Fachbeitrag

Automatische Parksysteme
Die High-End-Lösung, aber nicht das Allheilmittel

  • Autor: Dr. Ilja Irmscher

Automatische Parksysteme stellen diejenige Parktechnologie dar, bei der das Auto mit dem höchsten Grad der Mechanisierung und Automatisierung ohne eigene Motorkraft ein- und wieder ausgeparkt wird. Richtig ausgeführt und betrieben sind sie die High-End-Lösung für das Parken. Sie bieten einen besonders großen Parkkomfort, eine optimale Sicherheit für das eingeparkte Auto und seinen Fahrer und nutzen die für die Parkierungsanlage verfügbare Kubatur optimal aus.

Rangfolge

In den meisten Fällen, also unter rein rationalen Gesichtspunkten, wird die Auswahl des geeigneten Parksystems nach dem Grad der Verdichtung des ruhenden Verkehrs getroffen. Es gilt folgende Rangfolge für Parkierungsanlagen insgesamt, wobei in der Regel mit der Verdichtung auch die bau- und anlagentechnischen Investitions- sowie die Betriebskosten pro Stellplatz steigen:

  1. Parken in öffentlichen Straßenräumen und auf Parkplätzen
  2. Überirdische Parkhäuser
  3. Tiefgaragen
  4. Parkbauten mit integrierten mechanischen Parksystemen
  5. Halbautomatische Parksysteme
  6. Automatische Parksysteme in der Bauform von Parkregalen
  7. Automatische Parksysteme in der Bauform von Palettenverschiebesystemen

Planung des gesamten Lebenszykluses

Die Praxis hat gezeigt, dass automatische Parksysteme in allen Phasen – von der Planung bis zum Betrieb – ein besonderes und spezifisches Know-how erfordern, um als ausgereifte technische Lösung genutzt werden zu können. Als besonders sensible Aspekte erweisen sich die Umsetzung einer durchgehend intuitiven Nutzerführung, das Erreichen von Verfügbarkeiten von 99 bis 99,5 Prozent und ein wirtschaftlich langfristig planbarer Betrieb.

Wichtige Eckpunkte bei Planung, Realisierung und Betrieb sind die:

  • verkehrstechnische Planung des Projekts;
  • Definition der einparkfähigen Fahrzeugabmessungen;
  • herstellerunabhängige Parksystemplanung in sinnvollen Grundkonfigurationen;
  • systemlogistische Vordimensionierung;
  • Bestimmung der zielführenden Parksystemarten aus technischer und wirtschaftlicher Sicht;
  • Vorbereitung einer meist funktional offenen, in den wesentlichen Aspekten aber sehr verbindlich gehaltenen Ausschreibung;
  • Entwicklung des Service- und Betriebskonzepts zur Sicherung eines langfristig planbaren Betriebs mit einer qualifizierten Ereignisprotokollierung und Teleservice;
  • Durchführung der Ausschreibung und fachliche Begleitung der Vergabeverfahren;
  • Durchführung aller Abnahmen, so in Bezug auf die Anlagentechnik an sich, die funktionstechnische Abnahme, die Einhaltung der einparkfähigen Fahrzeugabmessungen, die Messung der systemlogistischen Zeiten und die Erfüllung der Anforderungen in Bezug auf Luft- und Körperschall;
  • Übernahme der Dokumentation und Sicherung der Steuerungssoftware;
  • Begleitung der Inbetriebnahme bis zum Erreichen eines stabilen regulären Betriebs und Überwachung der Verfügbarkeit.

Richtig konfigurieren

Bei der Konfiguration eines automatischen Parksystems sollten die Vor- und Nachteile aller in Frage kommenden Parksysteme - konventionell wie automatisch – in einem Variantenvergleich gegenübergestellt und die beste Lösung voll zur Geltung gebracht werden, zumal nicht jedes automatische Parksystem für jeden Standort geeignet ist. Im Vordergrund steht stets das schlüssige Gesamtkonzept und nicht nur die Auswahl des fördertechnisch zweckmäßigsten Anlagentyps. Die tatsächlich zu realisierende Lösung muss für die spezifischen Bedingungen des jeweiligen Standorts konfiguriert und optimiert werden. Neben den technischen und verkehrsplanerischen Aspekten ist dabei auch eine wirtschaftliche Bewertung investiv und betrieblich über den Gesamtzeitraum ihrer geplanten Nutzung erforderlich.

Wesentliche Aspekte bei der Konfiguration und beim Einsatz automatischer Parksysteme sind:

  • Konsequente Anwendung der EN 14010 mit dem daraus abzuleitenden hohen Niveau in Bezug auf die Sicherheit für den Nutzer;
  • Gewünschte Systemdynamik und Redundanzen;
  • Einparkfähigkeit von Autos mit den jeweils zugelassenen Fahrzeugabmessungen und –massen;
  • Nutzung ausschließlich durch einen eingewiesenen Kreis von Nutzern oder Einsatz eines Garagenwarts bei öffentliche Nutzung;
  • Komfortables und sicheres Parken über die Übergabekabinen durch eine durchgehend intuitive Nutzerführung sowie Ein- und Ausfahrt vorwärts;
  • Wertigkeit der architektonischen Integration.

Fazit

Automatische Parksysteme stellen in der Tat die High-End- Lösung für immobilienseitig installierte Parksysteme dar. Sie sind insbesondere dann sinnvoll, wenn der verfügbare Bauraum knapp und teuer ist, und wenn gleichzeitig eine zahlungswillige Nachfrage nach Parkraum besteht. Sie können besondere Komfort- und Sicherheitsbedürfnisse befriedigen. Ihre optimale Realisierung setzt jedoch in allen Phasen eine qualifizierte Projektabwicklung über den gesamten Lebenszyklus voraus. Es entwickelt sich zudem ein möglicher Wettbewerb zur fahrzeugseitigen Automatisierung des Parkprozesses, dessen Dimension noch nicht abschätzbar ist.

Handbuch und Planungshilfe – Parkhäuser und Tiefgaragen
Band 1: Grundlagen für die Planung, Band 2: Bauten und Tiefgaragen Ilja Irmscher (Hg.) mit Ivan Kosarev und Angela Schiefenhövel
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