Bauwelt

Amor in der Einbahnstraße

Die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister arrangiert eine Schau rundum Veermers „Brief lesendes Mädchen“ – eigentlich aber nur entlang eines Pfades, der auf das restaurierte Bild zuläuft.

Text: Landes, Josepha, Berlin

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Vor der Restaurierung © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Hans-Peter Klut, Elke Estel

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Vor der Restaurierung

    © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Hans-Peter Klut, Elke Estel

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Etappen der Restaurierung © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Etappen der Restaurierung

    © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Etappen der Restaurierung
    © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Etappen der Restaurierung

    © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Etappen der Restaurierung

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    Johannes Vermeer, Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster, 1657-59
    Etappen der Restaurierung

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    Detail Restaurierung
    © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische

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    Detail Restaurierung

    © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Wolfgang Kreische

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    Ausstellungsansicht "Johannes Vermeer. Vom Innehalten"
    © SKD, Foto: Oliver Killig

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    Ausstellungsansicht "Johannes Vermeer. Vom Innehalten"

    © SKD, Foto: Oliver Killig

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    Ausstellungsansicht "Johannes Vermeer. Vom Innehalten"
    © SKD, Foto: Oliver Killig

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    © SKD, Foto: Oliver Killig

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    Johannes Vermeer, Der Geograph, 1669
    Öl auf Leinwand, 53 x 46,6 cm
    © bpk / Städel Museum, Frankfurt

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    Johannes Vermeer, Der Geograph, 1669
    Öl auf Leinwand, 53 x 46,6 cm

    © bpk / Städel Museum, Frankfurt

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    Johannes Vermeer, Frau mit der Waage, 1662-1665
    Öl auf Leinwand, 39,7 x 35,5 cm
    © Washington, National Gallery of Art, Widener Collection

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    Johannes Vermeer, Frau mit der Waage, 1662-1665
    Öl auf Leinwand, 39,7 x 35,5 cm

    © Washington, National Gallery of Art, Widener Collection

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    Johannes Vermeer, Mädchen mit dem Perlenhalsband, um 1662-1665
    Öl auf Leinwand, 56,1 x 47,4 cm
    © Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Foto: Christoph Schmidt

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    Johannes Vermeer, Mädchen mit dem Perlenhalsband, um 1662-1665
    Öl auf Leinwand, 56,1 x 47,4 cm

    © Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Foto: Christoph Schmidt

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    Ausstellungsansicht "Johannes Vermeer. Vom Innehalten"
    © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Oliver Killig

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    Ausstellungsansicht "Johannes Vermeer. Vom Innehalten"

    © Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Oliver Killig

Amor in der Einbahnstraße

Die Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister arrangiert eine Schau rundum Veermers „Brief lesendes Mädchen“ – eigentlich aber nur entlang eines Pfades, der auf das restaurierte Bild zuläuft.

