Gedeihliches
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Landes, Josepha, Berlin
Gedeihliches
Text: Friedrich, Jan, Berlin; Landes, Josepha, Berlin
Die eine ist nationales Kulturgut Frankreichs, weltberühmt, die andere als wichtigste katholische Kirche der Bundeshauptstadt immerhin deutschlandweit ein Begriff, während die dritte, eine Stadtteilkirche, wohl kaum außerhalb ihres Quartiers bekannt ist. Was also könnte die gotische Kathedrale Notre-Dame de Paris, die im Ursprung barocke, vielfach umgestaltete Sankt Hedwigs-Kathedrale in Berlin und die evangelische Lukas- und Matthäusgemeinde in Offenbach am Main, deren Kern eine Notkirche aus der Nachkriegszeit bildet, derart miteinander verbinden, dass wir sie gemeinsam zum Thema dieser Bauwelt-Ausgabe gemacht haben? (Außer, dass alle drei christliche Gotteshäuser sind, wenn auch nicht einmal derselben Konfession.) Was die drei so unterschiedlichen Sakralbauten tatsächlich vereint: Ihre jeweils aktuelle Gestalt ist Folge und Ausdruck eines Neubeginns. Und dabei repräsentieren sie geradezu prototypisch verschiedene mögliche Konzepte davon, um genau zu sein, eigentlich verschiedene mögliche Arten des Umgangs mit dem Prozess, der einem Neubeginn vor- angeht. Abschied nehmen vom Alten. Das Verlorene betrauern. Irgendwann wieder nach vorn blicken. Und schließlich entscheiden, in welchem Umfang und auf welche Weise man an das, von dem man Abschied hat nehmen müssen, erinnern möchte mit dem, was da-rauf folgt.
Wo nicht nur Spaniens Blüten blühen
Ob denn Pflanzen ins Haus gehören oder ganz gewisslich nicht, scheidet unter Architekturschaffenden bekanntlich die Geister. Der Topfpflanze haftet etwas Alibihaftes an, verrufen ist sie als aufhübschende Ges-te, die entwurfliche oder konstruktive Makel überdecken hilft. Dabei können Flora und Gebautes weit bereichernder in Symbiosen treten, als dass ihr Miteinander bloß ästhetische Belange anrisse. Pflanzen sind in der Lage, Klimapuffer zu bilden, und Pflanzhäuser können der Anpassungsfähigkeit von Gewächsen Vorschub leisten – eine menschliche Hilfeleistung, die in Folge der menschbedingten Verschiebung von Lebensräumen wohl das Mindeste ist.
Gewächshäuser sind in der Regel Standardware, allerdings bieten die Konstrukte aus Glas und Stahl der gestalterischen und funktionalen Kreativität mannigfaltige Ansätze. Der Londoner Chrystal Palace (1851) war einer der ersten großformatigen modularen Bauten, in dem artifizielle Ökosysteme gedeihen konnten. Seither wurde das Prinzip Gewächshaus auf diverse Architekturen angewandt und teils wieder verworfen. In dieser Ausgabe zeigen wir vier neue An-läufe, diese lichtdurchfluteten Bauten zu nutzen: für Pflanzen und Menschen; zum Wohnen, Forschen bis hin zum Heilen.
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