Bauwelt

Erweiterung Richard-Wagner-Museum in Bayreuth

Pavillon im Garten

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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1. Preis: Volker Staab Architekten

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Erweiterung Richard-Wagner-Museum in Bayreuth

Pavillon im Garten

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Das Bayreuther Richard-Wagner-Museum im ehemaligen Wohnhaus des Komponisten soll neu konzipiert und erweitert werden. Die Wettbewerbsteilneh­mer mussten nicht nur einen passenden Platz auf dem Grundstück finden, sondern auch eine den Altbauten angemessene Architektursprache.
Im Jahr 1872 kam Richard Wagner nach Bayreuth. Zwei Jahre später war sein Wohnhaus fertig, erbaut im Neorenaissance-Stil nach Plänen von Carl Wölfel. „Hier wo mein Wähnen Frieden fand – Wahnfried – sei dieses Haus von mir benannt“, ließ er auf der Vor­derseite eingravieren. Hier vollendete er den „Ring des Nibelungen“ und begann den „Parsifal“. Im Garten liegt Wagner seit 1883 begraben. Wenig später kam ein Wohnhaus für seinen Sohn Siegfried hinzu, das merfach angebaut und, wie auch das Gärtnerhaus, in den 30er Jahren umgebaut wurde. Seit 1976 ist in dem nach Kriegsschäden rekonstruierten Haus Wahnfried das Richard-Wagner-Museum eingerichtet, die Familie hatte es der Stadt Bayreuth geschenkt. In den benachbarten Bauten sind Archiv, Verwaltung, Bibliothek und Büros der Stiftung untergebracht, die sich der Pflege des Wagner-Erbes widmet.
Im Jahr 2013 stehen Richard Wagners 200. Geburtstag und sein 150. Todestag an. Anlässlich dieser Jubiläen hat die Stadt eine Neukonzeption des Museums beschlossen. Dieses soll sich, laut Webseite des Mu­seums, künftig auch der „künstlerischen, politischen und ideologischen Wagner-Rezeptionsgeschichte, u.a. Wagners Antisemitismus und dem problemati­schen Zusammenhang seines Werks mit dem Dritten Reich“ widmen. Die Umgestaltung von Haus Wahnfried selbst, wo der Bereich „Wagner privat“ ausgestellt wird, war nicht Gegenstand des Wettbewerbs. Beim Wettbewerb ging es um Dauer- und Wechsel­ausstellungsflächen für die Abteilungen „Werk“ und „Wirkung“ samt Foyer, Kasse und Shop, um ein Depot, Räume für Museumspädagogik, Filmvorführungen und um ein Restaurant.
Dass die Stadt hierfür keinen Einladungswettbewerb unter großen Namen veranstaltet hat, ist zu begrüßen. Die Bewerbung von über 200 Büros, darunter auch einige eben jener großen Namen, denen mitunter vorgeworfen wird, nur noch an Einladungswettbewerben teilzunehmen, gibt ihr Recht.
Die 23 ausgewählten Teilnehmer hatten ein Puzzlespiel zu lösen. Nicht nur stellte sich ihnen die Frage, in welcher Architektursprache der Neubau der Solitärstellung von Haus Wahnfried am besten gegenübertreten kann und wie er funktional mit dem Bestand verknüpft wird. Vor allem mussten sie entscheiden, wo die 2000 m² Nutzfläche überhaupt Platz finden sollen. Möglichkeiten gab es viele; die Auslober hatten Ausweichflächen in Bauten jenseits der Straße und auf dem nordöstlich angrenzenden Grundstück angeboten. Die meisten Teilnehmer jedoch planten auf dem Gelände selbst und verlegten große Teile der Nutzfläche unter die Erde.
Die Entscheidung der Jury (Vorsitz: Anne Beer), Volker Staab Architekten den 1. Preis zu verleihen, ist nachvollziehbar: Sie platzieren den Neubau auf dem länglichen, 1930 hinzugekauften Grundstück westlich des Haupthauses. Über einen Verbindungsbau ist er an das Gärtnerhaus angeschlossen, von dem aus der Rundgang weiter über das unterirdische Depot zu Haus Wahnfried führt. Oberirdisch stärkt der Entwurf die Symmetrie der Anlage. Die zurückhaltende Stahl-Glas-Architektur mit einer schönen Lichtführung bis ins Untergeschoss und dem ständi­gen Blickbezug zum Garten gleicht einem programmatischen Statement für die Zukunft dieses Ortes.
Fakten
Architekten Staab Architekten, Berlin; Wulf & Partner, Stuttgart; Daniel Zajsek, Holger Henningsen, Hamburg
aus Bauwelt 41.2010
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