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Eine Reise nach Neapel

Text: Ursprung, Philip, Zürich; Romito, Lorenzo; Neapel

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Notes from Underground

Eine Reise nach Neapel

Text: Ursprung, Philip, Zürich; Romito, Lorenzo; Neapel

Eine lebendige Skulptur, die den Autoverkehr zum Erliegen brachte, die beobachtete und beobachtet wurde
Notes from Underground: Eine Reise nach Neapel

Einmal pro Semester mache ich mit den Architekturstudierenden der ETH Zürich eine Seminarwoche. Wir unterbrechen die Routine des Studiums und fahren weg, angezogen von dem, was wir nicht wissen, und neugierig auf das, was wir nicht kennen. Im Oktober 2012 führte uns die Reise in die Gegend von Neapel. Unsere Gefährten waren die Fotografie-Studierenden von Armin Linke und Michael Clegg der HfG Karlsruhe. Wie unsere aristokratischen Vorfahren, die um 1800 auf ihrer Grand Tour Napoli als Höhepunkt und schönsten Ort der Welt aufsuchten, folgten auch wir einem Cicerone, einem kundigen Reiseführer – in Gestalt des römischen Künstlerkollektivs Stalker. Die Reise führte vom Krater des Vesuvs über die einst blühenden Landschaften der Küste bis nach Neapel, vom Terrain vague zerfallener Fabriken über die Ausgrabungen von Pompeji, den barocken Palästen Neapels bis zur Werft-Kooperative, welche im privatisierten Containerhafen zu überleben versucht. Meistens waren wir zu Fuß unterwegs in einer Gruppe von über sechzig Personen, eine lebendige Skulptur, die den Autoverkehr zum Erliegen brachte, die beobachtete und beobachtet wurde.

Wie lässt sich der ökonomische Druck, der auf einer Gegend lastet, der die Mittelschicht prekarisiert und kriminalisiert und ihrer Jugend die Zukunft nimmt, ins Bild fassen? Lässt sich die Präsenz des Verbrechens wahrnehmen in einer Stadt, die wie jedes Jahr die »Heilige Maria des Schnees« in einer Prozession feiert und Konfetti auf die Schutzheilige regnen lässt? Wie lässt sich die Position der Betrachter aus dem reichen Norden ins Spiel bringen, die Bilder des Elends und der atemberaubenden Schönheit nicht nur mitnehmen, sondern auch zurücklassen möchten? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Tourismus, Journalismus, Kunst, Forschung, Aktivismus, Politik und Historiographie? Was können wir von den durch die Camorra kontrollierten Vororten Napolis lernen – so wie einst Robert Venturi und Denise Scott mit ihren Studierenden vom deregulierten Kapitalismus in Las Vegas? Wie gehen wir um mit Aldo Loris Rossis Meisterwerk an metabolistischer Architektur, einem verlassenen Hafenarbeitergebäude aus der Boomzeit der 1960er Jahre, das durch die Automatisierung des Containerhafens obsolet geworden ist? Und wie können wir zum Kunstwerk Stalker unseren Beitrag leisten, zur Arbeit am Kommunen und zur Fortsetzung eines interventionistischen Projektes, das in den frühen 1990er Jahren wurzelt?   

Die Methode, die wir auf der Seminarwoche anwenden, ist schwer zu definieren. Der Theoretiker Hans Ulrich Gumbrecht nannte sie einmal »deiktisch«, also ein Verfahren des Aufzeigens, welches ohne a priori arbeitet und sich keinem Geschichtsbild unterwirft. Ich selber nenne sie »performativ«, im Sinne einer wissenschaftlichen Untersuchung, die die Motivation und Situation der Akteure reflektiert und Beobachtung und Handlung untrennbar verbindet und auf den Gegenstand der Forschung einwirken will. Die Resultate sind mannigfaltig. Sie schlagen sich nieder in den Entwürfen der Architekten, in ihren Gedanken zur Landschaft und zur historischen Dimension. Sie sind latent vorhanden in den Erinnerungen und ungelösten Fragen aller Teilnehmer. Und sie sind greifbar in Gestalt der Fotografien der Studierenden. Es sind Dokumente dessen, was wir gemeinsam gesehen haben, und Anlass für das, was alle, auch diejenigen, die nicht dabei waren, imaginieren können.


Augenblicke und Jahrtausende

Wir empfangen unsere Gäste am Flughafen Capodichino, Neapel. In einem Mietbus fahren wir direkt zum Vesuv, von dem aus wir einen Gesamtblick über den Weg haben, den wir in drei Tagen zu Fuß zurücklegen wollen. Von Portici nach Pompeji, entlang am Ufer des Golfes von Neapel, an den Abhängen des sanftesten und beunruhigendsten Vulkans in Europa. Ein Blick, nicht nur von oben auf die Umgebung, sondern auch in den Krater hinein, führt uns unmittelbar die psychologische und zeitliche Situation der Menschen und der Landschaft vor Augen, die seit Jahrtausenden mit diesem Damoklesschwert über ihrem Haupt leben. Augenblicke und Jahrtausende, von der antiken Landschaft der Unbeständigkeit zum heutigen »Prekariat«, das ist der Name, den wir diesem neuen Abenteuer der Stalker Walking School gegeben haben, dieses Mal mit Dozenten und Studenten der ETH Zürich und der HfG Karlsruhe in Zusammenarbeit mit Sudlab, einer unternehmungslustigen gemeinnützigen Einrichtung für Kulturförderung mit Sitz in Portici. Wir werden die Umgebung untersuchen, ausgehend von den Aspekten der Zeiträume, den langen der jahrtausende alten Geschichte, aber auch den eklatanten und katastrophalen Momenten einer mehrfach eingetroffenen und immer möglichen Plinianischen Eruption des Vesuvs. Eine außergewöhnliche zeitliche Bedingung, die die Landschaft und ihre Bewohner bestimmt.

