Bauwelt

Neues Prora

Friederike Meyer beobachtet seit Jahren das Geschehen an Rügens schönster Bucht

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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Neues Prora

Friederike Meyer beobachtet seit Jahren das Geschehen an Rügens schönster Bucht

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Zugegeben, ich staune oft über die Art und Weise, wie Marketingleute Immobilien verkaufen. Über die Werbefilme zum Beispiel, in denen der Champagner im Abendlicht prickelt, mit vielen Adjektiven beschriebene Details ins Bild gerückt werden und eine sonore Stimme das „moderne, zeitgenössische Ambiente“ oder das „stilvolle Understatement“ anpreist, ohne dass ich etwas über die Architektur erfahre. Als ich vergangene Woche mal wieder nach Prora fuhr, um mir den Umbau von Block 1 zu Ferienwohnungen anzuschauen (Bauwelt 31.2013), war ich gut eingestimmt. Hatte mir vorgestellt, wie mich ein dynamischer Mittvierziger im matt glänzenden Anzug und mit raumgreifenden Armbewegungen durch das ehemalige KdF-Bad der 20.000 führt und jeder kritischen Frage auszuweichen versteht. 161 Eigentumswohnungen und 116 Hotelappartements sollen hier in Block 1 entstehen, 2 Parkhäuser, 2 Terrassen zum Meer, Sport- und Spielflächen, ein Supermarkt. Die Berliner Firma Irisgerd hatte die knapp 400 Meter lange Ruine, in der früher Angehörige der Nationalen Volksarmee Urlaub machten, vom Vorbesitzer für 2,75 Millionen Euro gekauft, nachdem die zuständige Gemeinde Binz, aus Angst um zuviel Konkurrenz für die eigenen Gästebetten, jahrelang jegliche Investorenpläne blockiert hatte. Inzwischen ist Block 1 entkernt. Und alles ist ganz anders als befürchtet. Ich muss mir keine Vorträge über die Hochwertigkeit der Materialien anhören. Stattdessen sehe ich an einem Fassadendetail wie diese gedämmt werden soll, bekomme erklärt, warum keine Fußbodenheizung eingebaut wird und erfahre über die Firmengeschichte der Investoren. Alles wirkt durchdacht und solide, auch wenn die Architektur wohl keinen Architekturpreis gewinnen wird. Ein Großteil ist schon verkauft, erzählt der Herr, der mich in die freundlich wirkende Musterwohnung führt. Sie ist mit weißen Möbeln eingerichtet, in die Sauna fällt viel Licht, wir sitzen am Tisch und schauen auf den großen Plan. Noch ein paar Maisonettes und Sonnenwohnungen auf der Meer-abgewandten Seite für 3600 €/m2 gibt es, sagt er, und Penthäuser mit Dachterrasse für 6500 €/m2, ansonsten ist alles verkauft. Ende 2016 soll alles fertig sein, inklusive Schwimmbad, der beiden Parkhäuser und Außenanlagen. Den Termin wird wohl kaum zu halten sein, aber das ganze kann man machen.

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