Bauwelt

A Home Away From Home

Auch in den Niederlanden fehlt es an Unterkünften für Flüchtlinge. Die Zentrale Unterbringungsbehörde für Asylsuchende und das Büro des Reichsbaumeisters lobten deshalb gemeinsam einen Wettbewerb aus. Die Teilnehmer waren aufgerufen, Alternativen zu den gängigen Wohncontainern zu entwickeln, die es im Land gibt. Ob solche Konzepte allerdings auch als dauerhafte Wohnungen für Geringverdiener taugen, wie sich Reichsbaumeister Floris Alkemade das vorstellt?

Text: Bokern, Anneke, Amsterdam

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    Re-Settle René van Zuuk schlägt Einheiten in der Größe von Hotelzimmern vor, die sich zu kleinen Reihenhaussiedlungen koppeln lassen.
    Abb.: Planer

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    Re-Settle René van Zuuk schlägt Einheiten in der Größe von Hotelzimmern vor, die sich zu kleinen Reihenhaussiedlungen koppeln lassen.

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    Der Bausatz eines Moduls ist so elementiert, dass man ihn aus einem einzigen EPS-Block (4,8x2,4x1 m) schneiden kann.
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    Der Bausatz eines Moduls ist so elementiert, dass man ihn aus einem einzigen EPS-Block (4,8x2,4x1 m) schneiden kann.

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    Solar Cabin Wohnen für Flüchtlinge mit einer In­vestition in Solarenergie zu verbinden – diese Idee steckt hinter dem Entwurf von Bram Zondag und Arjan de Nooijer.
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    Solar Cabin Wohnen für Flüchtlinge mit einer In­vestition in Solarenergie zu verbinden – diese Idee steckt hinter dem Entwurf von Bram Zondag und Arjan de Nooijer.

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    Ob sich so Widerstände in den Gemeinden gegen Asylunterkünfte auflösen lassen?
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    Ob sich so Widerstände in den Gemeinden gegen Asylunterkünfte auflösen lassen?

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    Comfort City Anneloes de Koff und Pieter Stoutjes­-­dijk haben ein Bausystem für die Umnutzung leerstehender Produktionshallen entwickelt.
    Abb.: Planer

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    Comfort City Anneloes de Koff und Pieter Stoutjes­-­dijk haben ein Bausystem für die Umnutzung leerstehender Produktionshallen entwickelt.

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    Die Tragkonstruktion aus Stahlrahmen lässt sich mit diversen Fertigteilelementen zu Unterkünften verschiedener Größe und unterschiedlichsten Zuschnitts ausbauen. Die Bewohner könnten bei der Disposition der Grundrisse eigene Vorstellungen einbringen.
    Abb.: Planer

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    Die Tragkonstruktion aus Stahlrahmen lässt sich mit diversen Fertigteilelementen zu Unterkünften verschiedener Größe und unterschiedlichsten Zuschnitts ausbauen. Die Bewohner könnten bei der Disposition der Grundrisse eigene Vorstellungen einbringen.

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A Home Away From Home

Auch in den Niederlanden fehlt es an Unterkünften für Flüchtlinge. Die Zentrale Unterbringungsbehörde für Asylsuchende und das Büro des Reichsbaumeisters lobten deshalb gemeinsam einen Wettbewerb aus. Die Teilnehmer waren aufgerufen, Alternativen zu den gängigen Wohncontainern zu entwickeln, die es im Land gibt. Ob solche Konzepte allerdings auch als dauerhafte Wohnungen für Geringverdiener taugen, wie sich Reichsbaumeister Floris Alkemade das vorstellt?

