In „Sex and the City“ drehte sich alles um das (unbefriedigende) Liebesleben der Großstädter, Stilikonen und ihre Partys. Dieses erfolgreiche Konzept kann Boris Friedewalds neues Buch noch toppen.

Denn es beschreibt lebendig und detailreich die praktizierte freie Liebe in der (Klein-)Stadt, charismatische Persönlichkeiten, wilde Partys und echte Design-Klassiker. Der als „Lifestyle am Bauhaus“ verpackte Band wird nicht nur Architekturfreunde begeistern, denn er beleuchtet gleichzeitig fachlich fundiert die Entwicklung der Kunstschule hin zum internationalen Aushängeschild für moderne Gestaltung mit all ihren Schattenseiten. Un die verlief nicht geradlinig. Wechsel in der Leitung und unter den Lehrern, künstlerische Einflüsse von außen und die schwierige politische Situation bewirkten einen ständigen Wandel. Der Band zeigt davon viele Facetten. Gropius wollte mit Verkauf von in den Werkstätten entwickelten Serien-Produkten (Bestseller wa-ren vor allem die Lampen und Tapeten) das Bauhaus unabhängig machen von öffentlichen Mitteln. Dies führte jedoch dazu, dass der Begriff „Bauhausstil“ (bis heute) vom Stahlrohrsessel bis zur Wohnung mit viel Glas und Metall für alles herhalten muss, was mit der „klassischen Moderne“ in Verbindung gebracht wird.

Die Weimarer empfanden das antibürgerliche Auftreten der „Bauhäusler“ als Provokation. Die Mazdaznan-Gruppe schockte durch ihre an Mönchskutten erinnernde „Bauhaus-Tracht“. Die anderen Studenten fielen (nachdem Gropius eine Kleiderlieferung aus Armeebeständen organisiert hatte) durch ihre umgefärbten Uniformteile auf. Zitate und Anekdoten geben einen spannenden Einblick in damalige Diskussion über zeitgemäße Lebensformen. Aufgrund des günstigen Preises und der vielen bislang meist unveröffentlichten Fotos ist der Band auch Besitzern einer umfangreichen Bauhaus-Bibliothek sehr zu empfehlen.