Bauwelt

Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung


Studieren in der HafenCity


Text: Bartels, Olaf, Hamburg


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    Foto: Robert Gommlich

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In zentraler Lage in der Hamburger HafenCity hat das Dresdener Architekturbüro Code Unique die neue Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung errichtet. Ganz glatt verlief der Bau allerdings nicht
Die Gründung einer Universität, vor allem wenn sie sich dem Bauen und dem Städtebauen widmen soll, kommt heute in Deutschland eher selten vor. Hamburg hat sich eine solche Neugründung 2006 geleistet – könnte man meinen! Tatsächlich wurden die Fachbereiche Architektur an der Hochschule für bildende Künste, die Fachbereiche Architektur, Bauingenieurwesen und Geomatik an der Hochschule für angewandte Wissenschaften sowie der Studienschwerpunkt Städtebau/Stadtplanung an der Technischen Universität Hamburg-Harburg zur neuen „Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung“ zusammengeführt. Wie bei Unternehmensfusionen verlief dies nicht reibungslos: Früher konkurrierende Institutionen sollten nun zusammenarbeiten und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden. Die anvisierte Zahl von 1500 Studienplätzen lagen weit unter der der damals eingeschriebenen Studierenden.
Anfang 2007 wurde ein zweistufiger Architektenwettbewerb für den Universitätsneubau in der HafenCity entschieden. Das Gebäude sollte den Fusionsprozess unterstützen, aber auch die Entwicklung der HafenCity als Erweiterung der Hamburger Innenstadt fördern. Das Studentenleben versprach frischen Schwung für den neuen Stadtbereich, und die Studierenden sollten im Mittelpunkt der akuten Hamburger Stadtentwicklung von der selbigen lernen. Die HafenCity Universität (HCU) bekam dafür einen prominenten Standort: direkt an der Elbe, an der Einmündung des Magdeburger Hafens und in der Nähe des Überseequartiers.
Die Wettbewerbsauslobung stellte dann aber so hohe, vor allem ökologische Anforderungen an die Entwürfe, dass sich die Jury nicht in der Lage sah, einen ersten Preis zu vergeben. Die Zweitplatzierten, das Büro Code Unique, wurde schließlich mit der Bauplanung beauftragt. Der Entwurf der Dresdener Architekten hatte einige Vorzüge. Seine markante Form wurde der exponierten Lage des Standortes gerecht und entsprach hohen ökologischen Anforderungen, wenn auch nicht ganz denen der Auslobung. Sehr auffällig erschien die geplante Fassade, die nach Norden aus recycelten Einscheibensicherheitsgläsern in weißlicher, alabasterähnlicher Anmutung bestehen sollte. Nach Süden sollten neuentwickelte weiße Photovoltaik-Elemente an den umlaufenden Balkonbrüstungen montiert werden. Außerdem schien der Entwurf mit seinen drei Baukörpern gut für ein Public-Private-Partnership-Projekt geeignet zu sein.
Im Laufe des Verfahrens musste diese Idee allerdings wegen mangelnden Interesses der Wirtschaft aufgegeben werden. Das geplante Ensemble konnte nur zum Teil gebaut werden. Und das ganze zog sich, vom Beginn der Planungen, 2009, bis zur Fertigstellung im vergangenen Jahr, sehr lange hin, was nicht unbedingt zur Senkung der Kosten beitrug, die die Stadt Hamburg am Ende doch alleine tragen musste. Dies schlug sich auch auf die Architektur des Gebäudes nieder.
Wesentliche Teile des Entwurfs konnten aufrecht erhalten werden: Das Erdgeschoss schafft mit seinen beiden Eingängen, einen zur U-Bahnstation die den Namen der Universität trägt, und einen zum Überseequartier, einen guten Kontakt zur Öffentlichkeit. Hier liegen Hörsäle, Mensa, Café und Biblio­thek. Gäbe es nicht noch Brandschutzbelange zu klären, wäre die Halle im Erdgeschoss ein wunderbarer Ausstellungsort für die an der Universität entwickelten Ideen und Fragen an die Stadtentwicklung, die in den anliegenden Hörsälen und im Auditorium Maximum öffentlich diskutiert werden könnten. Da Ausstellungsflächen in der Wettbewerbsausschreibung aber nicht vorgesehen waren und die Architekten sie deswegen nur in geringem Maße in ihrem Entwurf unterbringen konnten, bleibt zu hoffen, dass eine Umwindung des Foyers und anderer Räume dafür gelingt. Sie sind für den Betrieb eines Architekturstudium oder des Studium von Städtebau, Stadtplanung und -entwicklung unabdingbar. Wie sollen die Studierenden sonst lernen, ihre Arbeiten zu präsentieren und öffentlich zu diskutieren?
Umgewidmet werden musste an diesem Entwurf schon Vieles. Die angenommenen 1500 Studienplätze konnte nicht gehalten werden. Heute studieren etwa 2000 Studenten an der HCU. Betreut werden sie von 200 (statt wie geplant 150) Mitarbeitern. Dafür muss etwa ein Drittel der Arbeitsräume von Studierenden jetzt in alte Lagerhallen am nahe gelegenen Hamburger Oberhafen ziehen. Schmerzlicher aber war der Verzicht auf die innovative Fassade, die einer Architekturhochschule gut angestanden hätte. Das Wärmedämmverbund­system am nördlichen Bauteil, anstelle der ESG-Recycle-Platten, und das Streckmetall an den Brüstungen des südlichen Bauteils, statt neu entwickelter Photovoltaik-Elemente, sind wirklich nicht innovativ.
Dennoch fühlen sich Lehrende, Studierende und Verwaltungsangestellte im neuen Gebäude wohl. Seine kompakte und aber aufgelockerte Grundrissstruktur, die vor allem durch die Aufteilung in zwei Bauteile erreicht wird, die Transparenz der Fassade und die vielfältigen Ausblicke und nicht zuletzt die exponierte, zentrale Lage des Hauses begeistern. Im Bezug auf die Fassade und die Berücksichtigung räumlicher Notwendigkeiten hätte man den Verantwortlichen eine glücklichere Hand gewünscht, die auch dem Renommee der Universität gut getan hätte. Jetzt wird hier statt Leistungsfähigkeit Sparsamkeit demonstriert.



Fakten
Architekten Code Unique, Dresden
Adresse Überseeallee 16, 20457 Hamburg


aus Bauwelt 29-30.2014
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