Bauwelt

Warum Aquarell?

Aquarellierte moderne und zeitgenössische Architektur? Was im ersten Moment wie ein Widerspruch klingt, wird am Lehrstuhl von Andreas Hild an der TU München praktiziert. Dabei entstehen technisch-atmosphärische Zeichnungen

Text: Hild, Andreas, München; Grüner, Lena S., München; Wolf Schulze, Andreas, München

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    Stein um Stein, Fuge um Fuge: Die reichen Farbabstufungen und Schattierungen im Handaquarell zeigen die Komplexität der Salva­tor­-garage vom Architekten Franz Hart.
    Zeichnung (Ausschnitt): Nils Fischer

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    Stein um Stein, Fuge um Fuge: Die reichen Farbabstufungen und Schattierungen im Handaquarell zeigen die Komplexität der Salva­tor­-garage vom Architekten Franz Hart.

    Zeichnung (Ausschnitt): Nils Fischer

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    Das Hochvolthaus der TU München ...
    Handaquarell (Ausschnitt): Anna Maria Mayerhofer

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    ... und die Fas­sade eines Wohnhauses in München.
    Handaquarell (Ausschnitt): Nina Burri

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    ... und die Fas­sade eines Wohnhauses in München.

    Handaquarell (Ausschnitt): Nina Burri

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    Zurück an den Zeichentisch:Die Studierenden arbeiten gemeinsam in einem kleinen Atelier.
    Foto: Lehrstuhl Entwerfen, Umbau und Denkmal­pflege, TU München

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    Zurück an den Zeichentisch:Die Studierenden arbeiten gemeinsam in einem kleinen Atelier.

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    Fotos: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Fotos: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Die auf Aquarellpapier gedruckten Pläne werden aufgespannt und das Papier rückseitig angefeuchtet; es quillt leicht auf.
    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Die auf Aquarellpapier gedruckten Pläne werden aufgespannt und das Papier rückseitig angefeuchtet; es quillt leicht auf.

    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Das feuchte Papier wird auf die Plat­te gestrichen und fixiert. Beim anschließenden Trocknungsprozess schrumpft es und zieht sich glatt – die Grundlage fürs Aquarell.
    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Das feuchte Papier wird auf die Plat­te gestrichen und fixiert. Beim anschließenden Trocknungsprozess schrumpft es und zieht sich glatt – die Grundlage fürs Aquarell.

    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Als Vorübung wird eine Reihe von Quadraten mit einer stark verdünnten Sepia mittels Lasurtech­nik bemalt.
    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Als Vorübung wird eine Reihe von Quadraten mit einer stark verdünnten Sepia mittels Lasurtech­nik bemalt.

    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Durch die Schichtung entstehen Farbab­stufungen und Kontraste. Auf dieselbe Weise werden die Pläne lasiert.
    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Durch die Schichtung entstehen Farbab­stufungen und Kontraste. Auf dieselbe Weise werden die Pläne lasiert.

    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Strukturierte Flächen werden mit einfachem Gerät mit Spritztechnik bearbeitet.
    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Strukturierte Flächen werden mit einfachem Gerät mit Spritztechnik bearbeitet.

    Foto: Barbara Brinkmann, Lehrstuhl EUD, TU München

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    Im Sommersemester 2017 beschäftigten sich die Studieren mit einem Badehaus und stellten neben Dreitafelprojektionen, Explosions- und Schnittaxo­nometrien perspektivische Ansichten her.
    Texturaquarell (Ausschnitt): Buergel/Schlutius

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    Im Sommersemester 2017 beschäftigten sich die Studieren mit einem Badehaus und stellten neben Dreitafelprojektionen, Explosions- und Schnittaxo­nometrien perspektivische Ansichten her.

    Texturaquarell (Ausschnitt): Buergel/Schlutius

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    Texturaquarell: Dabrowski/Shcherbakova

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    Texturaquarell: Dabrowski/Shcherbakova

Warum Aquarell?

Aquarellierte moderne und zeitgenössische Architektur? Was im ersten Moment wie ein Widerspruch klingt, wird am Lehrstuhl von Andreas Hild an der TU München praktiziert. Dabei entstehen technisch-atmosphärische Zeichnungen

Text: Hild, Andreas, München; Grüner, Lena S., München; Wolf Schulze, Andreas, München

