Bauwelt

Rundung mit Kanten

Bis zur nächsten Pandemie werden keine 100 Jahre vergehen, so ist man in Fachkreisen sicher. Und: Die nächste wird anders als die letzte. Forschende im Gesundheitssystem müssen sich auf neue Krisen vorbereiten können. In Halle an der Saale plant die Universitätsmedizin einen neuen Lehr- und Forschungskomplex, der auch ein „Pandemieresi­lienz-Zentrum“ beinhaltet.

Text: Kraft, Caroline, Berlin

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    ein 1. Preis Wörner Traxler Richter und Rehwaldt Landschaftsarchitekten setzen einen zylindrischen Bau­körper für die Lehre einem Kubus am Klinikum gegenüber. Dafür schlagen sie den Abriss eines benachbarten Hochhauses vor, was die Jury ablehnt.
    Abb.: Verfasser

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    ein 1. Preis Wörner Traxler Richter und Rehwaldt Landschaftsarchitekten setzen einen zylindrischen Bau­körper für die Lehre einem Kubus am Klinikum gegenüber. Dafür schlagen sie den Abriss eines benachbarten Hochhauses vor, was die Jury ablehnt.

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    ein 1. Preis Georg Scheel Wetzel Architekten mit Weidinger Landschaftsarchitekten schlagen eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit einem Deckensystem auf Brettschichtholzträgern vor. Im 2. OG des Unigebäudes befindet sich die Cafeteria als Ort der Kommunikation. Das Geschoss ist durch die umlaufende Loggia, von der aus die Erschließung Richtung Klinikumsgebäude erfolgt, von außen erkennbar.
    Abb.: Verfasser

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    ein 1. Preis Georg Scheel Wetzel Architekten mit Weidinger Landschaftsarchitekten schlagen eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit einem Deckensystem auf Brettschichtholzträgern vor. Im 2. OG des Unigebäudes befindet sich die Cafeteria als Ort der Kommunikation. Das Geschoss ist durch die umlaufende Loggia, von der aus die Erschließung Richtung Klinikumsgebäude erfolgt, von außen erkennbar.

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    ein 1. Preis Atelier 30 und Grünplan schlagen ein Atrium in ihrem Lehrge­bäude als verbindendes „Herzstück“ und vertikalen Verteiler vor. Die Labor­räume werden durch Stahlbetonträger gerastert und können flexibel programmiert werden.
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    ein 1. Preis Atelier 30 und Grünplan schlagen ein Atrium in ihrem Lehrge­bäude als verbindendes „Herzstück“ und vertikalen Verteiler vor. Die Labor­räume werden durch Stahlbetonträger gerastert und können flexibel programmiert werden.

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Rundung mit Kanten

Bis zur nächsten Pandemie werden keine 100 Jahre vergehen, so ist man in Fachkreisen sicher. Und: Die nächste wird anders als die letzte. Forschende im Gesundheitssystem müssen sich auf neue Krisen vorbereiten können. In Halle an der Saale plant die Universitätsmedizin einen neuen Lehr- und Forschungskomplex, der auch ein „Pandemieresi­lienz-Zentrum“ beinhaltet.

