an der Fassade in Art und Farbe varriiert. Die Kita ist auf zwei Ebenen ver­teilt und liegt gegenüber des Jugendzentrums am gemeinsamen Foyer.

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    2. Preis Raum Z Architekten setzen neben Lehm auf wiederverwendetes Holz, das an der Fassade in Art und Farbe varriiert. Die Kita ist auf zwei Ebenen ver­teilt und liegt gegenüber des Jugendzentrums am gemeinsamen Foyer.

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    3. Preis Heimspielarchitekten Matzken Kampherbeek schaffen durch variierende Raumhöhe sowohl in Kita als auch Jugendhaus Sichtbezüge. Die Kubatur des Hauses kreiert Vorplätze und gute Adressbildung.
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    3. Preis Heimspielarchitekten Matzken Kampherbeek schaffen durch variierende Raumhöhe sowohl in Kita als auch Jugendhaus Sichtbezüge. Die Kubatur des Hauses kreiert Vorplätze und gute Adressbildung.

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Im Blätterwald zusammen wachsen

Die 1972 erbaute Kita „Regenbogenland“ liegt auf einem baumbewachsenen Grundstück in unmittelbarer Nähe des Hochschulcampus Darmstadt. Die unzureichende Bausubstanz des Bestands war neben starkem Zuzug in der Umgebung Grund für die Auslobung eines Wettbewerbs zum Neubau einer Kita mit Jugendzentrum.

