Bauwelt

Wann beginnt die Zukunft?

Ideen für das Areal des Südbahnhofs in Nürnberg

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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Das Gelände des ehemaligen Nürnberger Südbahnhofs.
Abb.: Auslober

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Das Gelände des ehemaligen Nürnberger Südbahnhofs.

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1.Preis: Team 7
Abb.: Auslober

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1.Preis: Team 7

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2. Preis: Team 2
Abb.: Auslober

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2. Preis: Team 2

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Wann beginnt die Zukunft?

Ideen für das Areal des Südbahnhofs in Nürnberg

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Das Gelände des Nürnberger Südbahnhofs steht zur Disposition. In einem interdisziplinären Wettbewerb haben Studenten zweier Hochschulen Ideen für seine Zukunft entwickelt. Und dabei vor allem geübt, was bei den Profis nicht immer gut funktioniert.
Viel Raum, wenig Bedarf – das ist heute die Situation in Nürnberg. Mit dem Quelle-Gelände (Bauwelt 1–2.2012) sind vor drei Jahren allein 253.000 Qua­dratmeter Fläche frei geworden. Auch der ehemalige Nürnberger Südbahnhof wird nicht mehr gebraucht. Das 95 Hektar große Areal liegt südlich des Innenstadtgürtels, abgeschnitten durch Schnellstraße und Gleisanlagen, aber auch gut angebunden an Autobahn und ÖPNV. Die Messe ist nebenan, ebenso das Naherholungsgebiet Dutzendteich. Wo früher Züge hielten, soll bald ein neuer Stadtteil entstehen. Eine Nutzungsstudie von Albert Speer schlägt zu je einem Drittel Wohnen, Grünflächen und Gewerbe vor. Doch noch ist nichts entschieden; ein städtebaulicher Wettbewerb ist in Vorbereitung.
Diese Situation haben die beiden ansässigen Hochschulen, die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg und die Georg-Simon-Ohm-Hochschule für angewandte Wissenschaften in Nürnberg sowie der Verband beratender Ingenieure (VBI) als Auslober zum Anlass für einen Studentenwett­bewerb genommen, an dem mehrere Studiengänge beteiligt sind. Sein Titel, Stadt der Zukunft 2050, fordert heraus.
Wenn wir heute für das Jahr 2050 entwerfen, ist das in etwa vergleichbar mit der Zeit, als in den frühen 70er Jahren Bilder der Stadt 2012 entstanden. Doch ist dieser weite Vorausblick überhaupt noch zeitgemäß? Und warum sehen die meisten der sieben eingereichten Entwürfe so aus, als müssten sie morgen in die Bauleitplanung gehen?
Man kann die 13-köpfige Jury unter Vorsitz von Thomas Jocher, der auch die Autorin angehörte, dafür kritisieren, dass sie einen Entwurf zum Sieger gekürt hat, der sich „gut einfügt in die Umgebung“, vielfältige Typologien anbietet, privates Grün vorhält, alles energieoptimiert versorgt und ökologisch verkehrstechnisch anbindet. Dass sie weniger das radikale visionäre Denken, das ja gerade von Universitäten gefördert werden sollte, belobigt hat, sondern einen gut durchgearbeiteten, in Abschnitten realisierbaren Plan, wie er heute bei professionellen Wettbewerben in den meisten Städten gefordert ist. Kurz: Man kann diesem Wettbewerb und seinem Ergebnis eine Diskrepanz zwischen Titel, Lösungsvorschlag und Bewertung bescheinigen.

Logistischer Aufwand
Diese Kritik aber greift zu kurz. Die Auslober haben den Mut gehabt, sich auf die Komplexität der Aufgabe wirklich einzulassen. Zwei Hochschulen, fünf Studiengänge, 54 Teilnehmer, sieben Projekte und eine Aufgabe wie bei einem großen städtebaulichen Wettbewerb – das ist eine logistische und arbeits­intensive Herausforderung, die viele Hochschulen, Professoren und auch Studenten anderswo häufig scheuen. In Nürnberg haben die angehenden Geographen, Sozialwissenschaftler, Architekten, Bauingenieure, Maschinenbauer und Versorgungstechniker erfahren, welches Potenzial im fächerübergreifenden Arbeiten steckt. Auch wenn die Soziologen sicher in erster Linie über die künftige Art des Zusammenlebens nachgedacht und Nürnbergs Bevölkerungsprognose analysiert haben; wenn die Verkehrsplaner eher Trassen gelegt, die Versorgungstechniker den Energieverbrauch optimiert haben und die Architekten für funktionale und grüne Räume verantwortlich waren. Sie alle haben die wichtigsten Voraussetzungen für jede Stadt der Zukunft gelernt: dass Stadtplanung keine Aufgabe allein von Stadtplanern sein darf, dass man nie früh genug anfangen kann, andere Disziplinen einzubinden und sich über Areale, noch ohne wirtschaftlichen Druck, Gedanken zu machen.

