Bauwelt

Thomas Phifer and Partners

Überhöhtes Resultat

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

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Thomas Phifer and Partners

Überhöhtes Resultat

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

Ein flüchtiger, schneller Blick in die erste Monografie über Thomas Phifer erweckt den Eindruck, es handele sich um neue Fotografien von Thomas Struth, Jeff Wall oder Gregory Crewdson – also um ein Kunstbuch, Sparte Gegenwartsfotografie. Tatsächlich sind die Fotos aber von Scott Frances, der unter anderem als „offizieller“ Chronist das Werk von Richard Meier dokumentiert.
Ebendort hat Phifer zehn prägende Jahre als Design Partner verbracht, nachdem er fünf Jahre bei Gwathmey Siegel gearbeitet hatte. 1996 machte er sich dann in New York selbständig. Richard Meiers Phoenix Courthouse, das im Jahre 2001 fertiggestellt wurde, besticht durch seine Zurückhaltung und Leichtigkeit, die über das von Meier bekannte Maß hinaus geht. Hier zeigte sich vielleicht zum ersten Mal im großen Maßstab die Handschrift Phifers, der der verantwortliche Design Architekt war. Die seit 1996 realisierten Bauten von Thomas Phifer and Partners haben diese Richtung noch weiter entwickelt, verfeinert und setzen sich nun deutlich von Richard Meiers Formenkanon ab. Die geistigen Väter Phifers heißen auch eher Alvar Aalto, Buckminster Fuller und Louis Kahn, denn Licht und Leichtigkeit sind die prägenden Determinanten seiner Architektur. In ihrer Stringenz und der reduzierten Formensprache erscheinen die Bauten Phifers wie ephemere Besucher auf durchweg parkartigen, arkadischen Landschaften. Reflektive Glasflächen erinnern an Skulpturen von Dan Graham und Larry Bell, der offene Raumfluss und die Verschmelzung mit der Landschaft an Mies von der Rohe. Diese Monografie fokussiert völlig auf das Resultat, überhöht dieses durch die Fotos (ob sie wirkliche alle „echt“ sind?) und bildet nur Präzision in Reinform ab. Mit Entstehungsprozessen, Philosophien und konstruktiven Belangen wird der Leser, oder besser gesagt Betrachter, nicht konfrontiert. Was am Ende an spärlichsten und schwer lesbaren Plandaten geboten wird, hätte konsequenterweise auch noch weggelassen werden können. Das hätte die Grundhaltung, ohne Seitenzahlen und ohne Bildunterschriften zu arbeiten, abgerundet.   Die Reduktionen von Thomas Phifer and Partners sind ein entmaterialisierter Rahmen in der Na­tur, ein transparenter Hintergrund zur Entfaltung menschlicher Interaktion und vor allem eine noble Herberge für Kunst und deren Sammler.  
Fakten
Autor / Herausgeber Sarah Amelar
Verlag Skira, Rizzoli, New York 2010
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aus Bauwelt 1-2.2012
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