Bauwelt

Das Findelhaus in Florenz


Das Waisenhaus in Florenz entstand 1419 und kann auf eine lange Geschichte zurück­blicken. Nun wurden einige größere Eingriffe erforderlich, um im Verborgenen neue Nutzungen möglich zu machen


Text: Redecke, Sebastian, Berlin


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    An der Piazza Santissima Annunziata fallen die zwei neu eingefügten Tore ins Auge, ...
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    An der Piazza Santissima Annunziata fallen die zwei neu eingefügten Tore ins Auge, ...

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    ... die sich bei Öffnung des Museums nach oben schieben und zusammenklappen.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    ... die sich bei Öffnung des Museums nach oben schieben und zusammenklappen.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Steinta­feln mit der Darstellung von Findel­kindern in der Ausstellung. Foto: Sebastian Re­decke

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    Steinta­feln mit der Darstellung von Findel­kindern in der Ausstellung.

    Foto: Sebastian Re­decke

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    Zweites Tor mit dem Zugang in weitere Einrichtungen im Gebäude. Das neue, weiß lackierte Treppenhaus aus Stahl.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Zweites Tor mit dem Zugang in weitere Einrichtungen im Gebäude. Das neue, weiß lackierte Treppenhaus aus Stahl.

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    Die Geschichte des Findelhauses wird von den An­fängen an im Gewölbekeller ausgestellt.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die Geschichte des Findelhauses wird von den An­fängen an im Gewölbekeller ausgestellt.

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    Links der Eingangsbereich. Die Räume wurden mit Betonestrich, vorgesetzten Wandscheiben und Lichtbändern gestaltet. Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Links der Eingangsbereich. Die Räume wurden mit Betonestrich, vorgesetzten Wandscheiben und Lichtbändern gestaltet.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Im runden Birkenholz-Möbel ist jedem exempla­risch ausgewählten Kind eine Schublade mit per­sönlichen Dingen aus dem Archiv gewidmet.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Im runden Birkenholz-Möbel ist jedem exempla­risch ausgewählten Kind eine Schublade mit per­sönlichen Dingen aus dem Archiv gewidmet.

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    Die Original-Tondi aus Terracotta von Andrea della Robbia mit der Darstellung kleiner Wickelkinder.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die Original-Tondi aus Terracotta von Andrea della Robbia mit der Darstellung kleiner Wickelkinder.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die kleine Pinakothek befindet sich oberhalb der Log­gia von Brunelleschi.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die kleine Pinakothek befindet sich oberhalb der Log­gia von Brunelleschi.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die Architekten bauten klapp­bare Wandelemente ein, die mehr Fläche bieten und eine gewisse Flexibilität bei der Hängung zulassen.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die Architekten bauten klapp­bare Wandelemente ein, die mehr Fläche bieten und eine gewisse Flexibilität bei der Hängung zulassen.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Das Hauptwerk von Domenico Ghirlandaio: Die Anbetung der Könige von 1488.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Das Hauptwerk von Domenico Ghirlandaio: Die Anbetung der Könige von 1488.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Auch in einem sehr kleinen Innenhof zwischen Unter- und Erdgeschoss wurde eine neue Treppe eingepasst.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Auch in einem sehr kleinen Innenhof zwischen Unter- und Erdgeschoss wurde eine neue Treppe eingepasst.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Der Besucher erreicht nach der Ausstellung über diese Treppe den großen Hof.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Der Besucher erreicht nach der Ausstellung über diese Treppe den großen Hof.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    In der Dachloggia des erhöhten Querflügels befindet sich heute das Museumscafé.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    In der Dachloggia des erhöhten Querflügels befindet sich heute das Museumscafé.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Foto von 1900 mit dem Trockenraum unter dem Dach.
    Foto: Giacomo Brogi, Archivio storico dell’Istituto degli Innocenti di Firenze

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    Foto von 1900 mit dem Trockenraum unter dem Dach.

    Foto: Giacomo Brogi, Archivio storico dell’Istituto degli Innocenti di Firenze

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    Die Glaswände las­sen sich komplett öffnen.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Die Glaswände las­sen sich komplett öffnen.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Blick auf die Domkuppel und den kleineren Innenhof.
    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

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    Blick auf die Domkuppel und den kleineren Innenhof.