1. Preis Team 7: Matthias Gruber, Jennifer Dachs (Architektur), Florian Drechsler (Bauingenieurwesen), Matthias Plennert (Geographie), Alexander Schmelzer, Andreas Harwart (Versorgungstechnik) Franziska Großhauser, Manuela Stocker (Soziale Arbeit)
2. Preis Team 2: Martina Lenk, Rosa Sedlmeier (Arch), Benedikt Kopera (Geo), Dimitrina Kraycheva, Stefan Süss (Soz), Anna But, Florian Steigerwald (Vs)
3. Preis Team 6: Katharina Bringmann, Nina Schreyer (Arch), Moritz Bießmann (Bi), Juliane Kühn (Geo), Mona Kuch, Sonja Möller (Soz),
Jürgen Mauerer, Christian Meyer (Vs) 
Anerkennungen Team 1: Susanne Heinrich, Ruth Wassermann (Arch), Benjamin Stammberger (Bi), Larissa Favery (Geo), Beate Bindemann, Katrin Stadler (Sw), Steffen Arweiler, Thomas Wiessmann (Vs)
Team 3: Sara Sánchez de la Cruz, Carla Viejo Ca­sas (Arch), Lorenz Ernst Hartung (Bi), Cosima Werner (Geo), Johanna Maria Fenzl, Verena Tessmann (Sw), Michael Heber, Sebastian Weber (Vs)
Team 4: Marcel Neberich, Thomas Berghofer (Arch), Arzu Degirmenci (Bi), Claudia Jenkel (Geo), Christian List, Philipp Bosch (Sw), Benjamin Greis, Elias Aschemann (Vs)  Team 5: Eva Meier, Verena Lieb (Arch), Eva Kaisinger (Geo), Lisa Nickel, Patrick Baumgartner (Vs), Stefanie Fraas, Anton Streck (Soz)
Fakten
Architekten Team 7: Matthias Gruber, Jennifer Dachs (Architektur), Florian Drechsler (Bauingenieurwesen), Matthias Plennert (Geographie), Alexander Schmelzer, Andreas Harwart (Versorgungstechnik) Franziska Großhauser, Manuela Stocker (Soziale Arbeit);Team 2: Martina Lenk, Rosa Sedlmeier (Arch), Benedikt Kopera (Geo), Dimitrina Kraycheva, Stefan Süss (Soz), Anna But, Florian Steigerwald (Vs); Team 6: Katharina Bringmann, Nina Schreyer (Arch), Moritz Bießmann (Bi), Juliane Kühn (Geo), Mona Kuch, Sonja Möller (Soz), Jürgen Mauerer, Christian Meyer (Vs);Team 1: Susanne Heinrich, Ruth Wassermann (Arch), Benjamin Stammberger (Bi), Larissa Favery (Geo), Beate Bindemann, Katrin Stadler (Sw), Steffen Arweiler, Thomas Wiessmann (Vs); Team 3: Sara Sánchez de la Cruz, Carla Viejo Ca­sas (Arch), Lorenz Ernst Hartung (Bi), Cosima Werner (Geo), Johanna Maria Fenzl, Verena Tessmann (Sw), Michael Heber, Sebastian Weber (Vs); Team 4: Marcel Neberich, Thomas Berghofer (Arch), Arzu Degirmenci (Bi), Claudia Jenkel (Geo), Christian List, Philipp Bosch (Sw), Benjamin Greis, Elias Aschemann (Vs); Team 5: Eva Meier, Verena Lieb (Arch), Eva Kaisinger (Geo), Lisa Nickel, Patrick Baumgartner (Vs), Stefanie Fraas, Anton Streck (Soz)
aus Bauwelt 38.2012
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