Text: Landes, Josepha, Berlin

Innehalten, den Moment in sich spüren, bei sich sein – diesem Motiv in den Gemälden von Johannes Vermeer widmen sich die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) mit einer Ausstellung, die noch bis Anfang Januar in der Gemäldegalerie der Alten Meister läuft. Allzu alt wurde er nicht, dieser Delfter Meister des Lichts, nur 49 Jahre. Sein Werk ist überschaubar und ansehnlich. „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ etwa brachte nicht nur Scarlett Johansson einem gegenwärtigen breiten Publikum nah, sondern wohl auch Vermeer. Jenes Bild haben sie nicht in ihrer Schau, die Dresdner, dafür aber drei sehr ähnliche, die auf eines von ihnen – das „Brief lesende Mädchen“ – hin präsentiert werden.
Dieses Gemälde, seit 1742 im Bestand des Hauses, offenbarte bei Restaurierungsarbeiten ein Geheimnis: Es war jahrhundertelang teilweise übermalt. Nun sieht man wieder Vermeers Original. Darauf hält eine junge Frau inne vor einem geöffneten Fenster. Ihr Gesicht, gerahmt von zarten Löckchen, spiegelt sich in der Scheibe. Der Brief in ihrer Hand, aber auch die Wand hinter ihr, die Rahmung des Moments durch Vorhänge in schimmerndem Grün und sattem Rot, ein drapierter schwerer Perserteppich über dem Tisch, in ihm eine Obstschale, und ein in die Ecke geschobener Stuhl mit Löwenköpfchen an den Stützen der Rückenlehne – die Ausstellung leitet mit strenger Hand zu einem Verständnis dieser Bildelemente. Und nun im Hintergrund ein Engel, ein Liebesgott mit Fleischfalten und Bogen.
Beginnend mit dem „Besuch bei der Kupplerin“, einer Bordell-Szene mit rotbäckiger, gelbkleidiger Jungprostituierter in Gesellschaft geiler Männer und einer vermummten Zuhälterin, ist der Weg durch die Ausstellung strikt vorwärtsgewandt: Es hat zu folgen eine Delfter Häuseransicht, dann Gerard Houckgeests Innenansicht der „Oude Kerk“, bevor diverse Personenportraits und Innenraumsichten aus der Hand Vermeers und einiger seiner niederländischen Zeitgenossen betrachtet werden dürfen. Die Besucher werden an die Hand genommen wie Kinder, denen dieser Museumsbesuch aufgezwungen ist: Sie müssen der Reihe nach verstehen, wie Vermeers Zeit funktionierte, wo und wie er lebte, welche Einflüsse er von seinen Kollegen erhielt, in wie weit er auch nur auf einer Welle schwamm, um sich von ihnen abzuheben. Ein Umkehren in dieser streng pädagogischen Auffassung von Kunstvermittlung ist nicht möglich. Und dies bricht der Schau das Genick.
Der Versuch, den Zusammenhängen nach erfolgreichem Begreifen der sehr guten Erklärungen noch einmal nachzuspüren, innezuhalten, ist verboten und wird von den Aufsehern des Museums geahndet – die Strafe ist Peinlichkeit. Eine Blamage, die erst beim Besucher liegt, letztlich aber auf die Ausstellungskonzeption zurückfällt. Die subtile Eleganz der Vermeer‘schen Malerei liegt eben darin, dass er die Motive seiner Zeit erweckte. Die Idee der Schau, die Elemente des „Brief lesenden Mädchens“ kapitelweise und eindringlich an die Gäste zu bringen, wird gestört durch die Organisation entlang einer Einbahnstraße, denn das Netz-Knüpfen und selbstständige Lernen, das Verstehen wird so unmöglich.
Zudem ist der „Höhepunkt“, jener Raum, in dem das Titelgemälde der Ausstellung schließlich übereck präsentiert steht, ein trauriges Ende. Zu groß, zu dunkel, und die beigestellte Staffagen – ein Teppich wie im Bild, ein Mieder wie im Bild, ein Stuhl wie im Bild – stören, nunja, das Bild. Natürlich möchten die Besucherinnen hier zurück, sich den Vergleich vor Augen führen mit den beiden anderen Mädchen vor offenen Fenstern – zur „Frau mit Waage“, zur „Jungen Frau mit Perlenhalsband“, aber auch zur „Briefleserin in Blau“ und zum „Geographen“, einem jungen Mann vor offenem Fenster. Vielleicht darf man es nicht wegen Covid? Der Grund ist im Prinzip aber auch egal: Das Werk zur Schau ist der Rausschmeißer. Verstärken mag dies, dass der Raum des „Brief lesenden Mädchens“ von der fantastischen, farbenprächtigen und lichtmächtigen Bilderwelt durch Erklär-Tafeln zur Restaurationstechnik an dem Gemälde wie mit einem Magenband abgeknapst liegt. Zweifelsohne ist diese Darlegung wichtig, schließlich war die Entdeckung des Amors Aufhänger zu dieser Versammlung einer außergewöhnlichen Vielzahl von Vermeer-Bildern an einem Ort. Leider aber bleibt als Hinweis an Gäste, die eines der raren Zeitfenster-Tickets ergattern: Inhalieren Sie jedes Bild bis zum Bauchnabel. Es gibt kein Zurück. Auch das ist Pädagogik – oder schon Philosophie?


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