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Wohnen vor der mächtigen Kulisse des Neufert

Ehemaliges Quelle-Areal in Nürnberg

Text: Kleilein, Doris, Berlin

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    Das Quelle-Versandhaus (1954-1967), ein Stahlbetonskelettbau mit einer Bandfassade aus Hartbrandstein und Einfachverglasung.
    Industriefotografie Rübartsch, Heidelberg-Leimen

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    Das Quelle-Versandhaus (1954-1967), ein Stahlbetonskelettbau mit einer Bandfassade aus Hartbrandstein und Einfachverglasung.

    Industriefotografie Rübartsch, Heidelberg-Leimen

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1. Preis: Rössner+Waldmann Architekten

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1. Preis: Rössner+Waldmann Architekten


Wohnen vor der mächtigen Kulisse des Neufert

Ehemaliges Quelle-Areal in Nürnberg

Text: Kleilein, Doris, Berlin

Seit der Insolvenz des Quelle-Konzerns vor zwei Jahren steht das ehemalige Großversandzentrum in Nürnberg leer. Der kürzlich entschiedene Wettbewerb forderte ein Nutzungskonzept für den Industriebau von Ernst Neufert – und Entwürfe für 450 Wohnungen und einen Park, um das Quelle-Areal in die Stadt einzubinden.
Das Luftbild macht die Dimensionen dieses Wett­bewerbs deutlich. Mit 253.000 Quadratmetern Fläche bildet das Großversandhaus eine städtebauliche Festung in zersiedelter Umgebung: eine durch Autobahn und Bahntrasse abgeschnittene Einfamilien­haussiedlung im Süden, das ehemalige AEG-Areal und die Pegnitzauen im Norden, und in der Nachbarschaft eine Mischung aus 50er-Jahre-Zeilen, Werkssiedlung, Gründerzeitbebauung und Busparkplätzen, die zu dem 10 Hektar großen Quelle-Areal gehören.
Eben jene Parkplätze sollen zu innerstädtischen Wohnstandorten entwickelt werden und gemeinsam mit einem neuen Stadtpark das umliegende Quartier aufwerten. Dazu gehört auch die Integration des Weilers „Eberhardshof“, ein alt-fränkischer Gasthof aus Sandsteinquadern, der heute etwas verloren
hinter der vier Meter hohen Lärmschutzwand zum Frankenschnellweg steht.
Das denkmalgeschützte Versandhaus im Zen­trum des Areals – eine der beeindruckendsten Großstrukturen des Funktionalismus – wartet seit der Quelle-Insolvenz auf neue Nutzer. Die Stadt Nürnberg hatte den Wettbewerb in Zusammenarbeit mit ei­-nem niederländischen Investor begonnen, der in der Zwischenzeit ebenfalls in die Insolvenz gegangen ist. Vor diesem Hintergrund war es schwierig, von dem Wettbewerb konkrete Nutzungskonzepte zu erwarten, vielmehr ging es um das Austesten einer wie auch immer gearteten Mischnutzung. Die Qualität des geplanten Wohnviertels ist ohne Zweifel stark abhängig von dieser Nutzung – klar ist nur, dass es viel Anlieferverkehr geben wird für die Bespielung derartig gigantischer Flächen. Daher war bei der Auswahl der ersten Preisträger nicht nur die Konzeption des Wohnungsbaus und der Freiflächen ausschlaggebend, sondern vor allem die geschickte Lösung des Verkehrs rund um die Großstruktur.
Die Jury, der auch der ehemalige Bauhaus-Direktor Omar Akbar angehörte, entschied sich nach der Sichtung von neun Arbeiten für den Entwurf von Röss-
ner+Waldmann, Franke+Messmer und Tautorat, die den LKW-Verkehr konsequent unter die Erde le­gen und zu diesem Zweck die vorhandenen Lieferhöfe (Foto rechts: Gao Liang) überdeckeln und in den Park integrieren. Durch diese Maßnahme „wird das Gebäude angemessen freigestellt und geschickt die Kollision von kleinteiliger Wohnbebauung mit der industriellen Großstruktur vermieden“, urteilte die Jury. Der 2. Preis zeichnet sich vor allem durch einen unkonventionellen Umgang mit dem Großbau aus, dem Windräder aufs Dach gesetzt werden; der 3. Preis überrascht durch die Einführung einer in der Weststadt bislang unbekannten Wohntypologie, den Reihenhäusern nach dem Vorbild englischer „Mews“.
Ein Wohnviertel vor der mächtigen Kulisse des Neufert-Baus ist in jedem Fall eine Herausforderung. Mit den klaren Vorgaben des Preisträgers kann die Investorensuche weitergehen.
vollständiges Ergebnis:
Geladener, städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb
1. Preis (18.000 Euro) Rössner+Waldmann Architekten, Erlangen; Franke+Messmer Architekten, Emskirchen; Landschaftsarchitekturbüro Tautorat, Fürth | 2. Preis (10.800 Euro) trappe&hellmund architekten, Dresden/Berlin; Büro für Stadtplanung W. Schwerdt, Dessau-Rosslau; Station C23, Leipzig; Landschaftsarchitektin Sigrun Langer | 3. Preis (7200 Euro) Christoph Langhof, Berlin; hochC Landschaftsarchitektur, Berlin; Stadtplaner Rainer Emenlauer, Berlin
Fakten
Architekten Rössner+Waldmann Architekten, Erlangen; Franke+Messmer Architekten, Emskirchen; Landschaftsarchitekturbüro Tautorat, Fürth; trappe&hellmund architekten, Dresden/Berlin; Büro für Stadtplanung W. Schwerdt, Dessau-Rosslau; Station C23, Leipzig; Landschaftsarchitektin Sigrun Langer; Christoph Langhof, Berlin; hochC Landschaftsarchitektur, Berlin; Stadtplaner Rainer Emenlauer, Berlin
aus Bauwelt 1-2.2012
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