Text: Kraft, Caroline, Berlin

Seit 1997 trägt Darmstadt den Titel „Wissenschaftsstadt“. Mit Technischer Universität, zwei Hochschulen, über dreißig Forschungseinrichtungen und Instituten sowie Unternehmen aus der Kommunikations-, IT- und Pharmabranche ist sie nicht nur ein deutsches Zentrum des Jugendstils. Mit Einfluss aber kommt auch Verantwortung. Darmstadt ist nach wie vor im Wachstum begriffen, es leben rund 160.000 Menschen in der Stadt, davon etwa 41.000 Studierende, Tendenz steigend. Um ihnen und weiteren Hinzuziehenden Perspektiven bieten zu können, muss die Stadt Wohnraum und soziale Angebote nachrüsten.
Im Westen Darmstadts liegt das sogenannte Verlegerviertel. Es entstand im zwanzigsten Jahrhundert als „rauchloses Industriegebiet“: In den späten 1950er-Jahren hatten hier etwa 170 Betriebe aus der Verlags- und Druckereibranche ihren Sitz. Seit 1965 dominiert außerdem der Turm der Hochschule Darmstadt (Grundinstandsetzung und Erweiterung von Staab Architekten, Bauwelt 18.2012) die Umgebung. Er ist mit etwa 66 Metern noch immer das höchste Bauwerk der Stadt. Die angrenzenden Hochschulgebäude stehen unter Ensembleschutz.
Durch das obere Drittel des steinern-funktionalistischen Campus zieht sich eine grüne Ader. In dem kleinen Park an der Havelstraße eröffnete 1972, ein Jahr nach Gründug der Hochschule, eine Kindertagesstätte. Das „Regenbogenland“ bot 66 Kindern in Krippe und Kindergarten Platz. Im Laufe der Jahrzehnte stieg durch Wohnungsneubauprojekte im Verlegerviertel der Bedarf an sozialem städtischen Raum. Das Bestandsgebäude konnte den Anforderungen an eine moderne Ganztagesbetreuung sowohl wegen seiner schlechten Bausubstanz als auch der veralteten Grundrissorganisation nicht gerecht werden. Die seit 2022 im Viertel angebotene Jugendarbeit besitzt außerdem noch keine Räumlichkeiten, ein Jugendzentrum im Kita-Gebäude war Teil der Planungsaufgabe. Ein Neubau muss her, der Erhalt des Bestandsbaus ergibt unter all den Umständen keinen Sinn. Die Auslobung des Projekts verantwortet das Jugendamt Darmstadt.
2019 legte die Stadt fest, künftig alle öffentlichen Neubauprojekte hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Klima und Umwelt zu bewerten. So widmet sich ein Kapitel der Wettbewerbsauslobung ausschließlich der klimaneutralen Planung. Konkret sind im Inneren des Gebäudes weder Sichtbeton- noch große Glasflächen gewünscht, gibt es Aussagen zu Be- und Entlüftung und einem Energiekonzept ohne die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Sortenreiner Abriss, oder treffender: Rückbau, muss möglich sein. Auch ist festgehalten, dass ein „Neubau unter Berücksichtigung des Urban Mining-Gedankens“ gewünscht ist: Das Gebäude soll sowohl aus dem Bestand als auch aus Bauteilbörsen wie Concular oder Restado schöpfen. Die Planenden „werden dazu ermutigt, End-of-Life-Szenarien in der Planung schon mitzudenken.“
Die aus der Auslobung klar ablesbare Erwartungshaltung an das zu realisierende Projekt erfüllen laut Entscheidung des Preisgerichts blrm Architekt*innen aus Hamburg am besten. Die Erstplatzierten taufen die Kita „Regenbogenwald“, beschreiben sie als „Haus zwischen den grünen Blättern“. Aus den zwanzig zur Auswahl zugelassenen Einreichungen sei der Entwurf in seiner Auseinandersetzung mit dem zirkulären Bauen herauszustellen, etwa werden alte Fensterbänke aus Naturstein zur Fassadenverkleidung.
Der Grundriss bietet für eine Kita passend Ausgewogenheit zwischen Bewegungs- und Ruhezonen an. Eine große Qualität der Arbeit entsteht durch ihre Außenraumplanung mit Dachterasse, Gewächshaus und dem von allen Kita-Gruppenräumen ebenerdigen Gartenzugang. Die Erschließung vom Fuß- und Radweg aus bewertet die Jury jedoch als unterproportioniert und wenig einladend, lobt hingegen die gute Adressbildung des Jugendhauses im ersten Obergeschoss durch eine tribünenartige Treppe. Die Verortung des Sportbereichs im Dachgeschoss bedeutet eine gute öffentliche Nutzung abseits von Kita oder Jugendhaus.
Raum Z Architekten aus Frankfurt beschränken die Zirkularität ihrer verbauten Materialien zunächst auf Fassade und Ausbau. Um sich tie­fergehender mit dem Thema auseinandersetzen zu können, müsse das Bauvorhaben konkret sein. Die Jury bescheinigt den zweiten Preisträgern trotzdem ein gut entwickeltes Konzept zum zirkulären Bauen. Die sortenrein rückbaubare Holzskelettkonstruktion ist innen mit Stampf­lehm aufgefacht, als Dämmstoff dient beispielsweise recyceltes Schüttmaterial.
Die Grundfläche des Kinder- und Jugendhauses empfindet das Preisgericht als etwas zu großzügig, lobt aber gleichzeitig den durch den Versprung in der Gebäudekubatur entstehenden Vorplatz als Eingangsgeste.
Heimspielarchitekten Matzken Kampherbeek aus Münster schlagen einen dreigeschossigen Baukörper mit Dachgarten und vertikaler Aufteilung zwischen Kita und Jugendhaus vor. Die Bereiche Teilen sich eine Verknüpfungszone. Der drittplatzierte Entwurf bietet einen klar strukturierten Grundriss, der gerade im Kinderhaus flexibel und spielerisch nutzbar erscheint. Den Außenspielbereich der Kita empfindet das Preisgericht allerdings als zu klein, zumal zugunsten der Architektur fünf Bäume weichen müssten. Die Ausbildung eines Sheddachs bewertet die Jury zwar als willkommene Abwechslung zu umgebenden Gebäuden, eine Komplettverglasung sei jedoch überzogen. Generell kann der Entwurf in Puncto Nachhaltigkeit und zirkulärem Bauen nicht überzeugen.
Der Baubeginn des „Regenbogenwalds“ mit zusätzlichen 33 Kita-Plätzen ist für Ende 2024 vorgesehen. Es ist zu hoffen, dass der Umgang mit Neubauten sowohl in Auslobung als auch Umsetzung beispielgebend wird.
Nichtoffener Realisierungswettbewerb
1.Preis
(16.000 Euro) blrm Ar­chi­tekt*in­nen, Hamburg
2.Preis (10.000 Euro) raum z architekten, Frank­furt am Main
3.Preis (6.000 Euro) heimspielarchitekten matzken kampherbeek, Münster
Anerkennung (5.000 Euro) NYX ARCHITEKTEN, Nürnberg
Anerkennung (3.000 Euro) Sander Hofrichter Planungs­gesellschaft, Berlin

Ausloberin
Jugendamt Darm­stadt, vertreten durch Eigenbetrieb Immobilienmanagement, Darm­stadt

Jury
Thilo Höhne, Joachim Raab, Eckart Rosenberger (Vorsitz), Bernhard Wondra

Verfahrensbetreuung
Bäumle Architekten, Darmstadt

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