Bauwelt

„Città dello Sport“

Calatravas Unvollendete

Text: Pierotti, Paola, Rom

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    Es sollte ein Monumentalprojekt werden: die "Città dello Sport" im römischen Bezirk Tor Vergata, außerhalb des Autobahnrings im Osten Roms, entworfen von Santiago Calatrava. Baubeginn: März 2007.

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    Es sollte ein Monumentalprojekt werden: die "Città dello Sport" im römischen Bezirk Tor Vergata, außerhalb des Autobahnrings im Osten Roms, entworfen von Santiago Calatrava. Baubeginn: März 2007.

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    Seit 2011 steht die Baustelle still. "Es fehlt an Geld, um die Arbeiten fortzusetzen, und es fehlt die Notwendigkeit, sie zu vollenden. Es steht kein großes Sportereignis an", schreibt Paola Pierotti in Bauwelt 34.2014.
    Moreno Maggi

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    Seit 2011 steht die Baustelle still. "Es fehlt an Geld, um die Arbeiten fortzusetzen, und es fehlt die Notwendigkeit, sie zu vollenden. Es steht kein großes Sportereignis an", schreibt Paola Pierotti in Bauwelt 34.2014.

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    Was tun mit diesen Räumen, mit 60.000 Kubikmeter Beton, die aufwändig vergossen wurden? Mehr dazu im aktuellen
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Foto: Moreno Maggi