Text: Kraft, Caroline, Berlin

Am 7. April 2023 lief die Rechtsgrundlage der letzten deutschlandweit geltenden Corona-Maßnahmen aus. Es gibt nach wie vor Krankheitsfälle, für manche risikovoller als für andere. Erst in einiger Zeit werden wir vollständig absehen können, wie das zeitweise Erliegen des gesellschaftlichen Lebens uns beeinflusst hat. Doch: Diese Pandemie ist vorbei. Nicht zu bezweifeln ist aber, dass ihr weitere folgen werden. Um ihnen entgegentreten zu können, braucht das Gesundheitswesen Forschungs- und Lehrstrukturen. Das Universitätsklinikum Halle lobte deshalb im November 2023 mit der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg einen Wettbewerb zum Neubau eines „Pandemieresilienz-Zentrums“ (PRZ) aus. Geplant ist mit dem „Theoretikum“ ein neuer Medizin-Campus, der durch das PRZ mit dem angrenzenden Uni­klinikum verbunden sein wird. Es setzt sich aus einem Forschungsbau auf Klinikum-Gelände und einem Lehrgebäude zusammen, zwischen ihnen eine Brücke. Beide Gebäude werden in Ecklage die Bebauung abschließen, sind also adressbildend. Das Theoretikum soll auf kompakter Fläche entstehen, um möglichst viel Bestand zu erhalten. Außerdem plant die Stadt einen Kreisverkehr zwischen den PRZ-Gebäuden.
Mit „Wirkung und Strahlkraft“ beschreibt die Jury das Lehrgebäude (PRZ2) von Wörner Traxler Richter und Rehwaldt Landschaftsarchitekten. Das Team erlangte beim vorangegangenen städtebaulichen Ideenwettbewerb den dritten Preis. Wörner Traxler Richter arbeiteten bereits an der Modernisierung des Klinikums. Die Erstplatzierten ordnen nun das Laborgebäude (PRZ1) architektonisch dem Klinikum zu, während ihr kreisrunder, „richtungsloser Solitärbaukörper“ den neuen Unicampus einleitet. Die Jury lobt Setzung und Verbindung der Baukörper, nicht unerheblich ist aber, dass der Entwurf einige Abstandsflächen und generell den für PRZ1 vorliegenden B-Plan nicht einhält. Die Nutzungsverteilung bewertet das Preisgericht positiv, bemängelt allerdings das durch die „überdimensionierte Einbindung des Brückenkopfes zum PRZ2“ entstehende große Gebäudevolumen. Viel fragwürdiger ist die Kubatur des Unigebäudes: Ins Runde muss das Eckige. Von außen, wie auch das Protokoll es beschreibt, mag die zylindrische Kubatur Wiedererkennungswert bedeuten, doch sind ihre Konsequenzen fürs Innere groß – vielleicht zu groß. Ein „Gebäude ohne klassische Rückseite“, wie es das Team nennt, ginge auch anders, zumal ausgeklügelter. Die Randzonen im Inneren sind teils nicht effizient nutzbar und die eingestellte rechteckige Struktur mindert die natür­liche Belichtung. Die geforderte Kompaktheit kann dieses PRZ2 nicht einhalten. Den Freiraum bewertet die Jury als gelungen, das Aufgreifen der runden Formen, die klare Adressbildung und die hohe Durchgrünung gefallen ebenfalls. Auch die Außenwirkung der gerundeten Fassade mit weißen Photovoltaik-Elementen, durch die Geschossdecken horizontal gegliedert, sei zeitgemäß. Die Arbeit sei „in ihrem architektonischen Auftritt sehr überzeugend, allerdings in der Realisierbarkeit eingeschränkt“ – die Jury schickt also neben diesem Beitrag zwei weitere erste Preise in die Verhandlungen. Der für einen ersten Preis in wesentlichen Punkten kritisierte Entwurf bekam dennoch den Zuschlag.
Ebenfalls ins Verhandlungsverfahren kam der Entwurf von Georg Scheel Wetzel und Weidinger Landschaftsarchitekten. Die Gebäudeteile unterscheiden sich nicht wesentlich durch Kubatur, sondern durch Geschossigkeit: Mit sieben Etagen dominiert das PRZ2 als Auftakt fürs neue Theoretikum das dreigeschossige PRZ1. Ein schlanker Steg soll die beiden Gebäude verbinden. Wo er auf das PRZ2 trifft, umläuft eine Loggia den Kubus, was ihn kleinteiliger und offener wirken lässt. Eingekleidet in eine faltbare Streckmetallmembran heben sich die beiden Baukörper ohne dass es großer Gesten bedarf von ihrer Umgebung ab. Die Jury bewertet den Neubau als gut dimensioniert. Weiter lobt sie die klare Erschließung und innere Organisation, wobei die Flure im PRZ1 zu schmal seien. Die Höhe des PRZ2 sieht die Jury kritisch – es könne Genehmigungsprobleme geben.
Auch Atelier 30 mit Grünplan Landschaftsarchitekten erhielten einen ersten Preis. Die in Holztafelbauweise ausgeführten Gebäude mit Betontragwerk kommen mit kompaktem Fußabdruck aus. Das Fachgericht lobt die Fassadengestaltung mit Holz- und Verschattungselementen. Ebenso gefällt die Ausbildung eines Staffelgeschosses und damit einer Dachterrasse auf dem Lehrgebäude hin zum neuen, verkehrsberuhigten Stadtplatz. Problematisch ist allerdings die Höhe der Verbindungsbrücke. Mit etwa fünf Metern ist die Durchfahrtshöhe zu niedrig. Auch bleibt unklar, wie die Brücke an das Atrium anschließen soll.
Die Entscheidung fiel letztlich auf einen „gewagten“ Entwurf, sagt Thomas Moesta, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Halle. Es sei aber auch die Arbeit, die von Anfang an begeistert habe. Nichtsdestotrotz ist die Liste der Jury mit Vorschlägen zur weiteren Bearbeitung bei dieser Arbeit am längsten – kein leichter Eingriff.

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