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Böse Vermutungen

Sebastian Redecke versucht noch immer, die Baustelle des Berliner Hauptstadtflughafens BER zu verstehen

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Böse Vermutungen

Sebastian Redecke versucht noch immer, die Baustelle des Berliner Hauptstadtflughafens BER zu verstehen

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Letzte Woche habe ich einen kleinen Abstecher zur Baustelle des Berliner Flughafens BER in Schönefeld unternommen. Die Neugier packt einen dann doch. Überrascht war ich, dass zwar einige für Handwerker übliche Fahrzeuge vor dem Hauptgebäude und den Seitenflügeln stehen, dass aber beim Herantreten an das riesige Fenster in der Halle nur ein Dutzend Bauarbeiter zu sehen ist. Auch andere Neugierige haben in den letzten Monaten die Beobachtung machen können, dass die Flughafengebäude, soweit einsehbar, unter der Woche nahezu verwaist sind. In Kenntnis zahlreicher Baustellen, die unter größtem Zeitdruck fertig werden müssen, ist das ein ungewohntes Bild. Eigentlich wäre hier Eile mit Tag- und Nachtschicht geboten, denn es handelt sich immerhin um den neuen Hauptstadtflughafen, der jeden verspäteten Tag ohne Betrieb eine Million Euro zusätzlich verschlingt. Wie ist das zu erklären?
Verschiedene Szenarien sind denkbar: Der Termindruck ist deshalb so gering, weil alle Dauer-Umplaner, Dauer-Gutachter, Dauer-Prüfer und Dauer-Baufirmen bisher mit den Verantwortlichen der Flughafengesellschaft unter einer Decke steckten, um sich so lange wie möglich mit immer neuen Forderungen und wenig Aufwand Geld aus den öffentlichen Töpfen zu sichern. Bei einem Kostenvolumen von inzwischen 6,5 Milliarden Euro fällt das nicht weiter auf. Möglich ist auch das genaue Gegenteil: Alle Firmen und Prüfer sind wegen des Berliner Baubooms voll ausgelastet, haben trotz Betteln des Bauherrn keine Lust mehr auf den Pfusch am Flughafen und werden nur sporadisch aktiv, damit es keinen Ärger gibt. Das dritte Szenario, das viele für möglich halten, wäre der größte anzunehmende Skandal: Die Entrauchungs-, Sprinkler- und Türen-Kleinstbaustellen sind im Ganzen technisch gar nicht zu bewältigen, aber es findet sich einfach niemand, der das zugeben würde.

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