Bauwelt

Zwei IBA-Projekte

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Meyer, Friederike, Berlin

Zwei IBA-Projekte

Text: Geipel, Kaye, Berlin; Meyer, Friederike, Berlin

Zweimal eine knapp zehnjährige Produktion. Zweimal eine IBA, von der man in mancher Hinsicht sagen könnte, es ist eine eher bescheidene, ja kleine Bauausstellung geworden. Dies gilt zumindest im Vergleich mit den enormen finanziellen Mitteln, über die noch die IBA Emscher Park (1989–1999) verfügen konnte, aber auch im Vergleich mit den „Leuchtturmprojekten“, die man einst für unverzichtbar hielt.
Andererseits: Betrachtet man die Flächen und den Umfang, so sind überaus große und ambitionierte Projekte entstanden: Auf der Seite der IBA Stadtumbau in Sachsen-Anhalt demonstrieren 19 Städte, wie sie mit der Schrumpfung umgehen, und bei der IBA Fürst-Pückler-Land in der Lausitz wurden zwei Dutzend Seen mit einer Wasserfläche von insgesamt 140 Quadratkilometern zum Anlass der Auseinandersetzung mit den Tagebaulöchern. Das Auseinanderklaffen von immer weniger Mitteln und immer größeren Flächen kennzeichnet die heutige Situation. Bei keiner anderen IBA ist so deutlich geworden, dass Wachstum als Entwicklungsmotor ausgedient hat, dass Transformation nicht nur Verschiebung der Planungsparameter, sondern auch Rückwärtsgang heißt, und dass neue Qualitäten zwangsläufig mit bitterem Verzicht verbunden sind. Immer stärker wird die Vermittlung zur Aufgabe der Institution IBA. In Sachsen-Anhalt konnte in vielen der 19 Städte nur in ei­nem offenen Prozess ermittelt werden, in welche Richtung man gehen will und für welches Thema man sich entscheidet. Nur: Wie setzt man einen mutigen Hebel an, wenn jeder falsche Schritt noch weniger Bewohner bedeutet? In der Lausitz galt der Mut der Idee, den Weg von einer Bergbau- in eine Ferienregion zu proklamieren, obwohl mit sehr vielen Touristen in naher Zukunft nicht zu rechnen sein wird und die Flutung der Seen noch ein paar Jahre andauern wird. Selbst wenn die großen Seen viele an Urlaub erinneren mögen: Idyllische Freizeitlandschaften sind nicht das Ziel, das den Bergbauverwaltungsgesellschaften grundsätzlich vorschwebt. Und so musste die kleine IBA See immer wieder heroisch zwischen den widersprüchlichen Sichtweisen der Kommunen, der Bewohner und des übermächtigen Bergbausanierers LMBV vermitteln. 
Wie viel I, wie viel B und wie viel A steckt in den beiden Ausstellungen? Wie viel internationale Aufmerksamkeit können sie erwarten, und wie viel neue Struktur wird hier präsentiert? Eines ist sicher: Was in der Lausitz und in Sachsen-Anhalt geboten wird, kann kein noch so ehrgeiziger Besucher in einem Tag ablaufen. Wir haben uns gefragt, wie sich die beiden IBA’s dokumentieren lassen, und uns für eine Auswahl entschieden, die den mühsamen Prozess des Strukturwandels möglichst anschaulich verdeutlicht. Wir zeigen die geschickt perforierte Ludwigstraße in Köthen genauso wie die missglückte Ufersanierung in Magdeburg oder das einsame „Grachtenhaus“ am Gräbendorfer See. Ob und wie die Form der IBA künftig selbst weiterentwickelt werden muss, werden wir in einer späteren Ausgabe behandeln.

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