Bauwelt

Der verschlafene Wohnbausommer

Kaye Geipel ist sprachlos angesichts der Ideenlosigkeit bei Berlins größtem Neubauquartier

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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Kaye Geipel ist sprachlos angesichts der Ideenlosigkeit bei Berlins größtem Neubauquartier


Der verschlafene Wohnbausommer

Kaye Geipel ist sprachlos angesichts der Ideenlosigkeit bei Berlins größtem Neubauquartier

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Der Berliner Sommer kommt in Form. 26, 28, 30 Grad schätzt das iPhone für die nächsten Tage. Architektonisch gesehen blieb es in Berlin allerdings eher kühl. Obwohl die Stadt wächst. Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel hat einen neuen Stadtentwicklungsplan in die Öffentlichkeit geschoben, Senatsbaudirektorin Regula Lüscher in der Europacity einen Großblock abgenommen. War’s das?
Da flattert eine Meldung auf den Redaktionstisch. Der städtebauliche Wettbewerb Kurt-Schumacher-Quartier ist entschieden. Gespannte Erwartung. Berlins größtes Wohnbauquartier am demnächst schließenden Flughafen Tegel – endlich ein Vorzeigemodell für die kommenden Jahre? Hamburg hat die weiter wachsende
HafenCity, das neue Quartier Altona und die IBA Wilhelmsburg. Berlin hat außer einer in den Sand gesetzte IBA Tempelhof nur die Baugruppen, die keine Grundstücke mehr finden. Ich öffne die Meldung und starre ins Viereck: Eine durchgemeterte Blocküberbauung mit gleichförmigen Carrés. Ohne Abweichungen: keine Cluster, keine Höhepunkte, keine Typenvielfalt. Nicht einmal eine übersteigerte, an Bruno Taut erinnernde Stadtkrone wie in Wien Aspern. Der Block ist strikt in der Hauptstadt. Ein risikofreies Investitionsmodell, für jeden Zeitplan. „Ausbaufähig“ nennt das Jury-Protokoll den Masterplan. Bevölkerungsnähe ist wichtig, deshalb werden die Preisträger in der Shopping Mall Borsigwerke in der Nähe des Tegeler Stadtzentrums ausgestellt. Ich mache mich auf den Weg. Die Ausstellung ist nicht zu verfehlen. Sie versperrt in der Durchgangszone der Mall die Sicht. Die lax an ein paar Stellwände gepinnten Pläne passen harmonisch zu den Alles-muss-raus-Schildern des Sommerschlussverkaufs. Für Nichtplaner sind sie weitgehend unlesbar. Keine zusätzliche Angaben über die Idee der Stadt, die da gebaut wird, oder die Qualität der Wohnungen. Einige Besucher sind ratlos, fragen, was da künftig auf sie zukommt. Ich zeige beim Preisträger auf die große Grünfläche in der Mitte. Das leuchtet ein. Am nächsten Morgen in der Redaktion wird überlegt, ob wir den Lesern in München, Köln und Erfurt die innovationslose Berliner Meterware ein weiteres Mal zumuten sollen. Der Dokumentationspflicht kommen wir auf Seite 8 nach.

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