Bauwelt

Haus am Sarnersee


Das Erste Haus 2015: Preisträger


Text: Christian Scheidegger


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    Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

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    Dachkonstruktion und Stützen folgen derselben Geometrie
    Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

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    Dachkonstruktion und Stützen folgen derselben Geometrie

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    Christian Scheidegger
    Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

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    Christian Scheidegger

    Foto: Karin Gauch, Fabien Schwartz

Das kleine Ferienhaus verinnerlicht die eindrückliche Landschaft des Sarnersees, das Bergpanorama und den mit Stützmauern gesicherten und terrassierten Berghang. Eine allseitige Verglasung verläuft zwischen dem schwebenden Dach und der inneren, terrassierten Topografie, welche den offenen Raum sanft in drei Bereiche - Wohnen, Schlafen, Essen und Kochen - zoniert. Trennwände gibt es keine, sodass die Umgebung, das Wetter und das Klima omnipräsent werden. Das Zeltdach spannt einen einzigen großen Raum auf, der gleichzeitig offen und gefasst, schwer und leicht, hoch und weit ist. Die tiefe, umlaufende Traufkante des Daches führt einen neuen Horizont ein, ähnlich der ruhigen Wasseroberfläche des Sees, welcher die innere und äußere Topografie überhöht.

Das Dach ist aus vorfabrizierten Betonelementen, einem in Ortbeton gegossenen Stabwerk mit Überzügen und zwei frei stehenden Y-Stützen gebaut. Das einzige Element, welches den Boden und das Dach unmittelbar in Beziehung setzt, sind die Stützen. Ihre Vergabelung entspringt der strukturellen und geometrischen Logik der Dachkonstruktion, während der Stützenfuß Form und Ausgangspunkt für die rautenförmigen Bodenplatten ist. Die Reduktion auf grundsätzlichste, konstruktive Elemente führt zu einer räumlichen Konzentration, in der Architektur und Landschaft allgegenwärtig werden und sich zu einem organischen Ganzen verdichten.
Wie sind Sie zu dem Projekt des Wochenendhauses am Sarner See gekommen?
Mit viel Schwein
Was war Ihr erster Eindruck vom Ort, also dem Bauplatz einerseits und der Lage andererseits?
Der Ort hat zwei Gesichter: Einerseits die großartige See- und Berglandschaft, andererseits der mit Stützmauern gesicherte und terrassierte, kleinteilige Berghang. Das Unmittelbare war gleichermaßen Ausgangspunkt für den Entwurf wie das Ferne.
Wie hat sich der Entwurf im Laufe der Bearbeitung entwickelt, vor allem die Konstruktion des Daches?
Wir haben das Dach nie isoliert betrachtet, sondern immer in einem räumlichen und konstruktiven Zusammenhang mit den Stützen, dem Boden, den Stützmauern, der Verglasung. Die Auflösung der Dachfläche in ein räumliches Stabwerk aus Ortbeton und vorfabrizierten, flächigen Betonelementen war ein Schlüsselmoment. Plötzlich wurden die Stütze und das Dach eins.
Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner erlebt?
Wir arbeiten bei allen Projekten mit Mario Monotti zusammen. Die Zusammenarbeit gründet auf gegenseitigem Interesse an den jeweiligen Fragestellungen und der Offenheit gegenüber möglichen Antworten.
Und wie hat der Bauherr Ihre Planung begleitet?
Neugierig, skeptisch, freundschaftlich, engstirnig, kulant, penibel, offen, bestimmt, humorvoll gewieft, zufrieden
Was war die größte Schwierigkeit bei der Umsetzung Ihres Entwurfs?
Siehe vorangegangene Antwort!
Wie haben die Nachbarn auf das fertiggestellte Objekt reagiert?
Den Nachbarn in Sachseln, am gegenüberliegenden Seeufer, den Fischern und den Ruderern gefällt das Haus, sieht es doch aus wie die anderen Häuser.
Wenn Sie nun, nach der Realisierung Ihres ersten Projekts, aufs Studium zurückblicken, gibt es Lehrinhalte, die Ihnen in der Berufspraxis fehlen und die in die Lehre aufzunehmen Sie
Ihrer Hochschule empfehlen möchten?
Die Ausbildung habe ich nie als etwas Abgeschlossenes betrachtet. Somit gab es keine fehlenden Lehrinhalte.
Haben Sie schon Gelegenheit gefunden, die bei diesem Neubau berührten architektonischen Fragen weiter zu verfolgen? Woran arbeiten Sie gerade?
Ja. Im Tessin arbeiten wir an einem Raum, bei dem die Aussicht und der 45 Grad steile Berghang vergleichbar sind. In Bern setzen wir uns mit einer Gemeinschaft von Räumen auseinander. In Steinhausen würden wir uns gerne weiter mit dem Zusammenhang von Raumfigur, Licht und Material beschäftigen. In Zürich untersuchen wir die Beziehung großer kollektiver und kleiner privater Räume.
Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Situation für Architekten Ihrer Generation in der Schweiz?
Die jetzige Situation ist verführerisch. Überall wird viel, groß und schnell gebaut. Das Wachstum bestimmt den Takt und nicht die eigene architektonische Weiterentwicklung.



Fakten
Architekten Scheidegger, Christian, Zürich
aus Bauwelt 1-2.2015
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