    Foto: Benedetta Gori, Pietro Savorelli, Damiano Verdiani

Das Florentiner Findelhaus gehört zu den wichtigsten Bauten der Frührenaissance in Italien, errichtet von Filippo Brunelleschi ab dem Jahr 1419. Es bildet mit der sogenannten „Loggiato Brunelleschiano“ einen großzügigen, in den Proportionen eindrucksvollen Raum zur Piazza Santissima Annunziata. Die Loggia fand später an dem nahezu rechteckigen Platz eine Entsprechung auf der gegenüber liegenden Seite.
Die Besonderheit dieses langgezogenen Bauwerks zeigt sich vor allem in der Ordnung der Bogenreihe und der fein gegliederten Wand mit deutlich gegeneinander abgesetzten Teilen von formaler Klarheit. Der Architekt entschied sich für schlanke Säulen mit korinthischen Kapitellen, damals ein völlig neuer architektonischer Ausdruck zwischen den massiven mittelalterlichen Gebäuden von Florenz. Heinrich Klotz schrieb in seiner Habilitationsschrift zum Werk Brunelles­chis: „Das Verhältnis der Architektur zum Menschen hatte sich mit Brunelleschis Portikus­kolonnade verändert, weil die Säulen wieder auf gleichem Boden standen wie der Mensch selbst. Die Plinthe ist gerade so hoch wie ein Schuh.“ In der Folge veränderte sich jedoch der Bau außen wie innen und verlor daher ein wenig seine viel gepriesene kompositorische Deutlichkeit. Dennoch bleiben viele Elemente der für die Zeit mu­tigen Baugedanken gut ablesbar.
Die außergewöhnliche Geschichte des Findelhauses mit medizinscher Versorgung (Ospeda­-le degli Innocenti) gilt es natürlich auch hervorzuheben. Von Beginn an wurde die nicht kirchliche Einrichtung von der Florentiner Seidenmacherzunft finanziert. Die Säuglinge wurden abgegeben, auch anonym über eine kleine Drehtür an einer der Stirnseiten der Loggia. Seit 1445 sind alle Kinder in Listen mit genauen Angaben vermerkt, die im Archiv des Findelhauses aufbewahrt werden. So können über Jahrhunderte hinweg die einzelnen Schicksale aber auch die stetige Weiterentwicklung des Hauses verfolgt werden. Die Bedeutung der Einrichtung für die Stadt zeigt sich an der Fassade mit den schmückenden Tondi in den Zwickelflächen zwischen den Bögen mit Terracottadarstellungen gewickelter Kinder von Andrea della Robbia. Auch heute noch hat das Gebäude eine Mission. So befin­den sich im hinteren Teil ein Kindergarten, das Istituto degli Innocenti, ein wissenschaftliches Zentrum der Kinderpädagogik sowie eine Außenstelle von UNICEF Italien. Auch die Räume des Archivs sind weiter im Findelhaus, dessen eigentliche Aufgabe 1875 endete.

