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Tabernakel, Taufstein, Altarkreuz

DG-Kunstpreis für Rudolf Bott

Text: Paul, Jochen, München

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Foto: Florian Holzherr © Erzbischöfliches Ordinariat München

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Tabernakel, Taufstein, Altarkreuz

DG-Kunstpreis für Rudolf Bott

Text: Paul, Jochen, München

Dass der Künstler Rudolf Bott eine ebenso starke wie eigenwillige Persönlichkeit ist, sieht man seiner Ausstellung in den Galerieräumen der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst (DG) sofort an: Während die drei mannshohen Vitrinen im vorderen Teil auf den Millimeter genau im Goldenen Schnitt ausgerichtet sind, hat der gelernte Gold- und Silberschmied seine Arbeiten im rückwärtigen Raum bewusst ohne erkennbare Ordnung arrangiert.
Und weil der Künstler weder Texttafeln in der Galerie noch einen Katalog wollte, ließ die DG eine aufwändig gestaltete achtseitige Besucherinformation drucken.
Für seine „innovativen Gestaltungen im sakralen Raum“ erhielt Rudolf Bott den diesjährigen Kunstpreis der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, der ihn in eine Reihe mit Größen wie Gottfried Böhm und Fritz Koenig stellt. Allein in München und Umgebung hat der 1956 in Stockstadt am Main geborene Künstler vier zeitgenössische Andachts- und Kirchenräume (mit-) gestaltet: im Landeskirchenamt, in der Pfarrkirche St. Martin, im Dominikuszentrum sowie in der Pfarrkirche St. Nikolaus in Neuried – die beiden letztgenannten für Andreas Meck Architekten.
Am weitesten ging die Zusammenarbeit mit den Architekten bei St. Nikolaus, wofür Rudolf Bott die komplette liturgische Ausstattung mit Ausnahme des Marienbildes entwarf: neben Tabernakel, Taufstein und -schale, Vortragekreuz und den sakralen Geräten auch die gleichsam über dem Boden des Kirchenraums schwebende Altarinsel aus Gussstein. Dabei hebt sich der opulent gestaltete Tabernakel von den betont schlichten Elementen Kreuz, Taufstein und Altar dezidiert ab, und seine Oberflächenstruktur aus unterschiedlich großen Perlen bildet sich zugleich im Inneren des Taufbeckens ab.
Die beabsichtigte „Werkstattatmosphäre“ der Ausstellung soll die gezeigten Objekte – einen Altar, eine Kanzel, ein Altar- und mehrere Vortragekreuze und eine Reihe von Bänken und Stühlen – aus ihrem sakralen „Alltagskontext“ herauslösen und ihre Wahrnehmung als autarke Kunstwerke ermöglichen, das ist Rudolf Bott wichtig. Dabei dekonstruiert das 1:1-Modell des Kreuzes für das Dominikuszentrum im Münchner Stadtquartier Nordhaide (Bauwelt 45.08) die Aura des Originals aus Alabaster allein dadurch, dass es seine Konstruktion offen legt. Die Stühle für den Andachtsraum hingegen offenbaren das zuweilen nicht spannungslose Verhältnis von Künstler und Auftraggeber: Sie waren dem Landeskirchenamt zu unbequem und erhielten zu Botts erklärtem Missfallen im Nachhinein eine modifizierte Lehne.
Fakten
Architekten Bott, Rudolf, Neuburg an der Donau
aus Bauwelt 46.2011
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