Bauwelt

Um- und Aufsteigen ohne Hürde

Text: Landes, Josepha, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Um- und Aufsteigen ohne Hürde

Text: Landes, Josepha, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

„Behindert ist man nicht, behindert wird man“ – so weit klar? Und es kann ziemlich schnell gehen, dass aus diesem „man“ man selbst wird. Da sich der Mensch nun einmal immer etwas betroffener fühlt, sobald das Pronomen ich ins Spiel kommt, sei es an dieser Stelle herangezogen: Meine Kreuzbänder sind zum Bei­spiel tipptopp. Rutschte mir aber nur einmal das Rad ungünstig in den Rinnstein, könnte es schnell darum geschehen sein. Dann würde jede noch so niedrige Schwelle zum Hindernis – und Unterstützung notwendig, sei es in Form einer Schiene, eines Fahrstuhls oder einer helfenden Hand.
Die Projekte in dieser Ausgabe sind auf eine Reihe von Umständen ausgelegt, die das geschmeidig verlaufende Leben, wie es allenthalben als selbstverständlich angenommen wird – auch das ist menschlich, reiner Selbstschutz –, ins Stocken bringen. Sei es ein Unfall, ein Schicksalsschlag, eine schwierige Geburt oder das Alter: Das menschliche Leben ist störungsanfällig. Sorgfalt für die Gestaltung von Räumen, die Menschen mit ohnehin erschwerter Be­zie­hung zum eigenen Körper nutzen, sollte jener für die des Norm-Gebrauchs in nichts nachstehen. Kein Raum darf behindern, jeder muss befähigen.

Neue Mobilität

Es ist das Erste, das man tut, bevor man eine Reise antritt: Ausgangs- und Zielpunkt in eine Karten-App eingeben und sich die Routenvarianten und deren voraussichtliche Dauer errechnen lassen. Buchen kann man die Reise dort aber nicht. Dazu braucht es die App der Deutschen Bahn oder eines anderen Verkehrsverbunds, im schlimmsten Fall sogar mehrerer Verbünde. Was aber, wenn mein geplanter Weg sich am sinnvollsten mit einer Kombination aus Bahnfahrt, einem Stückchen mit dem Bus und schließlich einer wenige Kilometer langen Fahrt mit dem Fahrrad (bei schlechtem Wetter wahlweise mit dem Auto) bewerkstelligen ließe? Dann lässt man das lieber sein und nimmt von Anfang bis Ende das Auto! Der Karlsruher Verkehrsverbund testet seit einiger Zeit deshalb eine App, mit der sich auch solche „multimodalen“ Fahrten durchgängig buchen lassen. Teil des Pilotprojekts sind neben dem öffentlichen Mobilitätsunternehmen private Car- und Bikesharing-Anbieter. Eine architektonische Aufgabe ist das auch: An sieben Stationen der Region Mittlerer Niederrhein trifft der digitale Raum dieser App auf den physischen Stadtraum.

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