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„Città dello Sport“

Calatravas Unvollendete

Text: Pierotti, Paola, Rom

Seit drei Jahren passiert auf der Baustelle nichts mehr. Santiago Calatavas „Città dello Sport“ in Rom, außerhalb des Autobahnrings, war mit großem Getöse vom damaligen Bürgermeister Walter Veltroni angekündigt worden. Das Projekt wurde für die Weltmeisterschaften im Schwimmen nicht rechtzeitig fertig. Nun ist es bedeutungslos
Das italienische Ministerium für Infrastruktur ist über die Belegungen auf diesem Friedhof im Bilde. Die seit Jahren verlassenen und vergessenen Stahlbeton- und Stahlskelette, die aufgrund von Rechtsstreitigkeiten, Geldmangel, Unfähigkeit bei der Planung oder Pleiten der beteiligten Baufirmen herumstehen, sind registriert. 671 solcher Unvollendeten gibt es. Öffentliche Gelder in Höhe von mehreren Milliarden Euro sind hier versenkt. Zu diesen Überresten zählt auch die „Città dello Sport“ im römischen Bezirk Tor Vergata, ein Monumentalprojekt für das Gebiet im Osten der Hauptstadt, jenseits des großen Autobahnrings, entworfen von Santiago Calatrava. Es stammt aus dem Jahr 2006, Baubeginn war im März 2007, zwei Jahre später waren die Stahlbetonarbeiten abgeschlossen, 2010 begann man mit der Stahlkonstruktion, seit Juni 2011 steht die Baustelle still. Es fehlt an Geld, um die Arbeiten fortzusetzen, und es fehlt die Notwendigkeit, sie zu vollenden. Es steht kein großes internationales Sportereignis in der Hauptstadt an.
Die Planung sah vor, Calatravas Sportarchitektur in ein neues Quartier mit Flächen für Großveranstaltungen unter freiem Himmel einzubetten. Caltarava schlug für den Gebäudekomplex der Sport- und Schwimmhalle ein Grundstruktur vor, die sich als symmetrisch angeordnete Zwillingsbauten in Fächerform lesen lässt. Die Symmetrie ist allerdings rein formal, sie hat nichts mit den funktionellen Aufteilungen zu tun. Die Sporthalle, für Basketball-, Volleyball- und Hockey-Wettkämpfe und für kulturelle Veranstaltungen gleichermaßen geeignet, sollte fünfzehntausend Zuschauern Platz bieten. Die Wettkämpfe in den drei Becken der Schwimmhalle sollten 4500 Zuschauer verfolgen können. Auf einer mobilen Tribüne hätten noch einmal 1000 Menschen Platz nehmen können. Die Visualisierungen zeigen einen großen weißen Fächer über imponierenden Arkaden aus Stahlbeton, die den Sockel des gesamten Komplexes bilden sollten. Zusätzlich waren eine Halle für Ausstellungen und Kongresse und Sport-Dienstleistungen und Gewerbeflächen auf 25.000 Quadratmetern vor-gesehen. Was nun aus dem Projekt wird, lässt sich nicht sagen: Die Kommune weiß es nicht, und die neue Universität Rom Tor Vergata nebenan weiß es auch nicht.
Wie kam es überhaupt zu diesem Projekt? Um den Sport im universitären Bereich zu fördern, hatten im März 2005 die Stadtverwaltung unter dem damaligen Bürgermeister Walter Veltroni, die Universität von Tor Vergata, die CONI (Comitato Olimpico Nazionale Italiano) und die überregionale Verwaltungsbehörde für öffentliche Bauten eine Einverständniserklärung über die Errichtung der Città dello Sport unterzeichnet. Schon im August desselben Jahres wurde das Gebiet dafür ausgewiesen. Initiator war Veltroni. Er wollte ein Sportzentrum bauen, das für große Basketballturniere geeignet ist. Eine solche Halle gab es in der Stadt bisher nicht. Die Entscheidung, 2009 die Schwimm-Weltmeisterschaften in Rom auszurichten, bot die Gelegenheit, weitere Ressourcen in das Gebiet von Tor Vergata zu lenken – eine Sauerstoffgabe für das Projekt des Bürgermeisters, dem die Gelder ausgingen. Die Schwimm-Weltmeisterschaften wurden zum „Grande Evento“ erklärt, und, um den Wettlauf mit der Zeit zu gewinnen, „dringende Entscheidungen“ getroffen. Dringlich war auch die Entscheidung, Santiago Calatrava, als Architekten mit Weltruf für spek-takulär aussehende Hallen, direkt zu beauftragen. Es geschieht oft in Italien, dass mit einer von Dringlichkeit diktierten Begründung Vorschriften umgangen werden und mit undurchsichtigen Mitteln agiert wird. Der öffentliche Auftraggeber ist in diesem Fall die Universität von Tor Vergata, die aufgrund einer Konvention von 1987 die Planung und Ausführung ohne Wettbewerb vergeben kann. Der Bau wurde begonnen. Irgendwann stellte man dann fest, dass er nicht rechtzeitig zu den Weltmeisterschaften fertig werden würde! Dann lag alles still. 
Heute ragt ein 14 Meter hoher Sockel aus Stahlbeton aus dem Boden, darauf sollten die Stahlgitterträger für die beiden leichten Dächer lagern. Sie sind 80 Meter hoch und durch fortlaufende Faltungen gekennzeichnet. Nur eines der Dächer wurde gebaut. „Die Bögen in den Arkaden des Sockels“, erzählt der Bauingenieur Roberto Sarti, der die Baustelle leitete, „sind alle unterschiedlich, einige reichen bis zum Boden, andere brechen vorher ab. Die Querschnitte der Rippen sind filigran: Sie ha-ben einen Durchmesser von nur 50 Zentimetern in den Bögen und 60 Zentimetern in den Stützen. Im Sockel gibt es 204 Doppelbögen mit unterschiedlichen Neigungen und Längen. Sehr viele Schalungen sind nur ein Mal verwendet worden. Es gibt unzählige Elemente.“ Rund 60.000 Kubikmeter Beton wurden bereits gegossen.
Heute steht das Projekt Città dello Sport da wie eine Kathedrale in der Wüste, eine Baustelle ohne Bauarbeiter, die seit drei Jahren bewacht werden muss. Was tun mit diesem Symbol der Verschwendung? In den vergangenen Monaten hat man über die Idee nachgedacht, einen botanischen Garten nach einem Vorbild in Singapur zu realisieren. Jetzt liegt auf den Tischen des Referats für Stadtplanung das Konzept für eine völlig andere Lösung, die noch auf Kosten, Machbarkeit und Betrieb zu prüfen wäre: Die geplante Schwimmhalle soll als weiteres Institut der Universität mit den Fachbereichen Mathematik und Naturwissenschaften umgeplant werden. Die heute freie Fläche über den beiden großen Becken könnte ein neues, mehr­geschossiges Gebäude aufnehmen – als Haus im Haus unter der gitterförmigen Dachkonstruktion. Wenn überhaupt, würde an einer solchen Lösung sehr lange gebaut.
In der Zwischenzeit wäre es gut, etwas Geld zu verdienen. Man könnte die Baustelle als Filmset vermieten. Das ist nichts Neues in Rom: Die kostenfressende, ewige Baustelle für das neue Kongresszentrum von Massimiliano Fuksas im Stadtteil EUR bot letztens die Kulisse für die Lancierung neuer Produkte eines weltmarktführenden Konzerns der Telekommunikation.
Fakten
Architekten Calatava, Santiago, Zürich
aus Bauwelt 34.2014
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