Kunsthalle 44Møen auf der Insel Møn
Ohne Authentizität oder Charme zu kompromittieren, entwarfen pihlmann architects ein heterogenes Gebäudeensemble für die Kunst auf der Insel Møn in der Ostsee neu.
Text: Bruun Yde, Marie, Berlin
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Für einen verbindenden Freiraum nutzte Marianne Levinsen Landskab zurückhaltende, belastbare Materialien wie Schlosskies, Pflastersteine und wiederverwendete Feldsteine, pflanzte Eschen und Obstbäumen.
Foto: Hampus Berndtson
Für einen verbindenden Freiraum nutzte Marianne Levinsen Landskab zurückhaltende, belastbare Materialien wie Schlosskies, Pflastersteine und wiederverwendete Feldsteine, pflanzte Eschen und Obstbäumen.
Foto: Hampus Berndtson
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Die Doppeltore der Klangkunsthalle ermöglichen die Einbeziehung der Umgebung.
Foto: Hampus Berndtson
Die Doppeltore der Klangkunsthalle ermöglichen die Einbeziehung der Umgebung.
Foto: Hampus Berndtson
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Das alte Haupthaus wurde zum Atelier und für die Bildung von Schulkindern umgebaut, auch die Schmiede in der Mitte wurde renoviert.
Foto: Hampus Berndtson
Das alte Haupthaus wurde zum Atelier und für die Bildung von Schulkindern umgebaut, auch die Schmiede in der Mitte wurde renoviert.
Foto: Hampus Berndtson
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Die neuen Künstlerwohnungen unten, die offen bis zum First sind, ...
Foto: Hampus Berndtson
Die neuen Künstlerwohnungen unten, die offen bis zum First sind, ...
Foto: Hampus Berndtson
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... werten Møen44 als Refugium für Künstlerinnen auf.
Foto: Hampus Berndtson
... werten Møen44 als Refugium für Künstlerinnen auf.
Foto: Hampus Berndtson
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Ähnlich wie im Modell-Projekt „Home Minus 12,5 mm“ von pihlmann architects und Office Kim Lenschow wird auf eine Wandverkleidung verzichtet und stattdessen die Isolierung bloßgelegt.
Foto: Hampus Berndtson
Ähnlich wie im Modell-Projekt „Home Minus 12,5 mm“ von pihlmann architects und Office Kim Lenschow wird auf eine Wandverkleidung verzichtet und stattdessen die Isolierung bloßgelegt.
Foto: Hampus Berndtson
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Dies reguliert das Klima und verbessert die Akustik.
Foto: Hampus Berndtson
Dies reguliert das Klima und verbessert die Akustik.
Foto: Hampus Berndtson
Der physische Abstand zwischen Stadt und Land ist in Dänemark nicht groß. Zudem ist die Bevölkerung des Kleinstaates relativ homogen. Trotzdem ist die Kluft zwischen Peripherie und Zentrum in den vergangenen Jahren hier gewachsen, wie man es auch in anderen Ländern beobachten kann. Kopenhagen ist zur teuren Lebensstilblase geworden, während die Infrastruktur in der Provinz vernachlässigt wird. Die Premierministerin Mette Frederiksen hat geografische Ungleichheit auf die Agenda gesetzt und versucht mit einer dezentralisierenden Gesundheitsreform dieser entgegenzuwirken. Auch in der kommenden nationalen Architekturpolitik bekommen ländliche Räume einen zentralen Platz.
Die Insel Møn ist mit größeren Inseln über Brücken und Dämme verbunden, es ist nicht weit zur Autobahn. Wegen der guten Anbindung, der überschaubaren anderthalbstündigen Entfernung von Kopenhagen und der Landschaft mit Topographie und Kreidefelsen ist sie als Ausflugs- wie Wohnort für Künstler und Idealistinnen beliebt. Møn ist auch Produktionsstandort für viele Delikatessen.
Kunsthal 44 Møen befindet sich im Dorf Askeby und ist Teil dieser dynamischen Inselkultur. Die Kunsthalle wurde von lokalen Künstlerinnen und internationalen Künstlern der Fluxus-Bewegung unter der Leitung des deutschen Kurators und Kunstsammlers René Block 2007 gegründet.
Ursprünglich lag hier ein Vierseithof. Als pihlmann architects engagiert wurden, die Kunsthalle zu renovieren und zu erweitern, fand das Büro einen improvisierten Zusammenwurf ländlicher und industrieller Gebäude vor: ein Landhaus und weitere Reste des abgerissenen Bauernhofs, eine Schmiede und eine Autowerkstatt aus den 1970er Jahren, die alle für den Kunstbetrieb umfunktioniert waren.
Standard zu Poesie
Diesen Umbau schreiben pihlmann architects fort. Die Architekten restaurierten drei Bestandsbauten und fügten zwei neue Gebäude hinzu: eine Ausstellungs- und Veranstaltungshalle für Klangkunst sowie eine Künstlerresidenz. Dabei legten sie Wert darauf, die dörflichen Qualitäten des verschwundenen Hofes mithilfe der neuen Kubaturen zu rekonstruieren und auszubauen, während die Formensprache der Neubauten den Komplex in die heutige Zeit trägt. Zwei neue Höfe wurden geschaffen, der eine ein intimer Innenhof zwischen altem Bauernhaus und neuer Residency, die der ehemaligen Bauernhofstruktur angepasst wurde; der andere ein Platz für die Ankunft von der Straße. Die scheunenhafte Halle für Klangkunst spiegelt durch Volumen und Materialität die ehemalige Autowerkstatt wider, während die Künstlerresidenz die Farbpallette der Altbauten aufnimmt. Mit großen, gerahmten Tür- und Fensteröffnungen, vielfältigen, verfeinerten Ausformungen von Standardwaren wie Wellblech sowie dem unsentimentalen Verzicht auf Verkleidungen interpretieren die neuen Gebäude die Bestandsbauten neu und überführen den Gesamtkomplex in die Gegenwart.
Der Architekt Søren Pihlmann zeigt mit seinem verinnerlichten, intuitiven, fast neomieseanischen Ansatz beispielhaft die Interessen der neuen Generation. Klassische architektonische Prinzipien wie Fügung und Materialverwendung stellt er in den Vordergrund. Laut Pihlmann definiert sich Møn nicht durch den Überverbrauch, sondern der lokale Baustil ist eher von günstigen Lösungen geprägt. Diese Mentalität der Sparsamkeit einhergehend mit dem begrenzten Budget, versucht Pihlmann bei der Kunsthalle zu kultivieren. Somit konzentrierten sich die Architekten darauf, das poetische Potenzial industrieller Materialien handwerklich zu entfalten. Das Einfache wird gestalterisch gehoben, aber nicht überschrieben, sondern leise ästhetisiert und ausgebildet.
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