Bauwelt

Mit einem Haken

Sebastian Redecke macht sich Gedanken über Maßnahmen und Kosten, wenn es sehr feucht wird

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Sebastian Redecke macht sich Gedanken über Maßnahmen und Kosten, wenn es sehr feucht wird


Mit einem Haken

Sebastian Redecke macht sich Gedanken über Maßnahmen und Kosten, wenn es sehr feucht wird

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Das Haus mit acht Wohnungen entstand 1907. Solide, etwas Stuck, keine Kriegsschäden. 1990 kamen zwei Wohnungen oben drauf. Die Dachneigung wurde steiler, um mehr Raum hineinquetschen zu können. Nun war der Dach­decker da, er ist vom Zustand entsetzt. Überall Kältebrücken. Zwei kleine Dachfenster sind zudem kaputt. Es tropft. 27 Jahre seien für solche Fenster zu viel. Reparatur lohnt nicht. Wegen der hohen Belastung halten sie nicht länger. Weiter unten im Haus sind die Kasten-Holzfenster 109 Jahre alt. Beim Öffnen sind sie mit einem Haken zu befestigen. Man sollte nur darauf achten, sie zu pflegen, vor allem die Wetterschenkel. Zum Glück sind sie nicht ganz dicht.
Der Einbau von zwei kleinen Klapp-Schwing-Dachfenstern eines renommierten deutschen Herstellers soll mit allem drum und dran 3559 Euro kosten. Dazu gehören Thermo-Star-Verglasung zur erhöhten Hagelsicherheit, Lüftungselemente mit selbstregelnder Klappe zur automatischen Reaktion auf Druckunterschiede und Windstärken sowie ein Luftfilter. Besonders teuer sind das Innenfutter und ein Eindeckrahmen mit diffusionsoffener Anschluss-Schürze aus plissiertem Aluminium. In Zeiten des Berliner Baubooms zahlt man bei Handwerkern drauf. Sonst kommt keiner.
Beim Bundeskanzleramt tropft es auch, in die Garage. Immer wenn es stark regnet. Dabei ist das Gebäude erst 15 Jahre alt. Weitere Abdichtungen sind erforderlich. Jetzt will man auch endlich die Tropfkanten an der Fassade überarbeiten, damit die grünlich-braunen Schlieren auf den Natursteinplatten vermieden werden. Mit einer Reihe anderer Maßnahmen sollen allein in diesem Jahr drei Millionen Euro anfallen. Am östlichen Ende vom „Band des Bundes“, dort wo das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus von Stephan Braunfels mit einem Erweiterungsbau an der Luisenstraße endet, gibt es ein weit größeres Problem. Beim Bundestagsneubau kommt die Feuchtigkeit von unten. Er sollte schon 2012 bezogen werden, wird aber nach jetziger Planung bis 2020 leer stehen, da die Bodenplatte komplett saniert werden muss. Das Bundes­amt ­für Bauwesen hat Planungs-, Ausführungs- und Überwachungsmängel ausfindig gemacht. Braunfels tritt erbost als Architekt zurück und weist alle Schuld von sich. Klingt gefährlich nach vergrabener Wasser-Kostenbombe.

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