Dubai am Main
Die Frankfurter Innenstadt wird dichter. Gleich vier Hochhäuser sind auf dem ehemaligen Areal der Deutschen Bank geplant. Internationale Namen waren geladen. Den Realisierungswettbewerb gewann UN Studio, der Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs von 2016.
Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main
Dubai am Main
Die Frankfurter Innenstadt wird dichter. Gleich vier Hochhäuser sind auf dem ehemaligen Areal der Deutschen Bank geplant. Internationale Namen waren geladen. Den Realisierungswettbewerb gewann UN Studio, der Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs von 2016.
Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main
Derselbe Investor lobte über den Jahreswechsel 2016/17 einen Realisierungswettbewerb unter elf geladenen Teilnehmern aus. Und wieder war Ben van Berkel Sieger. Einen gemeinsamen dritten Platz belegten die Arge Meixner Schlüter Wendt mit Snøhetta (Frankfurt/Oslo) sowie die Arge Max Dudler und Helmut Jahn (Berlin/Chicago). Eine Anerkennung ging an die Arge Christoph Mäckler/Coop Himmelb(l)au (Frankfurt/Wien). Internationale Kooperationen waren, so erzählen Teilnehmer, erwünscht, zumal namhafte Architekten auch bei den Genehmigungsbehörden vorteilhaft sind. Doch dieser Druck, etwas entwerfen zu müssen, das gegen internationale Konkurrenz bestehen kann, hat den Beiträgen nicht gut getan. In der Ausstellung zum Wettbewerb drängte sich das offenbar ziemlich verzweifelte Bemühen geradezu auf, irgendeinen willkürlichen Gag, ein vorwitziges Gimmick oder eine sonstige Verrücktheit erfinden zu müssen. Die meisten der Entwürfe inklusive der des Siegers passen eher nach Dubai als an den Main. Charakteristika des Ortes wurden gar nicht erst gesucht. Dass der bestehende 93 Meter hohe Turm auf dem Areal, ein elegantes, an Mies‘ Seagram Building angelehntes Hochhaus des weitgehend unbekannten Architekten F. Wilhelm Simon, abgerissen werden soll, passt in dieses Bild.
Dass Ben van Berkels Türme des Realisierungswettbewerbs den, laut Jury, „etwas aufgeregten“ Türmen des Ideenwettbewerbs auch auf den zweiten Blick ziemlich ähneln, hat ihnen nicht geschadet. Das Preisgericht lobte „die feine Skulpturalität der Hochhäuser“, die sich in die Frankfurter Skyline integrierten und dennoch ein eigenständiges Ensemble bildeten. Die Gestaltung des öffentlich zugänglichen Dachgartens auf dem sechsten Geschoss bezeichnete die Jury als „herausragend“: Durch „geschickte Zonierung“ entstünden „Erlebnisräume von hoher Aufenthaltsqualität“. Seltsam nur, dass der zurückgesetzte Sockel zur Großen Gallusstraße, auf dem der 175 hohe Turm sitzt, der mit seiner abgerundeten Form und seinen gekippten Fassaden in Fortsetzung des historistischen Deutsche-Bank-Gebäudes vermutlich keinen erlebbaren Straßenraum bietet, keinerlei Erwähnung bei der Jury fand.
Dudler/Jahn zeichneten ein Bündel heterogener Türme, deren Fassaden mit wachsender Höhe einen immer größeren Glasanteil aufweisen und insgesamt als Solitäre in der Skyline wirken sollten. Die Jury würdigte die „klare Gliederung von Türmen und Sockel“. Die Fassadengestaltung, die dem Preisgericht „in ihrer Stringenz teilweise etwas (zu) kühl“ erschien, schafft einen logischen und klaren Übergang zu den Sockeln mit ihren Rasterfassaden. Die Jury pries die „Gelassenheit“ des Entwurfs, aber auch seine „nahezu elitäre Strenge“. Ein völlig anderes Konzept verfolgten Meixner Schlüter Wendt mit dem norwegischen Büro Snøhetta. Ihre Türme erscheinen zum Quartiersplatz hin als Ensemble, von außen betrachtet als Solitäre. Zum Quartiersplatz erhielten alle Türme eine Fassade aus hellen Blechelementen mit seitlich versetzten Fenstern, was ihr eine ziemlich splittrige Erscheinung gab. Das Preisgericht lobte: „Der pointierte, beinahe akademische Ansatz beinhaltet einen hohen Wiedererkennungswert und bezieht seine Stärke aus dem intellektuellen Konzept.“ Der Entwurf stelle „einen außergewöhnlichen Beitrag dar, der durch einen spürbar künstlerischen Ansatz für sich einnimmt.“
1. Preis (50.000 Euro) UN Studio, Amsterdam
ein 3. Preis (21.000 Euro) ARGE Max Dudler, Berlin/Helmut Jahn, Chicago
ein 3. Preis (21.000 Euro) ARGE Meixner Schlüter Wendt, Frankfurt/Snøhetta Studio Innsbruck
Anerkennung ARGE Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt/COOP Himmelb(l)au, Wien
Engere Wahl 3XN Architects, Kopenhagen
Zaha Hadid Architects, London
schneider + schumacher, Frankfurt
ARGE Raumwerk/Delugan Meissl, Frankfurt
ARGE Querkraft Architekten, Wien/Hochform Architek-
ten, Frankfurt
ARGE Jo Franzke, Frankfurt/Ole Scheeren, London
Ingenhoven architects, Düsseldorf
Dörte Gatermann, Architektin, Köln; Jürgen Groß, Geschäftsführer G&P; Martin Hunscher, Leiter Stadtplanungsamt; Anett-Maud Joppien, Architektin; Mike Josef, Planungsdezernent; Andreas Moser, Architekt; Tobias Sauerbier, Prokurist G&P; Peter Cachola Schmal, Direktor Deutsches Architekturmuseum, alle Frankfurt am Main
Groß & Partner Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH
ANP – Architektur- und Planungsgesellschaft mbH
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