Bauwelt

Building as Art

Richard Meier im Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Text: Winterhager, Uta, Bonn

Eventteaser Image
  • Social Media Items Social Media Items

Scott Frances ESTO

  • Social Media Items Social Media Items

Scott Frances ESTO


Building as Art

Richard Meier im Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Text: Winterhager, Uta, Bonn

Kann sich ein Museum einen besseren Ort wünschen, als einen der – glaubt man dem Ausstellungstitel –  selbst schon ein Kunstwerk ist? Anlässlich seines fünfjährigen Bestehens feiert das Arp Museum Bahnhof Rolandseck seinen Architekten Richard Meier mit einer monografischen Ausstellung.
250 Entwürfe des inzwischen 78-jährigen Ame­rikaners wurden in den letzten 50 Jahren weltweit ausgeführt. Seine Sprache ist überaus klar, manche sagen: klinisch rein, in jedem Fall unverkennbar. Seit Ende der 60er Jahre – damals war er noch einer der „New York Five“ – ist er sich treu geblieben mit seiner Fortschreibung der klassischen Moderne, und er nimmt in seiner Stringenz auch in Kauf, sich selbst zu zitieren.

Die Ausstellungskuratoren Sylvia Claus (ETH Zürich) und Matthias Schirren (TU Kaiserslautern) erläutern Meiers Formensprache und Entwurfsprinzipien streng akademisch anhand von fünf Themenfeldern: Ort, Licht, Farbe, Weg, Proportion. 15 Bauten werden mit Plänen, Zeichnungen, Modellen und Fotos präsentiert; die Museumsprojekte stehen im Mittelpunkt. Das ist naheliegend, denn von den sieben Ausstellungsbauten, die Meier seit 1970 in Europa ausgeführt hat, liegen vier in Deutschland: das Museum für Kunsthandwerk in Frankfurt am Main, das Stadthaus Ulm, die Sammlung Frieder Burda in Baden-Baden, das Arp Museum.

Doch nicht allein die Projekte, die Zusammenhänge, in die sie gesetzt werden, machen die Spannung der Ausstellung aus. Unter dem Stichwort Ort etwa finden sich, dicht nebeneinander gehängt, Fotos des Douglas House in Harbour Springs (1971–73) und des Ulmer Stadthauses (1986–93): ein Wohnhaus als Teil der Landschaft, ein Kulturbau als Werkzeug der Stadtreparatur. Wer also dachte, ein Meier sei halt immer ein Meier, egal wo er steht, der wird gleich eingangs mit seinem Vorurteil abgefangen. Auch das Thema Farbe wirkt fast provozierend. Meier ist programmatisch weiß und das in allen Schattierungen. Doch die Kuratoren suchten die Farbe – und fanden sie als mattes Greige an der Fassade der Grotta Residence in New Jersey (1984–89) und als bunte Skulptur von Frank Stella im (reinweißen) Weißhaupt Forum (1987–92) in Schwendi.

Wer den Ausstellungsraum im Erweiterungsbau des Arp Museums betritt, hat zuvor den Bahnhof Rolandseck durchschritten und eine wundersame Inszenierung durch zwei Tunnel, über eine Treppe, einen Aufzug und einen Steg erlebt. Der Dramaturgie solcher Promenaden widmet sich das Kapitel Weg. Neben dem Arp Museum wird das Getty-Center bei Los Angeles (1984–97) vorgestellt, die bislang größte Bauaufgabe, die jemals an einen Architekten vergeben wurde. Einem Foto des Modells, an dem Meier selbst lehnt, ist der Piranesi-Plan des antiken Rom gegenüber gestellt.

Das Museum für Angewandte Kunst und das Saltzman House in Easthampton (1967–69) illustrieren den Aspekt Proportion: Wie Meier architektonischen Raum komponiert, wie er klassische Entwurfsmittel verwendet, etwa den Goldenen Schnitt oder Linien­netze mit minimalen aber wirkungsvollen Achs­abweichungen. In jedem Kapitel lassen sich Bezüge zur klassischen Moderne finden. Ganz direkt beim Smith House in Connecticut (1965–67), nur noch symbolisch im Wettbewerbsbeitrag für den World Trade Center Memorial Park. Immer wieder nimmt die Ausstellung Bezug auf Le Corbusier. Sinnfällig also, dass das Modell der Villa Savoye, das sonst in Meiers New Yorker Büro steht, auch das erste und letzte Exponat ist.

Viele Objekte stammen aus Meiers Privatsammlung, zusammen mit Leihgaben des Deutschen Ar­chitekturmuseums in Frankfurt und der Architekturfakultät der Uni Kaiserslautern sind sie erstmals öffentlich zu sehen. Museumsdirektor Oliver Kornhoff ernannte Richard Meier anlässlich der Ausstellungseröffnung neben Hans Arp und Sophie Täuber-Arp zum dritten „Patron des Hauses“. Nicht von ungefähr — kommt doch ein großer Teil der Besucher in das Städtchen am Rhein, um eben „den Meier“ dort am Hang zu sehen.  
Fakten
Architekten Meier, Richard, New York/Los Angeles
aus Bauwelt 5.2013
Artikel als pdf

0 Kommentare


loading
x
loading

9.2024

Das aktuelle Heft

Bauwelt Newsletter

Das Wichtigste der Woche. Dazu: aktuelle Jobangebote, Auslobungen und Termine. Immer freitags – kostenlos und jederzeit wieder kündbar.