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Kölner Gürzenich-Quartier

Text: Winterhager, Uta, Bonn

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Architekten

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Kölner Gürzenich-Quartier

Text: Winterhager, Uta, Bonn

In der stückartig gewachsenen Umgebung der Kölner Innenstadt, zwischen Neumarkt und Heumarkt, ist ein Geschäftskomplex geplant. Die Wettbewerbsteilnehmer hatten die Aufgabe, einen ganzen Block einheitlich und dennoch kleinteilig zu strukturieren.
Die Kölner Schildergasse ist die drittmeist frequentierte Einkaufsmeile Deutschlands. Die Passanten bie­gen jedoch dort, wo die Schildergasse zur Gürzenich­straße wird, ab, um sich durch die stets überfüllte Hohe Straße zum Dom zu drängeln. Die Gürzenichstraße führt hingegen weiter über den Heumarkt zum Rhein. Die Bebauung ihrer Umgebung ist wie fast überall in Köln eine Mischung aus Bau- und Stadtgeschichte: die Kirchen Klein St. Martin und St. Maria im Kapitol, das Festhaus Gürzenich und Großprojekte wie das Interconti Hotel, die in dieser Form nie hätten genehmigt werden dürfen, sowie kleinteilige Nachkriegsbauten. Schnell wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut und später hier und dort dazugestückelt. Das Ergebnis ist, wie an so vielen Ecken in Köln, weder ästhetisch noch wirtschaftlich ausgereift. So verhält es sich auch beim Block an der Südseite des Gürzenich. Seine zentrale Lage und die Erwartung einer hohen Passantenzahl nach Eröffnung der Nord-Süd-Stadtbahn weckten das Interesse der Investoren. Die eigens gegründete Entwicklungsgesellschaft Gürzenich-Quartier mbH konnte die Grundstücke bereits erwerben, bis auf drei. Deren Eigentümer ahnen offenbar, dass ihre Mieter in der neuen Immobilie nicht wieder vertreten sein werden. Rund 15.000 m² BGF soll sie haben, Ladenlokale im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss, Büros in den oberen Etagen. Wohnungen sind nicht geplant.
Am 12. April stellte die Entwicklungsgesellschaft die Ergebnisse eines eingeladenen Architektenwettbewerbes vor. Unter Vorsitz von Walter von Lom hat die Jury aus acht Arbeiten den Entwurf von Astoc Architects & Planners, Köln, ausgewählt. Ausschlaggebend sei die städtebauliche Konzeption gewesen. Trotz vielfältiger Reaktionen auf das heterogene Umfeld mache das Gebäude einen einheitlichen Gesamteindruck. Vier Baukörper gruppieren die Architekten um einen fünfeckigen Innenhof und verbinden die innere Ordnung mit den Fluchtlinien des Blockrandes. Die vorgegebene Höhenstaffelung wird zum Gestaltungsmerkmal und suggeriert im Zusammenspiel mit den verschiedenfarbigen Natursteinelementen der Fassade eine gewisse Kleinteiligkeit.
Die Jury vergab keinen zweiten, dafür jedoch zwei 3. Preise. Der Entwurf von msm Meyer Schmitz-Morkramer, Darmstadt, erscheint durch die leicht geschwungenen Fassaden und das von unten nach oben dichter werdende Fassadenraster sehr elegant, doch der Jury war das zu homogen. Von außen entstehe der Eindruck eines großen, wenn auch vornehmen Kaufhauses. Dieser Solitärcharakter aber war für den Neubau nicht gewünscht.
Der Entwurf von Axthelm Architekten, Berlin, ebenfalls mit einem 3. Preis bedacht, umschließt drei nebeneinanderliegende, sehr tiefe Baukörper. Die trichterförmigen Zwischenräume öffnen den Blick auf die Baudenkmäler der Umgebung. Hierin sah die Jury zwar eine gestalterische Stärke, aber auch eine funktionale Schwäche. Die rhythmische Verteilung der vorgehängten Betonelemente suggerierten zwar die gewünschte Kleinteiligkeit, die umlaufend gleiche Traufhöhe jedoch hebe deren Wirkung wieder auf.
Die Bewertungskriterien zeigen, wie schwierig es ist, an dieser Stelle in Maßstab, Funktion und Kubatur angemessen zu reagieren. Die feine Körnung ist mit einem solitären Baukörper nur formal zu erzeugen. Wirkliche Kleinteiligkeit könnte das Projekt erfahren, wenn die drei Eigentümer sich weiterhin weigern zu verkaufen. Pläne, wie der Bestand in den Neubau integriert werden kann, gibt es bereits, sie waren Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe.
Fakten
Architekten Astoc Architects & Planners GmbH & Co. KG, Köln; msm Meyer Schmitz-Morkramer, Darmstadt; Axthelm Architekten, Berlin
aus Bauwelt 16.2010
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