Bauwelt

Welt-Gewerbehof in Hamburg


Dalpiaz+Giannetti haben eines der größten gewerblichen Projekte der IBA Hamburg zu einem neuen Quartier für Klein- und Kleinstbetriebe entwickelt


Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin


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    Unter dem Dach liegen die modularen Werkhallen in Reihen nebeneinander.
    Foto: IBA Hamburg GmbH/Martin Kunze

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    Unter dem Dach liegen die modularen Werkhallen in Reihen nebeneinander.

    Foto: IBA Hamburg GmbH/Martin Kunze

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    Dazwischen bilden sich Werkhöfe aus, die vom Dach gegen Witterungseinflüsse geschützt sind.
    Foto: IBA Hamburg GmbH/Martin Kunze

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    Dazwischen bilden sich Werkhöfe aus, die vom Dach gegen Witterungseinflüsse geschützt sind.

    Foto: IBA Hamburg GmbH/Martin Kunze

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    Ob Kreativbüro oder Werkstatt, die Kuben lassen verschiedene Nutzungen zu.
    Foto: IBA Hamburg GmbH/Kai-Michael Dietrich

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    Ob Kreativbüro oder Werkstatt, die Kuben lassen verschiedene Nutzungen zu.

    Foto: IBA Hamburg GmbH/Kai-Michael Dietrich

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    Foto: Stark Stahlbau, Coburg

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    Foto: Stark Stahlbau, Coburg

Im Rahmen der IBA Hamburg wurde im südlichen Reiherstiegviertel, wo eine Bewohnerschaft aus über 30 Nationen zu Hause ist, eine ehemalige Arbeitersiedlung aus den 1930er Jahren modernisiert, umgebaut und durch Neubauten ergänzt. Am südlichen Rand des „Weltquartiers“ entstand auf einer Fläche von rund 6700 Quadratmetern eines der größten gewerblichen Projekte der IBA Hamburg: der Welt-Gewerbehof. Aus dem umliegenden Wohngebiet hatten sich über Jahre einzelne Gewerbetreibende hier angesiedelt. Die ungeordnete, chaotisch anmutende Gewerbefläche sollte neu strukturiert und besser in das Quartier eingebunden werden, das Weltquartier so nachhaltig gestärkt, die vorhandene kleinteilige Ökonomie erhalten und Betriebe sowie neue Nutzungen angesiedelt werden.
Im Jahr 2011 richtete die IBA Hamburg zusammen mit der Gebäudemanagement Hamburg (GMH) ein Gutachterverfahren aus, um ein innovatives und ökonomisches Konzept für den neuen Gewerbehof zu finden. Sieben Architekturbüros entwickelten Konzepte; die Hamburger dalpiaz+giannetti überzeugten mit ihrem Entwurf. In Anlehnung an den dorfähnlichen Charakter historischer Gewerbehöfe versammeln sie Hallen und Werkhöfe unter einem großen Dach. Dem acht Meter hohen, transluzenten Dach aus Polycarbonat-Platten kommen dabei gleich mehrere Funktionen zu: Es ermöglicht witterungsunabhängiges Arbeiten im Außenbereich, auf den Werkhöfen; es fasst die gesamte Anlage und verleiht ihr eine einheitliche Erscheinung; die Photovoltaik-Anlage versorgt den Gewerbehof mit Energie, und mit einem in der Dachkonstruktion integrierten Kransystem können die Raummodule in horizontaler wie vertikaler Richtung bewegt und somit der Werkhof aus-, um- und rückgebaut werden. Dank des schützenden Dachs konnten die Raummodule in einfacher Bauweise aus vorgefertigten Holzrahmenelementen errichtet werden. Sie entstanden, wie das Dach, in einem modularen Prinzip und lassen sich entsprechend der Nutzung bedarfsgerecht zusammenstellen, montieren und bei Nutzerwechsel ändern. Es sind zwei Modultypen entwickelt worden: eingeschossige Werkstätten mit Höhen von 4,1 oder 5,2 Metern sowie zweigeschossige Module für Dienstleistungen und Büronutzung. Die Fassaden sind im Erdgeschoss mit Holz verkleidet, im Obergeschoss mit Polycarbonat-Platten. Die Innenräume wurden einfach und funktional mit Estrich als Bodenbelag, Holzfaserplatten an den Wänden und Massivholzdecken gestaltet. Die verschiedenen Raummodule sind zu Clustern zusammengefasst und reihen sich unter dem Dach parallel auf. Zwischen ihnen entstehen unterschiedliche Freiräume für die Werkhöfe und die Infrastruktur. Der Freiraum wurde nach Plänen der Hamburger Landschaftsarchitekten Breimann & Bruun (heute: Bruun & Möllers) gestaltet. Grünfläche und Baumpflanzungen binden den Hof an das Wohngebiet an.
Der Welt-Gewerbehof spricht insbesondere Klein- und Kleinstbetriebe an, vorwiegend Existenzgründer und migrantische Ökonomien aus dem Stadtteil. Um keine wirtschafts- und strukturpolitischen Fehlanreize für solvente und ortsfremde Unternehmen zu schaffen, wurden für Neumieter bestimmte Bedingungen festgelegt. So müssen sie zum Beispiel einen Wohnort auf den Elbinseln haben oder erstmalige Existenzgründer sein. Der Branchenmix auf 2500 Quadratmeter Mietfläche umfasst zurzeit Handwerksbetriebe, eine Bäckerei, eine Gaststätte, ein Reinigungsunternehmen, einen Online-Versand und verschiedene Büros.
Durch die IBA-Exzellenzmittel, die Förderung aus dem Rahmenprogramm Integrierte Stadtteilentwicklung (RISE), die Unterstützung mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) konnte mit 4,40 Euro pro Quadratmeter ein günstiges Mietpreisniveau erreicht werden, Verdrängungsprozesse innerhalb des Stadtteils konnten somit unterbunden und nachhaltige Betriebsstrukturen weiterentwickelt werden.



Fakten
Architekten Dalpiaz+Giannetti, Hamburg
Adresse Weimarer Straße, Veringstraße 21107 Hamburg


aus Bauwelt 35.2016
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