Text: Bokern, Anneke, Amsterdam

57.000 Asylanträge wurden 2015 in den Niederlanden gestellt. Im Vergleich zu den fast 500.000 Asylsuchenden, die im selben Jahr in Deutschland registriert wurden, scheint das nicht viel. Auch wenn man die Bevölkerungszahlen berücksichtigt, erweisen die Niederlande sich im Vergleich als nicht allzu überlaufen: Während
in Deutschland auf jede Million Einwohner 5900 Asylsuchende kommen, sind es in den Niederlanden nur etwa 3500. Damit liegt das Land innerhalb der EU im unteren Mittelfeld. Dennoch kommt es immer wieder zu Protesten gegen neue Flüchtlingsheime, und auch die Zuweisung von Sozialwohnungen an Flüchtlinge sorgt für Unmut, denn in den dicht besiedelten Niederlanden ist Wohnraum knapp und teuer.
Deshalb lancierte die Zentrale Unterbringungsbehörde für Asylsuchende (COA) gemeinsam mit dem Büro des Reichsbaumeisters im März den Ideenwettbewerb A Home Away From Home. „Es gibt in den Niederlanden nur zwei oder drei Firmen, die Wohnunits bauen“, erklärt Caroline Schippers, Managerin für Wohnraum bei der COA. „Das bedeutet, dass wir immer bei denselben Anbietern landen. Natürlich verbessern sie ihre Produkte ständig, aber etwas grundlegend anderes kommt dabei nie heraus.“ Reichsbaumeister Floris Alkemade hatte darüber hinaus noch andere Beweggründe, die mehr mit der niederländischen Wohnungssituation im allgemeinen zu tun haben: „Ich beschäftige mich schon länger mit der Suche nach leichteren, flexibleren Formen von Wohnungsbau. Alles ist so bleischwer geworden. Früher konnten sich Familien mit nur einem Geldverdiener noch eine Wohnung leisten, heute haben selbst Doppelverdiener haushohe Hypotheken.“
A Home Away From Home sollte also mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und neue Modelle für Flüchtlingsunterkünfte liefern, die auch als Wohnideen für Geringverdiener taugen. Die beiden Wettbewerbskategorien nannten sich „inside“ und „outside“, was so viel bedeuten sollte wie Umnutzung und Neubau, denn Reichsbaumeister Alkemade hat sich auch das Thema Leerstand von Gewerberäumen auf die Fahne geschrieben. „Die Niederlande sind nicht voll, sondern stehen leer“, sagt er. Dass in der ersten Phase des Wettbewerbs nur etwa ein Drittel der insgesamt 366 Beiträge zur Kategorie „inside“ gehörte, verwundert ihn dennoch nicht. „Das war zu erwarten. Die Umnutzung eines bestehenden Gebäudes ist ziemlich schwierig, ein allgemeingültiges System dafür zu finden, ist noch schwieriger.“ In der zweiten Phase durften zwölf Teilnehmer ihre Beiträge weiter ausarbeiten, und im Juni wurden schließlich sechs Preisträger gekürt.
Bemerkenswert ist zunächst die typologische Bandbreite der Beiträge. Sie reicht von Umnutzungen im städtischen Kontext über modulare, flexible Wohneinheiten bis hin zu neuen dörf­lichen Wohngemeinschaften auf dem platten Land. Ähnlich abwechslungsreich gestaltete sich das Profil der Teilnehmer, zu denen Architekturstudenten ebenso wie renommierte Architekturbüros wie Onix oder René van Zuuk gehörten. Ein Großteil der Beiträge ist, ähnlich der Making-Heimat-Datenbank des DAM, auf der Website www.ahomeawayfromhome.nl einsehbar – wobei ein großer Unterschied zum Projekt des DAM ist, dass es hier nicht um ein Verzeichnis bestehender Lösungen, sondern um Ideen für neue, bessere Unterbringungsmöglichkeiten geht.
In den Preisträger-Entwürfen spiegelt sich die Bandbreite aller Beiträge wider. So hat die Architekturstudentin Anneloes de Koff zum Beispiel ein Einbausystem für Industriehallen aus Stahl und CNC-gefrästen Holzplatten entwickelt, das ein wenig an die bereits existierende Atelierstadt auf der NDSM-Werft in Amsterdam erinnert. Während René van Zuuk ein Dorf aus (vermutlich recht empfindlichen und aufwendigen) Kunststoffblobs vorschlägt, kommen die „Solarcabins“ von Bram Zondag und Arjan de Nooijer ohne viel Design aus: Es sind einfache Hütten mit einem Pultdach aus Solarpaneelen. Einer der Beiträge, das modulare, hölzerne Minimalhaus „Finch Buil­d­ing“ von Jurrian Knijtijzer, ist ein fertiges Produkt, das bereits eine eigene Website hat und demnächst auf den Philippinen getestet werden soll.
Bei der Beurteilung der Entwürfe musste die Jury also sehr viele Äpfel mit Birnen vergleichen. Mehrere Konzepte sollen nun als Prototypen gebaut werden und im Oktober bei der Dutch De­signweek in Eindhoven zu sehen sein. Die Initiatoren hoffen, dass danach einige tatsächlich zur Anwendung kommen – nicht unbedingt nur in den Niederlanden, sondern auch in anderen Ländern. Das Königreich Jordanien hat bereits Interesse bekundet. Ob solche kleinmaßstäblichen Konzeptentwürfe auch dauerhafte Lösungen für die niederländische Wohnungsnot liefern können, bleibt dagegen zweifelhaft.
A Home Away From Home
Wettbewerb für neuartige Lösungen für Flüchtlingsunterkünfte
Preisträger Kategorie Umnutzung „ComfortCity – The Gap“ von Anneloes de Koff und Pieter Stoutjesdijk, Delft
Preisträger Kategorie Umnutzung „Hotel – Nice to meet you!“ von Rik Tuithof & Stephan Verkuijlen, Amsterdam
Preisträger Kategorie Neubau „Evolutionary wooden buildings“ von Jurrian Knijtijzer/Finch Buildings, Amsterdam
Preisträger Kategorie Neubau „New neighbours, new yards, new harvests“ von Haiko Meijer/Onix NL, Groningen
Preisträger Kategorie Neubau „SolarCabin/Roof under the sun“ von Bram Zondag und Arjan de Nooijer, Delft
Preisträger Kategorie Neubau „Re-Settle“ von René van Zuuk, Almere
Auslober
COA – Centraal Orgaan opvang Asielzoekers in Kooperation mit dem Büro des Reichsbaumeisters
Fakten
Architekten René van Zuuk, Almere; Zondag, Bram, Delft; de Nooijer, Arjan, Delft; de Koff, Anneloes, Delft; Stoutjesdijk, Pieter, Delft
aus Bauwelt 31.2016
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