Bauwelt

Projektleiter der Brücke

Interview mit Michael Zimmermann von Schlaich Bergermann und Partner, Tragwerksplaner der neuen Brücke zum Mont Saint Michel

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Bauingenieur (Universität Stuttgart). Projektleiter der Brücke. Seit 2000 bei Schlaich Bergermann und Partner
Foto: SBP

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Bauingenieur (Universität Stuttgart). Projektleiter der Brücke. Seit 2000 bei Schlaich Bergermann und Partner

Foto: SBP


Projektleiter der Brücke

Interview mit Michael Zimmermann von Schlaich Bergermann und Partner, Tragwerksplaner der neuen Brücke zum Mont Saint Michel

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Welche Besonderheiten gab es bei diesem Projekt für die Tragwerksplaner?
Die Brücke ist ein entscheidender Teil des ehrgeizigen Großprojekts, den Inselcharakter des Mont-Saint-Michels wieder aufleben zu lassen. So war der Entwurf der Brückenkonstruktion an zahlreiche Bedingungen geknüpft und nicht nur durch die Lasten einer Straßenbrücke bestimmt. Es wurden dünne Stahlstützen verwendet, um den Wasserfluss der Gezeiten so wenig wie möglich zu versperren und ein Hinausspülen der Sedimente bei Ebbe nicht zu behindern.
Zusätzlich musste die Bemessung der dünnen Stützen aber auch unterschiedliche Sandhöhen in der Bucht berücksichtigen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Niveau des Bodens ca. sechs Meter höher, als es in Zukunft sein wird. Die Stützen sind daher von Sand und Sedimenten umhüllt, was die ganze Konstruktion steifer macht in Hinblick auf Temperaturverformungen. Wenn der Sand in den nächsten Jahren aus der Bucht gespült sein wird, werden die Stützen wie schlanke Stelzen mit einer freien Länge von acht Metern zu sehen sein. Auch unter diesen Bedingungen muss die Brücke stabil bleiben.
Die maritime Umgebung mit dem höchsten Tidenhub Europas sowie ein steter Touristenstrom neben der Baustelle waren weitere Anforderungen an die Terminierung der Bauarbeiten.
Wie wurden die Stahlstützen und Bohrpfähle ausgebildet?
Die Stahlstützen mit einem Durchmesser von 25 Zentimetern sind in einzelnen, 1,2 Meter dicken und 20 bis 30 Meter langen Bohrpfählen fest verankert. Die Einspannung erfolgte über eine 2 Meter lange Verankerungslänge der Stütze innerhalb des Betonbohrpfahls. Vertikale Stützlasten werden über aufgeschweißte Stahlringe, ähnlich einer Zahnleiste, an den Pfahl übertragen. Biegemomente werden über ein horizontales Kräftepaar aufgenommen.
Die Stützenköpfe sind mit dem Längsträger des Überbaus verschweißt. So entstanden sieben integrale Brückensegmente. Auf übliche Brückenlager konnte verzichtet werden. Verformungen durch Temperatureinwirkungen werden durch die zahlreichen biegeweichen Stahlstützen ermöglicht, ohne dass es zu Stabilitätsproblemen kommt. Dieses kostengünstige Prinzip der sogenannten „semi-integralen Brücke“ wurde auf die Anforderungen des Projekts maßgeschneidert.
Wie gelangen die Bohrungen bei dem starken Gezeitenunterschied?
Die Herstellung der Bohrpfähle konnte nur bei Ebbe erfolgen. Die Stützenverankerung wurde so realisiert, dass direkt nach Einbringen des Ortbetons der Pfähle die Stahlstützen von oben mit Hilfe eines Krans eingestellt und ausgerichtet wurden. Die große Kunst bestand darin, eine Methode zu entwickeln, um diese Verankerung in sieben Meter Tiefe auszuführen, ohne die oberen Sandschichten abtragen zu müssen. Durch ein ausgetüfteltes System gelang es, Pfähle und Stützen bei der aktuellen Höhenlage des Bodens fast gleichzeitig herzustellen.
Welche wichtigste gestalterische Vorgabe des Architekten war zu berücksichtigen?
Dieses Bauwerk ist ein Beispiel dafür, wie ein Architekt und ein Ingenieur erfolgreich zusammenarbeiten können. Dietmar Feichtinger war in allen Phasen des Entwurfs und der Ausführung die Linearität und der leichte Stegcharakter sehr wichtig.
Bearbeiten Sie zurzeit andere Projekte am Meer mit ähnlichen Anforderungen?
Nein

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