Bauwelt

Luckenwalde


Kompetenz in der Bauverwaltung


Text: Hauer, Friedrich, Wien


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Welches Förderprogramm man sich auch anschaut – Luckenwalde ist fast immer mit einem Projekt dabei. Mit langfristigen Konzepten und zähem Realisierungswillen schafft es die schrumpfende Stadt, bei Neubauten und denkmalgerechten Sanierungen einen hohen Qualitätsanspruch zu halten.
Als Industriezentrum mit bedeutenden Unternehmern und einer gut organisierten Arbeiterschaft kann Luckenwalde auf eine lange Geschichte zurückblicken. Zwischen 1919 und 1933 entstanden zahlreiche neue Gebäude und Ensembles, die noch heute das Stadtbild prägen. Dazu gehören Bauten lokaler Architekten, aber auch solche späterer Berühmtheiten: die Wohnsiedlung Upstallweg und die Hutfabrik Steinberg-Hermann von Erich Mendelsohn, der Waldfriedhof und die Wohnsiedlungen „Am Anger“ und „Auf dem Sande“ von Richard Neutra und das Stadtbad von Hans Hertlein.
Dieses Erbes ist man sich in den 90ern wieder bewusst geworden und hat damit begonnen, umfangreiche denkmalgerechte Sanierungen vorzunehmen. Zusammen mit diversen Neubauten zeugen diese von einem hohen Qualitätsanspruch. Zum Teil konnte dabei sogar auf ambitionierte Entwicklungsplanungen aus der Weimarer Zeit zurückgegriffen werden. Der im Jahr 2005 fertiggestellte innenstadtnahe Grünzug „Nuthepark“ (Planung: Atelier Loidl) verbindet Grün- und Brachflächen zu einem Freiraum, der das Stadtzentrum aufwertet. Die Kindertagesstätte „Burg“ entstand 2012 im Rahmen des ministeriellen Forschungsprojekts „Experimenteller Wohnungs- und Städtebaubau“ (EXWoST). Der Plattenbau aus den 70ern wurde nicht nur energetisch saniert, er erhielt auch neue räumliche Qualitäten in Form eines Indoor-Spielplatzes unter einem überdachten Atrium (Planung: Martin Wollensak mit Architekturbüro Holtz Gostomzyk).
Das Stadtentwicklungskonzept 2030 wird derzeit überarbeitet, die nächsten Schlüsselvorhaben befinden sich bereits in der Vorbereitung. Dazu zählen die Umsetzung des Siegerprojekts im Gebiet „Burg“ (Europan 8) und die Übersiedlung der städtischen Feuerwehr in das Bahnhofsumfeld. Wichtigstes Ziel bleibt aber die Aufwertung der Innenstadt. Hier ist die Sanierung der denkmalgeschützten Fußgängerzone aus DDR-Zeiten ein Projekt, das seit 2004 unter intensiver Beteiligung der Bürger diskutiert und weiterentwickelt wird.
Architektur- und Baukulturvermittlung spielt in Luckenwalde eine große Rolle. Die Verantwortlichen halten die Bevölkerung regelmäßig mit Ausstellungen auf dem Laufenden und laden sie zur Beteiligung an den Planungsprozessen ein. Unter dem Motto „Luckenwalde zeigt sich“ und „Luckenwalde stellt sich“ finden seit dem Jahr 2000 im Zweijahresrhythmus umfangreiche Ausstellungen zur Stadtentwicklung statt. Überdies arbeitet die Stadt eng mit Hochschulen zusammen. Oft stößt bereits die „Feldforschung“ der Studierenden vor Ort bei der Bevölkerung auf reges Interesse. Die daraus resultierenden Ausstellungen und offenen Diskussionsveranstaltungen geben so manchen Denkanstoß. 
Luckenwalde gehört zu den „schrumpfenden“ Städten. Das Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ (Laufzeit: 2002–2013, Volumen: ca. 20 Millionen Euro) half bei der Stärkung des Zentrums und der Aufwertung entwicklungs­fähiger Quartiere. Innerhalb des Programms „Stadtumbau Luckenwalde 2020“ werden zudem baufällige, nicht mehr marktgängige Altbauten ohne bauhistorischen Wert abgerissen. Die Zwischennutzung von Altbauten soll zukünftige Potenziale erschließen.
Für eine Stadt dieser Größe verfügt Luckenwalde über große professionelle Kompetenzen im Bereich Planung und Projektsteuerung. Im Stadtplanungsamt arbeiten derzeit sieben Personen „aus Ost und West“, die bei den meisten Projekten auch maßgebliche Steuerungsfunktionen innehaben. Für das umfangreiche EU-Programm „URBAN II“ (Laufzeit: 2000–2008, Volumen: ca. 20,3 Millionen Euro) wurde eine eigene Stabsstelle für die Koordination aller Vorhaben gebildet, auch um eine adäquate Nachbetreuung der Projekte zu gewährleisten. 
Der Stadt ist es gelungen, sich in nahezu alle Förder- und Forschungsprogramme von Landes-, Bundes- oder EU-Seite einzuklinken, ohne die viele Projekte nicht hätten realisiert werden können; derzeit nimmt sie an sechzehn unterschiedlichen Förderprogrammen teil. Da­bei kommt es Luckenwalde zugute, dass aufgrund des ausgeglichenen Stadtbudgets Projekte auch über kommunale Mittel kofinanziert werden können.



Fakten
Architekten Atelier Loidl, Berlin/Solingen; ARGE raumbewegung und ff-architekten, Berlin; Wollensack, Martin, Wismar; Holtz Gostomzyk Architekten, Berlin; Mendelsohn, Erich (1887-1953); Neutra, Richard (1892-1970); Hertlein, Hans (1881-1963)
Adresse Luckenwalde


aus Bauwelt 24.2013
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