Aus naheliegenden Gründen findet im Architekturstudium das, wofür Architekten ausgebildet werden, nicht statt – das Bauen von Häusern. Häufig birgt dies in Besprechungen von Entwürfen die Gefahr, dass nicht über Architektur, sondern lediglich über Architekturdarstellungen diskutiert wird. Spätestens seit dem Zeitalter der elek­tronischen Bilder und Darstellungen besteht im Studium ein Mangel an Unmittelbarkeit. Am Lehrstuhl für Entwerfen, Umbau und Denkmalpflege der TU München müssen Studierende mindestens zwei Aquarelle anfertigen: Zunächst die Darstellung eines bestehenden Gebäudes, später einen eigenen Entwurf. Wo sich alle Studierenden einer Projektgruppe derselben Technik bedienen, sind die Tücken einer Stellvertreterdiskussion zumindest reduziert. Ein Vergleich der ersten mit der zweiten Skizze macht meist eine erhebliche Differenz an Detaillierung und Durchdringung sichtbar. Die Handzeichnung – und hier besonders das Aquarell – sind bestens geeignet um an einigen Stellen diese Unmittelbarkeit wieder zu ermöglichen. Die Aquarell-Lasurtechnik mit nur einem Farbton ist eine alte, überprüfte, akademische Darstellungstechnik. Es ist reizvoll, dieses Erbe aufzunehmen, auch um auszuloten, wie moderne rechnergestützte Zeichentechniken im Sinne dieser Tradition weiterzuentwickeln sind. Ganz nebenbei entstehen neben den üblichen beliebig reproduzierbaren Arbeitsergebnissen im Idealfall Originale, die einen anderen Blick auf die eigene Arbeit erlauben und weit über bloße Fragen der Darstellungstechnik hinausführen.
Die Zeichnungen reduzieren sich auf Schnitt und Ansicht, was einem tiefen Misstrauen gegenüber der fotorealistischen illusionistischen Perspektive entspringt. Auch wenn sie gerade für Laien weniger anschaulich sind, erscheint die Abstraktion der orthogonalen Darstellung (allenfalls kombiniert mit Modellen) zur Abschätzung der Raumwirkung besser geeignet. Andreas Hild
Geschichte und Technik
Auf seiner Italienreise Ende des 15. Jahrhunderts fertigte Albrecht Dürer die ersten, künstlerisch eigenständigen Aquarelle an. Erst im 18. Jahrhundert entstanden die ersten Aquarelle mit Architekturmotiven. Ihre Blüte erlebte die Technik insbesondere in England, wo man 1804 die „Society of Paintings in Watercolour“ gründete. Im Zuge dieser Entwicklung wurde die Architekturzeichnung zur eigenen Gattung und gewann zunehmend malerische Qualitäten. Die Farbe hielt Einzug im Bauentwurf, Darstellungsmodi zur Ver­anschaulichung von Raum und Volumen sowie das Kolorit wurden kanonisiert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts etablierte sich an der französischen Akademie in Rom das „Projektgemälde“, das den Charakter der Bauaufgabe vermitteln sollte. In Deutschland wurde diese „Charakterlehre“ um 1810/15 programmatisch voran­getrieben und die Darstellung an diejenige der konventionellen Architekturvedute mit hohem Realitätsgrad und Staffageelementen angeglichen. Den wesentlichen Einfluss auf die künst­lerische Entwicklung des Bauentwurfs hatte die Pariser Schule, ab 1816 vertreten durch die „École des Beaux-Arts“. Sie prägte den Stil der virtuos gezeichneten und aquarellierten Blät­ter, die man bis in die Moderne auch an deutschen Akademien fertigte.
Die Malweisen beim Aquarell sind vielfältig: Es ist eine Lasurtechnik auf Basis von Wasserfarben. Im traditionellen Verfahren werden die Farben auf hellem Papier dünn aufgetragen und Schicht um Schicht verstärkt, bis der gewünschte Sättigungsgrad erreicht ist. Helle und weiße Partien werden beim Farbauftrag ausgespart; der Papiergrund oder die darunterliegende Farbe scheinen durch. Das Ineinanderlaufen noch feuchter Schichten führt zur Vermischung der Farbtöne. Auf diese Weise wird mit nur wenigen Farben – oder einer einzigen Farbe wie in der Monochrommalerei – eine reich differenzierte Farbgebung erzielt. In der Regel bil­-det eine Vorzeichnung die Grundlage. Im historischen Bauentwurf bleibt sie als Schnitt- oder Fugenlinie sichtbar und ist Teil der Bildwirkung. Lena S. Grüner
Die Zeichnung als Medium der Architekturkommunikation
Das zeichnerische Studieren und das Besichtigen von Architektur erweitert das eigene Repertoire und Vokabular. „Sehen Lernen“ ist eine der wichtigen Aufgaben im Studium der Architektur. Nur wer die gebaute Architektur in seinem Facettenreichtum vor Ort besichtigt, kann später für die eigenen Entwurfsaufgaben schnellere Lösungen und Antworten finden.
In der Lehre wird dieses Repertoire über erste handgefertigte Aquarelle bestehender Architektur geschult und erweitert. Hiermit werden schon alle architektonischen Inhalte angesprochen, die im späteren Entwurfsprozess von Bedeutung sein werden. Die Studenten schöpfen aus diesem Erfahrungsschatz. Um mit den Studierenden bildhaft Entwerfen zu können, werden Collagen erstellt. Diese fördern die Architekturdiskussion über bestehende Gebäude und ob diese in ihrer Form inhaltlich eine Antwort auf die Entwurfsaufgabe sein können.
Das Aquarell ist ein wichtiger Bestandteil im Semester. Im Verlauf des Entwurfes erstellen die Studenten nach einem bestimmten Aquarellfarbkodex – angelehnt an Carl von Fischer und unterschieden in Abbruch, Neubau und Bestand – texturierte Pläne ihrer Thesen. Dabei ist die Darstellungsart entsprechend der idealen Entwurfsvermittlung zu wählen. In Grundrissen, Schnitten, Details, Iso- und Axonometrien und Ansichten in verschiedenen Maßstäben werden die einheitlich gezeichnet und komponierten Pläne die Diskussionsgrundlage sein und müssen be­weisen, wie gut die eingangs formulierte These sprachlich‚ begrifflich und räumlich umgesetzt wurde. Die Weiterentwicklung des handgefertigten Aquarells hin zu einer am Computer erstellten texturierten Zeichnung ist eine zeitgemäße Übertragung und wird am Lehrstuhl weiter forciert. Die Darstellungstechnik, der sich einst das Gros der Architekten bedient hat, wird in der heutigen Verwendung zum Herausstellungsmerkmal. Andreas Wolf Schulze

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