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Warum es so schwierig ist, bei Carlo Mollino nicht über Sex und Geld zu sprechen

Ein Abend für den Turiner Architekten

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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Carlo Mollino, circa 1950

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Carlo Mollino, circa 1950


Warum es so schwierig ist, bei Carlo Mollino nicht über Sex und Geld zu sprechen

Ein Abend für den Turiner Architekten

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Der Mann, dessen schönstes Porträt aus dem Cockpit einer rot gestrichenen Doppelzigarre stammt, einem von ihm entworfenen Rennwagen-Phallus mit zwei aneinandergekoppelten Schäften, sollte in München rehabilitiert werden.
Weg vom Sex, weg von den Boudeoir-Bildern, die Carlo Mollino mit ständig wechselnden Frauen in seinen Turiner Appartments aufgenommen hatte. Das Problem Mollinos, so die Debatte zwischen Chris Dercon und Wilfried Kühn, ist heute weniger, dass er wegen seiner erotischen Neben­beschäftigungen nicht als herausragender Architekt anerkannt wird. Das Problem liegt darin, dass der globale Kunstmarkt sich seit Jahren auf die organisch geformten Möbelunikate geworfen hat, während die wenigen erhaltenen Bauten unter den Tisch fallen. Jüngst wurden mehrere Millionen Euro für einen solchen Tisch gezahlt. Fulvio Ferrari, der Leiter des kleinen Mollino-Museums in Turin, wusste Erstaunliches zu berichten. Der Architekt habe sich die von ihm entworfenen Gegenstände so genau vorgestellt, dass er sie in seinem Kopf – eine CAD-Simulation avant la lettre – ständig drehte und wendete, bevor er sie zu Papier brachte. Armin Linke, der Künstler-Fotograf, der das Œuvre von Mollino für die Ausstellung in eindrucksvollen Bildern dokumentiert hat, saß mit auf dem Podium. Er manipulierte sein MacBook so, dass Carlo Mollino als rasender Skifahrer in immer neuen Posen auf das Publikum herabstürzte. Mollino hätte das gefallen. Wo aber war dieses Münchner Publikum?, fragte sich der aus Berlin angereiste Kritiker.
Fakten
Architekten Mollino, Carlo, (1905-1973)
aus Bauwelt 37.2011
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