Eingang in den Keller

Das Istituto degli Innocenti und die Stadt Florenz entschieden sich vor zehn Jahren, die außergewöhnliche Geschichte des weltweit einmaligen, über 500 Jahre lückenlos dokumentierten Findelhauses mit Ausstellungsstücken des Archivs in einem Museum zu zeigen und gleichzeitig das Gebäude räumlich neu zu organisieren. Für das Vorhaben wurde ein Wettbewerb ausgelobt, den 2008 die Florentiner Architekten Ipostudio gewannen. Die Aufgabe war aufgrund der verschiedenen Nutzungen in unterschiedlichen, sukzes­-siv entstandenen Gebäudeteilen extrem komplex. Besonders problematisch war der Wunsch nach einem neuen Eingang seitlich der offenen Bogenreihe. Die Architekten fügten zwei Tore aus poliertem Messing ein, die nach ihrer Meinung der Bedeutung des Bauwerks für die Stadt, aber auch der Neuerungen hinter den Mauern gerecht werden. Der Eingriff ist brisant. Angeblich soll die Denkmalpflege das Vorhaben nicht richtig verstanden und daher grünes Licht gegeben haben. Der rechte Eingang befindet sich allerdings in einer Erweiterung des Gebäudes von 1843 und gehört somit nicht zur ursprünglichen Komposition der Fassade von Brunelleschi. Zunächst nimmt man die zwei Eingänge auf dem großen Platz kaum wahr, doch dann, beim Herantreten, werden sie immer bedeutungsvoller und versprechen ein kostbares Inneres. Bei Öffnung des Museums um 10 Uhr schieben sie sich langsam nach oben und bilden geklappt ein kleines Vordach. Das linke Tor zum Museum fährt gleichzeitig als kastenförmiger Vorbau ein Stück vor. Der rechte Eingang ist anderen Einrichtungen im Gebäude vorbehalten. Vor diesem Eingang wur­-de auf knappem Raum schräg zum Podium der Bogenreihe die Zugangsrampe errichtet. Durch die barrierefreie Erschließung ergaben sich die größten Umbaumaßnahmen der Architekten unmittelbar hinter den zwei Toren.
Der neue Museumseingang führte früher in den Gewölbekeller mit dem Lager. Hinter diesem Eingang wurde das Gebäude abgefangen, um Raum zu schaffen für ein ausreichend großes Entree und den Übergang zu einem Treppenhaus aus dem 17. Jahrhundert. In diesem mit dunkelgrauem Stein aus Matraia ausgestalteten Entree öffnen sich schmale Fenster zur angrenzenden Loggia und zum kleinen Hof. Eine gebogene Deckenschale leitet den Besucher hinunter ins Untergeschoss, das die eigentliche Ausstellung zur Geschichte des Findelhauses aufnimmt. Die flachen Gewölbe wurden saniert und den Mau­-ern für die Exponate Wandscheiben vorgesetzt. Grau und Schwarz dominieren, vor allem der gut ausgeführte Betonestrich des Bodens und die angenehme, für die fensterlosen Räume wichtige Lichtinszenierung heben sich hervor. Hin-ter dem zweiten Tor wurde ein neues Treppenhaus zurückhaltend, aber mit eigener Handschrift als räumliche, stählern weiße Komposition mit geschlossenen Brüstungsscheiben eingefügt.

Pinakothek mit Klappwänden

Der Rundgang im Gewölbekeller beginnt mit der „Fabbrica Brunelleschiana“, eine anschauliche Multimedia-Ausstellung zur Entstehungsgeschichte des Findelhauses in ihren vielen Etappen. Es folgen verschiedene Exponate zur Geschichte mit den teilweise bewegenden Schicksalen der Kinder, bei denen auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge im Laufe der Jahrhunderte vor Augen geführt werden. Im hinteren Bereich der Ausstellung erreicht der Besucher einen runden Holzeinbau mit Schubladen. Jede dieser Schubladen gehört zu einem Kind, das aus dem Archiv ausgewählt wurde. Beim Herausziehen können bestimmte persönliche Dinge dieser Kinder angeschaut werden. Damit ihre Herkunft trotz der Anonymität bekannt bleibt, zerteilte man damals eine Münze, ein Stoffstück oder einen Knopf in zwei Teile. Ein Teil gehörte zum Kind, das
an­de­re der Mutter. So blieb auch ohne Name die Zugehörigkeit bewiesen. Weitere Räume sind noch verwaist und sollen bald temporären Ausstellungen dienen.
Über eine Treppe gelangt man zurück ins Erdgeschoss und über die Höfe in den Museumsshop. Im Obergeschoss befindet sich oberhalb der Loggia die kleine Pinakothek mit Gemälden, die bisher eher bescheiden ausgestellt waren oder im Archiv lagerten. Der schmale Saal erhielt auf der Längsseite drehbare Wandelemente, die mehr Platz bieten und eine gewisse Flexibilität bei der Hängung ermöglichen. Am Ende der Achse ist separat das berühmte Gemälde „Anbetung der Könige“ von Domenico Ghirlandaio zu sehen. Es folgt seitlich noch ein weiterer Raum, in dem früher die Ammen vom Findelhaus von oben den Gottesdienst in der Kirche mitverfolgen konnten.
Das Treppenhaus endet im Dachgeschoss. In der Loggia vom erhöhten Querflügel, in der früher Kinder spielten und Wäsche getrocknet wurde, befindet sich das Museumscafé mit großzügigen mobilen Glaswänden, ein wunderbarer Raum mit neuem Holzboden und neuer, leicht wirkender Kassettendecke. Der Besucher blickt auf die Dachlandschaft, die Domkuppel und die Hügellandschaft der Umgebung.



Fakten
Architekten Ipostudio, Carlo Terpolilli, Florenz
Adresse Piazza della Santissima Annunziata, 12, 50121 Firenze, Italien


aus Bauwelt 8.2017
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