In der Wendezeit bereiste der renommierte Istanbuler Fotograf Ergun Çağatay (1937 – 2018) Ost- und West-Berlin für eine Reportage. Er suchte die zweite Generation türkischer Einwandererinnen und Einwanderer. Was er fand, war eine Stadt im Umbruch. Seine historischen Fotografien dokumentieren den Alltag türkischer Berlinerinnen und Berliner. Zugleich schließen sie eine Lücke in der Erzählung von Berlins jüngerer Stadtgeschichte, denn bisher wurde die türkische Perspektive auf Mauerfall und staatliche Wiedervereinigung kaum berücksichtigt.
Çağatays zeithistorische Dokumente bilden den Ausganspunkt der Sonderausstellung „BİZİM BERLİN 89/90“, zu Deutsch „Unser Berlin“, die das Stadtmuseum Berlin vom 13. April bis 16. September im Märkischen Museum präsentiert. Seine 35 Bilder zeigen die neuen Möglichkeiten, die sich 1989/90 eröffneten: Türkische Geschäftsleute begannen, in Ost-Berlin Fuß zu fassen. West-Berliner Türkinnen und Türken sahen sich aber auch mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die türkische Minderheit musste einen neuen Platz in der veränderten Gesellschaft finden. Çağatay fotografierte die bunte Berliner Mauer, türkische Läden in Kreuzberg und den „Polenmarkt“ am Potsdamer Platz. Er besuchte den heute fast vergessenen Türkischen Basar im U-Bahnhof Bülowstraße und die legendäre Jugendgang „36 Boys“ am Kottbusser Tor.
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