Bauwelt

Kapitel 16: SANAA-Ausstellung im DAC Danish Architecture Center in Kopenhagen

Auszug aus dem Logbuch

Text: Geipel, Jan, Kopenhagen

Kapitel 16: SANAA-Ausstellung im DAC Danish Architecture Center in Kopenhagen

Auszug aus dem Logbuch

Text: Geipel, Jan, Kopenhagen

September 2009 | Reise nach Japan und erste Kontaktaufnahme. Mit dabei einige Sponsoren des DAC. Es gelingt, einen Termin mit dem Büro SANAA zu vereinbaren. Allerdings, weder Sejima noch Nishizawa sind präsent. Sam Chermayeff, hochgewachsener Amerikaner, Architekt im Büro und Assistent von Sejima, empfängt uns nonchalant. Ein den ganzen Besprechungsraum füllendes Arbeitsmodell weckt unser Interesse. Die Idee zu einer Ausstellung am DAC in Kopenhagen wird entwickelt.
  
9. November | Kazuyo Sejima wird zur Direktorin der 12. Internationalen Architekturbiennale 2010 in Venedig ernannt. Wir gratulieren – und überlegen einen Atemzug später, ob dies womöglich unsere geplante Ausstellung am DAC ge­fährdet. Eine Absichtserklärung besteht bisher nicht.

25. Januar | Sam Chermayeff besucht für ein paar Stunden und eine kurze Nacht Kopenhagen. Gewählter Ort: das Restaurant in der Turmspitze des Arne Jacobsens Hotel mit Blick über die Stadt. Erste Ideen für das Ausstellungskonzept werden skizziert. Man entschließt sich für eine eindeutige Haltung. Keine erläuternden Pläne, einfach bloß Modelle.

30. Januar | Flug nach Tokyo. Wir treffen uns mit Sam Chermayeff und Kazuyo Sejima im neuen SANAA-Office. Ein langgezogenes Lagerhaus, ab­gelegen im Hafenbereich. Vor der Tür ein gut erhaltener Alfa Romeo Spider aus den Achtzigern, der Nishizawa gehört. Im Büro eine schmale Schlucht aus Regalen, die das Ge-bäude längs durchzieht und die Fläche in Teilbereiche seziert. Sejimas Garderobe steht
frei im Raum. Ein mikroskopischer Bereich fasst Nishizawas eigenes Office.

7. Februar | Wir konzentrieren uns darauf, ein präzises Budget zu erstellen und beim Sponsor Realdania die notwendigen Fördergelder für die Ausstellung zu beantragen. In Japan werden Verträge gerne mündlich abgeschlossen. Nach einigem Hin und Her gelingt es uns dennoch, die Zusammenarbeit zu Papier zu bringen und so zu fixieren.

18. März | Ortsbesichtigung des eben der Öffentlichkeit zugänglich gemachten Rolex Learning Centers in Lausanne.

18. Mai | Aufregung am DAC, unschlüssige Gesichter. Auf Teilen der bereits gedruckten Marke­tingunterlagen ist Ryue Nishizawas Name nicht korrekt geschrieben. Eine zu Rate gezogene Japanerin klärt die Lage. Die Übersetzung der japa­nischen Kanji ermöglicht beide Schreibweisen. Wir entschließen uns dennoch für Korrektur und Neudruck.
 
10. Juni | Ein Frachtlaster hält vor dem DAC und entlädt eine 2,5 mal 3,5 Meter große Holzkiste. Im Ganzen lässt sich die Kiste nicht durch Tü­ren oder Fenster transportieren. Darin enthalten 20.000 Quadratmeter Wellenlandschaft, reduziert auf den Maßstab 1:50. Gewicht des Rolex Learning Center: 300 kg.

17. Mai | Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa bekommen den Pritzker-Preis. Wir senden Glückwünsche.

16. Juni | Am Vormittag Ausstellungspreview für die dänische Presse.

17. Juni | Früher Abend. Ryue Nishizawa landet in Kopenhagen. Er ist verspätet.

18. Juni | Tag der Ausstellungseröffnung. Ryue Nishizawa hält in der Stunde vor der offiziellen Einweihung eine Vorlesung. Das Haus ist bis zum letzten Platz gefüllt. Einen Moment lang wirkt Nishizawa, als ob ihn die Müdigkeit überkommt. Er fängt sich, die Vorlesung ist spannend. 500 Gäste feiern bei Sushi und Cremant. Nishizawa gibt Anekdoten aus dem japanischen Architektenalltag zum Besten, zum Beispiel den „Kniefall vor Ando“. Beim jüngsten Projekt auf einem Eiland vor Osaka musste er eigens aus Tokyo anreisen und artig beim Meister anfragen, ob der dessen jahrzehntelangen Betonspezialisten beauftragen darf.

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