Bauwelt

Primarschule in Azmoos

Gesucht war mehr Platz für eine Schule in einem Dorf im Schweizer Kanton St. Gallen. Das Wettbewerbsergebnis gleicht einer Sensation. Doch eigentlich sollte das gar keine sein

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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    1. Preis Felgendreher Olfs Köchling Architekten vereinen im neuen zweigeschossigen Schulhaus Primarschule, Kindergarten und Turnhalle.
    Abb.: Architekten

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    Abb.: Architekten

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    Die Fassadenhülle reduzieren sie auf das Minimum. Unter einem gefalteten Dach profitieren alle Klassenräume von natürlichem Oberlicht und der variierenden Raumhöhe.
    Abb.: Architekten

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    Die Fassadenhülle reduzieren sie auf das Minimum. Unter einem gefalteten Dach profitieren alle Klassenräume von natürlichem Oberlicht und der variierenden Raumhöhe.

    Abb.: Architekten

Primarschule in Azmoos

Gesucht war mehr Platz für eine Schule in einem Dorf im Schweizer Kanton St. Gallen. Das Wettbewerbsergebnis gleicht einer Sensation. Doch eigentlich sollte das gar keine sein

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Ein junges Berliner Büro hat sieben Monate nach seiner Gründung den Wettbewerb für eine Schu-le in der Schweiz gewonnen. Diese Meldung klingt nicht gerade nach 2015. Es ist eine, wie sie das Wettbewerbswesen heute selten erlebt, obwohl sie oft geträumt oder laut eingefordert wird. Es ist kein Zufall, dass diese Junge-Architekten-Vorzeige-Geschichte in der Schweiz spielt, gilt das Land mit seinen vielen offenen Wettbewerben doch als chancenreich für unetablierte Büros. Aber auch hier gehört es nicht unbedingt zur Tagesordnung, dass ein Büro aus Deutschland den 1. Preis gewinnt. Die Schweizer bleiben, wie viele Nationen, gern unter sich. Doch nun werden Christian Felgendreher (Jahrgang 1980), Johannes Olfs und Christina Köchling (beide Jahrgang 1979) der Gemeinde Wartau im Kanton St. Gallen ihren Entwurf präsentieren. Er sieht anders aus als die üblichen Schweizer Betonschulen, er verspricht glückliche Kinder.
Wie alle 69 Wettbewerbsteilnehmer hatten die Architekten vor der Frage gestanden, ob sie einen Teil des bestehenden Schulhauses in den Neubau integrieren oder alles durch einen Neubau ersetzen. Ihre Entscheidung fiel zugunsten eines Neubaus, der Kindergarten, Primarschule und Turnhalle vereint. Eine Sanierung des Altbaus mit seiner Split-Level-Struktur würde trotz hohem Aufwand den Anforderungen an die Barrierefreiheit und den energetischen Vorgaben nur ungenügend gerecht werden, so ihr Argument. Eine Herausforderung bestand darin, die große Baumasse in das heute von Einfamilienhäusern geprägte Dorf zu integrieren. Mit einem Holzbau erinnern Felgendreher Olfs Köchling an die Geschichte des einst von der Landwirtschaft geprägten Ortes. Sie platzieren ihn so, dass im Süden eine Spielwiese, im Osten ein Kindergartenspielplatz und im Norden ein Obstgarten entstehen können. Die Klassenräume werden aus der Mitte erschlossen, das Obergeschoss erinnerte die Jury an einen Dorfplatz. Sie lobte die Gebäudestruktur aus dem 5-teiligen Giebel, der auf den inneren Längswänden gründet – er lasse in hohem Maße experimentelle Unterrichtsformen zu. Sie verwendet eine in Jurybeurteilungen selten gewordene Formulierung: „Ein Schulhaus, das Konventionen bricht ... ein poesievoller Beitrag, der dem Ort eine neue Identität verleiht.“ Zur Entscheidung kann man Azmoos nur gratulieren.
Jetzt fragen sicher einige junge Architekten, wie auch sie diesen Wettbewerb hätten gewinnen können. In Bauwelt 26.2015 erklärt Zvonko Turkali, einer der meistbeschäftigten Juroren Deutschlands, worauf es ankommt: Typologien üben, dann bleibt Zeit für Spezifisches. Die drei Büroinhaber, das ist das wichtigste Detail dieser Geschichte, haben seit ihrem Diplom an der UdK Berlin 2008 in den Wettbewerbsabteilungen mehrerer, auch Schweizer Büros gearbeitet.
Offener, einstufiger und anonymer Projektwettbewerb
gemäß WTO
1. Preis Felgendreher Olfs Köchling, Berlin
2. Preis Weck Gonzalo, Zürich
3. Preis ARGE Fischer Ammann Architekten, Zürich
4. Preis Gohm Hiessberger, Feldkirch
5. Preis Raphael Zuber, Chur
6. Preis Simon Staudacher, Zürich
7. Preis Armin Benz Martin Engeler Architekten,St. Gallen
Fachpreisrichter
Hubert Bischoff, Wolfhalden; Dieter Jüngling, Chur; Andreas Senn, St.Gallen; Bruno Bossart, St.Gallen
Wettbewerbsmanagement
Eggenberger & Partner AG, Azmoos
Fakten
Architekten Felgendreher Olfs Köchling, Berlin
aus Bauwelt 34.2015
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