Bauwelt

Wie reizend!

Benedikt Crone sucht nach Oasen der Ruhe im Sturm der Entrüstung.

Text: Crone, Benedikt, Berlin

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Benedikt Crone sucht nach Oasen der Ruhe im Sturm der Entrüstung.


Wie reizend!

Benedikt Crone sucht nach Oasen der Ruhe im Sturm der Entrüstung.

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Ich war noch niemals in New York. Sie sicherlich schon; für Freunde der Architektur hat die Stadt ja einiges zu bieten. Da sind die New Yorkerinnen und New Yorker, das muss man so hart sagen, nur durchgeknallte, aber sympathische Statisten (so stelle ich sie mir zumindest vor). Als ich kürzlich aus der tollen Podcast-Reihe „Geschichten aus der Geschichte“ eine Folge über die Entstehung des Central Parks hörte, flammte die Begeisterung der beiden Sprecher – die ebenfalls noch nie in New York waren – förmlich durch die Kopfhörer: Was für ein Wunderwerk der Menschheit ist dieser Park! Und dann ist der nächste Gedanke nicht weit: Wie dankbar wäre man, es gäbe nicht nur derartige historische Projekte, sondern hin und wieder eine ebensolche Euphorie in der zeitgenössischen Architekturdebatte, öffentlich wie beruflich.
Auch der Central Park hat Schattenseiten: Bevor er Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt wurde, mussten arme, zumeist schwarze Menschen, die auf dem Areal lebten, weichen. Mitte des 20. Jahrhunderts folgte die legendäre Park-Kriminalität. Und trotzdem sind wohl die meisten im Rückblick mehr als dankbar, dass die Stadt dort mit den Planern Frederick Olmsted, Calvert Vaux und anderen etwas gewagt hat, das noch immer so viel Freude bereitet. Womit wir wieder in der Gegenwart wären. Wird heute ein Planungsvorhaben angekündigt, schießen nicht nur aus allen Ecken amtliche Bedenkenträger (sie tun ja nur ihre Pflicht). Auch in den Kanälen des Internets türmt sich, wenn irgendwo ein Stein auf den anderen gesetzt werden soll, eine Empörungswelle. Das Zeitalter der Erregung färbt, das ist aber nur eine Vermutung, dann auch auf die Planung ab: Lieber vorsichtig sein, lieber konventionell vorgehen oder besser noch: Lieber gar nichts anfassen.
Am Ende der Podcast-Folge bedauert einer der beiden Sprecher, auch so ein Projekt wie die Donau-Insel in Wien wäre heute nicht mehr denkbar. Wobei, hält der andere dagegen, man müsse nur klug argumentieren: Die von 1972 bis 1988 angelegte Insel dient als Hochwasserschutz, ist mit Blick auf den Klimawandel also unerlässlich, auf Dauer sogar kostensparend. Ihre zweite Funktion der Naherholung begeistert nun viele, sicher auch unter den Empörten.

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