Bauwelt

BER reloaded

Offenheit und Ehrlichkeit, das wünscht man sich beim undurchsichtigen Projekt Hauptstadtflughafen BER, dessen Gesamtkosten inklusive Lärmschutz auf über sieben Milliarden Euro steigen werden.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Zufahrt zum Terminal 1 des Flughafens BER im März 2018
Foto: Florian Thein

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Zufahrt zum Terminal 1 des Flughafens BER im März 2018

Foto: Florian Thein


BER reloaded

Offenheit und Ehrlichkeit, das wünscht man sich beim undurchsichtigen Projekt Hauptstadtflughafen BER, dessen Gesamtkosten inklusive Lärmschutz auf über sieben Milliarden Euro steigen werden.

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Man möchte sie nicht mehr hören und lesen: Nachrichten zum Berliner Flughafen BER handeln immer wieder von der allzu schwierigen, falsch konzipierten und nicht genehmigungsfähigen Brandfall-Entrauchungstechnik, den massiven Türsteuerungsproblemen, und vor allem vom vie­len Geld und von Personalien. Zuletzt erfuhren wir, dass nach sechs Jahren die 750 ungenutzten Auskunftsmonitore der Fluggäste veraltet sind und für eine halbe Million Euro ausgetauscht werden müssen. Wir können vieles nicht begreifen und sind von diesem Flughafen mit den gravierenden Managementfehlern, ganz offensichtlicher Inkompetenz aber auch von den Verantwortungslosigkeiten und Vertuschungen in den vergan­genen Jahren nur noch entsetzt.
Seit März 2017 ist nun Engelbert Lütke Daldrup Chef der Flughafengesellschaft und damit verantwortlich für die Fertigstellung. Zuvor war er beim Regierenden Bürgermeister „Staatssekretär für Strategien für Berlin und Flughafenpolitik“. Mit großem Engagement verspricht er viel und ist sogar fest davon überzeugt, dass zum sechsten Eröffnungstermin im Oktober 2020, den er im Dezember verkündet hat, tatsächlich alles nicht nur fertig und genehmigt, sondern auch in Betrieb gehen kann.
Bei dem Interview für die Bauwelt waren wir der Meinung, dass es müßig ist, wieder alle Probleme und Pannen neu darzustellen, zu diskutieren und zu bewerten. Wie man es auch dreht und wendet, bleiben die zahl­reichen Unklarheiten und Ungereimtheiten hinsichtlich des Planungsverfahrens und des Bauprozesses weiter präsent. Sie können oder sollen wohl nie plausibel erklärt werden. So haben wir uns entschieden, zunächst den Fokus auf etwas Anderes zu legen: Lütke Daldrups Masterplan 2040. Mit ihm will er das Problem anpacken, dass der Flughafen BER schon bei Planungsbeginn zu klein konzipiert war.
Nach einer von ihm initiierten Studie mit Grobszenarien soll der Flughafen im Midfield, also in seiner Mitte, wachsen und mit mehreren Neubauten, vor allem zwei zusätzlichen Terminals, zu einer großen quadratischen Struktur ausgebaut werden. Man kann nur hoffen, dass man dies einigermaßen mit architektonischer Qualität hinbekommt. Ganz am Ende des Zeitplans sind noch zwei Satelliten vorgesehen. Dazu soll es die Airport City entlang der Zufahrt geben, deren Vermarktung für den Flughafen eine essentielle Einnahmequelle bedeutet. Immobilienareale werden an Flughäfen überall gerne angedockt. Im März wurde zum Beispiel in München der „LabCampus“ vorgestellt. Den Plan dazu lieferte Kees Christiaanse.
Offenheit und Ehrlichkeit, das wünscht man sich beim in vielerlei Hinsicht undurchsichtigen Projekt Hauptstadtflughafen BER, dessen Gesamtkosten inklusive Lärmschutz auf über sieben Milliarden Euro steigen werden. Man wird wohl weiter darauf warten. Falls im übernächs­ten Jahr, mit welchen Begründungen auch immer, doch nicht der sechste Eröffnungstermin klappen sollte, wäre dies für Berlin kein weiteres poli­tisches Fiasko mehr, sondern eine politische Bombe.

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