Bauwelt

Les Arts Gstaad

Kulturzentrum für einen Schweizer Ferienort

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1. Preis: Rudy Ricciotti

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1. Preis: Rudy Ricciotti


Les Arts Gstaad

Kulturzentrum für einen Schweizer Ferienort

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Im noblen Schweizer Ferienort Gstaad soll ein Haus für das ortsansässige traditionsreiche Menuhin-Festival entstehen, ein Ort für die Kunst, ein Symbol für die ganze Region. Wenn der Siegerentwurf des aktuell entschiedenen Wettbewerbs umgesetzt wird, erwartet die Besucher am Bahnhof künftig ein mächti­ger Baumstumpf.
Gstaad liegt im Berner Oberland auf 1050 Meter Höhe und zählt knapp 7000 Einwohner. Seit jeher hat der Ort Wohlhabende angezogen. Gstaad ist Noblesse ohne den Jetset von Zermatt oder St. Moritz. Der Dorf­kern ist autofreie Zone, exklusive Läden, Restaurants und Hotels im Chalet-Stil reihen sich entlang der Pro­menade. Ruheliebende Stars machen hier ebenso Ferien wie jährlich rund 20.000 Liebhaber der klas­sischen Musik: Das hiesige Festival ist eines der angesehendsten der Schweiz, benannt nach dem Geiger und Dirigenten Yehudi Menuhin, der es 1957 ins Leben rief. Im Rahmen des Festivals finden jeden Sommer rund 40 Konzerte statt, viele davon in der akustisch beeindruckenden Mauritius Kirche im benachbarten Saanen.
Für die größeren haben die Veranstalter bisher immer ein Zelt aufgebaut. Nun soll dieses durch ein festes Haus ersetzt werden. Und nicht nur das: Ein ganzer Kulturkomplex ist geplant – mit Konzertsaal, einer Ausstellungshalle für Kunst, einem Saal für Lesungen, Workshops, Literaturfestivals und Tagun­gen sowie einem Restaurat mit Cafeteria. „Les Arts Gstaad“ soll die Ferienregion unabhängiger vom Tourismusfaktor Wetter machen und das gesamte Jahr über Besucher anziehen. Das Kultur- und Kongresszentrum KKL in Luzern wird als Vorbild genannt. Vor zwei Jahren hatte die Gemeinde gleich neben dem Bahnhof ein Grundstück gekauft und im letzten September 29 Büros zu einem Wettbewerb eingeladen – u.a. Rafael Moneo, Josep Lluis Mateo, Grazioli Kri­schanitz und Kahlfeldt Architekten. Die Architektur, so lautete die Aufgabe an die Teilnehmer, solle zum Wahrzeichen der Gegend werden, die Umgebung widerspiegeln oder einen sinnvollen Kontrast zu ihr setzen.
Die Teilnehmer antworteten mit blockartigen, oberirdischen Baukörpern, wie man sich das in der Schweiz so vorstellt (Grazioli Krischanitz, Ueli Brauen und Doris Wälchli und :mlzd), mit Baukörpern, die ins Gelände moduliert sind (SLIK Architekten, Claus en Kaan und Gigon Guyer) und mit unterirdischen Lösungen. So wie der Gewinner Rudy Ricciotti. Allein den wellenförmigen, holzverkleideten oberen Teil des als Grotte konzipierten Konzertsaals lässt er, ei­nem überdimensionierten Baumstumpf nicht unähnlich, herausstehen. Alles andere verlegt er – offenbar zum Schutz des Dorfbildes – unter die Erde: die Ausstellungshalle, das Foyer, die Parkplätze und den Busbahnhof. „Wenngleich Foyer und Konzertsaal als dramatisch empfunden werden, gibt es auch zahlrei­che problematische Elemente. Im Vordergrund steht das ungelöste Problem eines architektonisch überzeugenden Zugangs vom Dorfzentrum her“, urteilte die Jury (u.a. Vittorio M. Lampugnani, Kenneth Frampton, Werner Oechslin).
Rudy Ricciotti soll seinen Entwurf weiterentwickeln. Wie viel der Bau kosten wird, ist noch nicht klar. Mit dem Siegerentwurf in der Hand will der eigens für das Projekt gegründete Verein nun Geld zusammentragen. Neben der Unterstützung durch Bund, Kanton, Gemeinde hofft er dabei vor allem auf private Spenden.
Fakten
Architekten Rudy Ricciotti, Bandol; SLIK Architekten, Zürich; Claus en Kaan Architecten, Amsterdam; BHSF und Udo Thönnissen, Zürich; Grazioli/Krischanitz, Zürich; Brauen & Wälchli, Lausanne; Gigon & Guyer, Zürich; mlzd, Biel
aus Bauwelt 10.2010
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