Dies ist die zweite Odyssee am Golf. Die erste war eine Zweitageswanderung mit mehr als hundert Teilnehmern durch die Stadt Neapel, von der Sanità hinaus nach Bagnoli,
auf den Spuren dieser komplexen Beziehung zwischen Stadt und Land, die Neapel geprägt hat, bevor die zügellose Bauspekulation der Nachkriegszeit einsetzte.

Diese zweite Odyssee von Portici nach Pompeji wird nicht den Charakter einer Wiederaneignung von Orten haben, die von militanten Bürgern verneint und vergessen wurden, sondern auf einer antiken, wenn auch aufgegebenen Strecke verlaufen, die im 18. und 19. Jahrhundert zu einer der langen Etappen gehörte, die – ebenso wie für unsere schweizerischen und deutschen Freunde von heute – unverzichtbar war für die vielen europäischen Künstler und Intellektuellen auf ihrer Gran Tour durch Italien. Die Absicht ist aber, ein verleugnetes Raum-Zeit-Erlebnis wiederzuerlangen: das der Dauer, der Kontinuität und des Zugangs, quer durch die Widersprüche, die Grenzen und die Konflikte einer maroden, aber unbeugsamen Landschaft, die erst von der Modernität, dann von der heutigen Situation nur Gewalt, Traumata, Unbeständigkeit und Verletzungen erlitten hat. Wir werden eine Rekomposition versuchen, versuchen, Räume und Zeiten, die sich voneinander abgesondert, ja verdrängt haben, zu bündeln, indem wir uns am Rande der Legalität einen Weg zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren eröffnen. Wir realisieren diese Wanderungen durch die Randzonen und die Widersprüchlichkeiten der heutigen Landschaft, weil wir glauben, das Durchdringen mit Personen unterschiedlicher Kulturen und Kompetenzen, das Anknüpfen von Tischbeziehungen mit den Einwohnern, das Hinschauen dort, wo es eigentlich nicht gestattet ist oder für uninteressant gehalten wird – all das ist eine Quelle des bewussten Erfassens eines Territoriums und der Schlüssel für den Zugang zu einer Realitätsebene, einer menschlichen Beziehung, die sehr oft unerreichbar bleibt für Besucher, die auf ausgewählte Bahnen gelenkt werden, die zwar sicher sind, aber auch banal für den Kulturtourismus. Eine Praxis, die eine einzigartige ethische und ästhetische Erfahrung herstellt, eine Art, Reise als Erfahrung von Bewusstsein zu erleben. Eine gute Gelegenheit, aber auch eine große Verantwortung gegenüber einer Landschaft, die leidet.

Philip Ursprung, der immer bereit ist, eine gerade gelebte Erfahrung in intellektuelle Betrachtung zu übersetzen, macht uns freundlicherweise darauf aufmerksam, dass einige Studenten sich beobachtet fühlen, während Giulia Fiocca, Danilo Donzelli und Matteo Fraterno alles filmen und fotografieren, was geschieht, nicht nur das, was uns begegnet. Ich versuche, ihm zu sagen, dass beobachten, gesehen werden und später sehen lassen, allgegenwärtige und miteinander verflochtene Aspekte bei unseren Wegen der Untersuchung – Handlung – Darstellung sind. Aber jetzt ist es an der Zeit, dass wir aufbrechen. Möge sich der Geist und der Sinn dessen, was wir intendieren, einstellen durch die gemeinsame Erfahrung und duch das Wieder und Weitergeben dieser Erfahrung, die aus der Arbeit dieser wunderbaren Reisegruppe resultiert.


Eine Reise nach Neapel von Philip Ursprung, seit 2011 Professor für Kunst- und Architekturgeschichte der ETH Zürich. Zuletzt erschien von ihm das Buch »Die Kunst der Gegenwart: 1960 bis heute« (München, 2010).

Augenblicke und Jahrtausende von Lorenzo Romito, Mit-
glied des Künstlerkollektivs Stalker, das 1995 gegründet wurde. Die Gruppe will durch kreative Aktionen und künst-
lerische Interventionen nachhaltig das Bewusstsein der lokalen Gemeinschaften für ihr geografisches, soziales und kulturelles Umfeld fördern. Stalker setzt sich besonders
mit räumlichen Erfahrungen in den urbanen Randgebieten auseinander.

Fotografien von Studierenden des Fachbereichs Medienkunst / Künstlerische Fotografie, Professoren Armin Linke und Michael Clegg, Hochschule für Gestaltung Karlsruhe.

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